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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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MacNab.
    Lion blickte sich in dem überfüllten Saal um. Obwohl die Siegesfeier in vollem Gange war, brodelten unter der Oberfläche des Vergnügens dunkle Gefühle, wie die verborgenen Strudel eines düsteren Flusses. Die wahren Anhänger des Earls betranken sich in ihrer üblichen gierigen Art und vergnügten sich so roh wie eine Horde Briganten. Jene, die nicht freiwillig dabei waren, nippten vorsichtig an ihrem Ale, achteten darauf, was sie sagten und wem sie den Rücken zuwandten.
    „Es ist erträglicher als das andere“, sagte Lion.
    „Und das wäre ...?“
    „Soll ich Schutz hinter des Vaters Festungsmauern von Kinduin suchen und warten, bis dieser Pöbel kommt und mich und die meinen belagert?“
    „Hm.“
    „Was sagte unser glorreicher Anführer zu dir?“
    „Er wollte wissen, ob mein Vater die MacNabs zusammenrufen und unter seinem Banner kämpfen würde. Ich ... ich folgte deinem Rat und sagte, ich müsse noch mehr Einzelheiten sammeln, ehe Vater entscheidet.“ Robbie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Was sonst konnte ich tun, nachdem ich hörte, wie es dem Knaben Colin erging? Jeder Mann, der ein Kind in den Kerker wirft und droht, es aufzuhängen, ist ein Teufel der schlimmsten ...“
    „Still“, sagte Lion. „Das ist nicht der Ort für solche Reden.“ Obwohl sie in einer Mauernische am Fenster standen, weit entfernt von den meisten Menschen, war es gefährlich.
    Unwillkürlich suchte sein Blick Rowena. Sie saß mit Lady Glenda auf der Estrade. Für den Augenblick war sie sicher. Trotz der Freude, sie bei sich zu haben, dachte er daran, sie fortzuschicken. Sie hatte zwar der Verlobung zugestimmt, doch hatte er ihr Wanken gesehen, als sie vernahm, dass Colin frei war. Was würde sie tun? Würde sie ihr Versprechen halten?
    „Wo ist der Bursche?“ flüsterte Robbie.
    „Ich habe keine Ahnung.“ Was der Wahrheit nahe kam.
    „Ja, und ich bin der König von Schottland.“
    „Du könntest keine so schlechte Arbeit leisten.“
    „Noch du eine bessere“, sagte Robbie bedeutsam.
    „Das ist das Ale, das dich so reden lässt, mein Junge.“
    „Die Dutzend Männer, die diese Meinung mir gegenüber wagten, schienen ausgesprochen nüchtern“, erwiderte Robbie.
    „Dann sind sie einfältig“, sagte Lion und schüttelte den Kopf. „Und sie sollten besser ihre Zunge hüten, wenn sie wollen, dass sie ihnen erhalten bleibt. Unser Gastgeber hat wenig Sinn für Späße, besonders wenn es um diese Dinge geht.“
    „Verrückt“, sagte der Bursche. „Verrückt wie ein schurkischer Wolf.“
    „Du tust gut daran, wenn du dich in den nächsten Tagen daran erinnerst, und zügle dich, denn er wird nicht aufhören, dich für seine Seite gewinnen zu wollen.“
    „Ihr solltet selbst auf der Hut sein, Mylord. Alexander sagte mir im Vertrauen, er wolle Westray Tower Eneas Gunn schenken und ihm die Befehlsgewalt über seine Landsknechte übertragen.“ Lion pfiff durch die Zähne und blickte zu Gunn hinüber, der neben seinem neuen Herrn stand wie ein Hund, der auf einen Knochen wartete. „Alexander möchte gerne allen zeigen, wie großzügig er jene belohnen kann, die ihm gut dienen.“
    „Ja. Doch da ist noch mehr. Eneas flüsterte dem Earl ins Ohr, dass du etwas mit dem Verschwinden von Colin zu tun haben musst.“
    Lion presste die Lippen zusammen. „Hat er Beweise?“
    „Nein. Bloß einen herzerfrischenden Hass, denn man erwähnte mehrmals, dass er nicht sehr erfreut sei über deine plötzliche Verlobung mit dem Weib seines verblichenen Bruders.“
    „Du hast viel gelernt in den wenigen Stunden“, sagte Lion, um sein Unbehagen zu verdecken. „Möchtest du Arbeit als Spion?“ „Ich dachte, ich hätte bereits eine.“
    Lion lachte vor sich hin. „Ich mag dich, Bursche. Sieh zu, dass dir nichts geschieht, während du hier bist.“
    „Ich bitte Euch um ein Gleiches, Mylord. Und nun verabschiede ich mich, denn für zwei Männer, die sich gerade zufällig bei Hofe kennen lernten, haben wir schon zu lange miteinander gesprochen. Und da sind zwei Mädchen, die zu mir herüberblicken. Es wäre unhöflich, wenn ich sie unbeachtet ließe.“ Er verbeugte sich und schritt pfeifend davon.
    Lion hob den Becher, um den letzten Rest an gewässertem Wein zu leeren. Der Junge hatte Recht. Der Dudelsackspieler spielte eine liebliche Melodie, und Lion hatte noch nicht mit seiner Ver-lobten getanzt. Er stellte den Becher beiseite und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmasse zur Haupttafel. „Lady Glenda.

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