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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Seite. Seine Züge waren hart, das Erbe seiner Wikingerahnen. Seine Haltung war stolz, unbeugsam, doch es waren seine Augen, die ihre Aufmerksamkeit erregten, als er sich plötzlich zu ihr wandte. Sie glühten mit einem Eigenleben, strahlend wie die Fackel, die ein paar Fuß entfernt in der Mauer stak. Dieses Leben, diese Kraft war es, was sie von Anfang an zu ihm zog. Der Zauber war mit dem Schmerz nicht gewichen.
    „Woran denkst du, Mädchen?“ fragte er sanft.
    „Du bist so anders und doch derselbe.“
    „Ich glaube, da liegt etwas Wahres darin.“ Er seufzte und umschloss mit seinen warmen Fingern ihre kalten Hände. „Du fragtest, ob meine Reise nach Frankreich und Italien all dies wert gewesen sei. Auf manche Art, ja, war es das, denn ich zog aus als selbstsüchtiger, verzogener Bursche und kehrte als Mann zurück. Ich hoffe, ich kann nun meine Clansmänner besser führen.“ Sein Griff verstärkte sich für einen Augenblick, und seine Stimme wurde leise. „Doch ich verlor das, was mir mehr bedeutete als alles, was ich gewann. Ich habe dich verloren.“
    „Tu das nicht.“ Sie entzog ihm ihre Hand und wandte sich ab. „Tu das nicht mit mir.“ Bring mich nicht dazu, wieder Liebe zu fühlen.
    „Ich muss.“ Er zog sie an sich, drückte sie gegen seine Brust und legte seine Arme um sie. „Ich bin nicht einer, der ohne Kampf aufgibt, was er haben möchte. Und glaub mir, Mädchen, ich begehre dich.“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die Kraft seiner Worte.
    „Ja“, flüsterte er. Seine Lippen liebkosten ihr Ohr. „Und du begehrst mich auch. Nur bist du zu starrköpfig, um es zuzugeben.“
    „Es ist kein Starrsinn. Ich ... ich habe mich verändert. Ich habe kein Verlangen mehr nach dir ...“ Die Worte gingen in ein Stöhnen über, als er ihr Ohr mit seiner Zunge liebkoste.
    „Nichts hat sich verändert. Ich weiß immer noch, was dir Freude bereitet. Ich kann das jederzeit wieder tun ... wenn du mich lässt.“
    „Halt“, sagte sie, doch so schwach, dass sie kaum ihre eigenen Worte vernahm. „Bitte halt ein.“
    „Wie du möchtest.“ Er lockerte seinen Griff und zwang sie, ihn anzusehen. Seine Hände hatte er leicht um ihre Taille gelegt. „Doch ehe wir wieder hineingehen, werde ich dir sagen, warum ich ohne ein Wort fortging.“
    „Es ist mir gleichgültig“, erwiderte sie und dachte an Padruig. Und an Paddy. Erklärungen konnten nichts ändern.
    „Für mich jedoch nicht. Es ist eine Sache der Ehre, denn ich möchte nicht, dass du denkst, ich sei so gefühllos gewesen, dich zu verlassen.“
    „Ich habe mich schon vor langer Zeit damit abgefunden, dass dein Vater deine Pläne geändert hatte und du keine Zeit hattest, mir Nachricht zu geben.“ Sie hatte sich damit abgefunden, doch sie hatte ihm nicht vergeben, dass er seine Familie über sie stellte.
    „Meine Abreise wurde nicht durch den Willen meines Vaters geändert, sondern durch die Klinge eines Wegelagerers.“
    „Was?“
    „Ich wurde auf dem Weg zu dir angegriffen, und man ließ mich, da man mich tot glaubte, im Wald liegen.“ Lion beobachtete das Spiel der Gefühle in ihren Gesichtszügen: Entsetzen und etwas Unerwartetes - Argwohn.
    „Als ich nach Kinduin kam, hatte niemand diesen Angriff erwähnt.“
    „Du kamst nach Kinduin? Wann?“
    „Am nächsten Tag. Ich ... ich war besorgt, denn ich fürchtete, dass dir etwas zugestoßen sei. Doch man sagte mir, du seist an demselben Tag nach Frankreich gesegelt, an dem wir uns treffen wollten.“
    „Ich bin nirgendwohin gegangen, denn ich war schwer verletzt.“
    „Warum sollten die Wachen mich anlügen?“
    „Weil mein Vater einen weiteren Angriff auf mein Leben fürchtete.“ Es gab noch mehr, doch er war noch nicht bereit, dies mit ihr zu teilen. Nicht, bis sie ihm glaubte. „Niemand sagte mir, dass du gekommen warst, auch war ich nicht in der Lage, zu dir zu gehen.“ Seine Stimme klang verbittert. „Ich hatte Wundfieber und war nicht bei Bewusstsein für eine Woche oder länger. Als ich wieder bei Sinnen war, warst du bereits vermählt.“
    Sie bebte in seiner Umarmung, doch er widerstand dem Drang, sie näher an sich zu ziehen. „Manchmal ist die Zeit wahrlich grausam“, sagte sie.
    „Ja. Doch wir haben eine zweite Gelegenheit erhalten.“
    Rowena schloss kurz die Augen, um den Schmerz zu unterdrücken. Als sie sie wieder öffnete, betrachtete Lion sie immer noch. Sein Ausdruck ähnelte so sehr Paddys, dass ihr der Atem stockte. Ihr Sohn. Lions

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