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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ihn von hier fortschaffen.“ Er kniete im Gras. „Weißt du, wer ich bin, mein Junge?“
    Colin nickte.
    „Dann weißt du auch, dass ich dir nichts Böses will. Haben dich meine Männer gut behandelt? Hast du genug zu essen bekommen?“
    „Der Appetit des Burschen ist armselig“, sagte Wes.
    Colin schnupfte. „Ich möchte zu meiner Mutter.“
    „Ich bin sicher, auch sie will dich sehen“, sagte Lion sanft. „Darum bin ich gekommen, um mit dir darüber zu reden. Kommst du etwas näher und setzt dich zu mir?“
    Colin nickte und schlurfte über die Lichtung. Er blieb vor Lion stehen.
    „Es war eine kühne Tat, die du versuchtest, Colin Ross“, sagte Lion. „Doch ich wünschte, du hättest dich nicht selbst in Gefahr gebracht.“
    „Er hat meinen Bruder getötet, und niemand wollte etwas dagegen tun.“
    „Ja. Wir werden dafür sorgen, dass er bezahlt, doch es kann einige Zeit dauern.“
    „Er hat nicht geweint, Lion“, sagte Wes auf Französisch. „Weder aus Gram noch Angst, doch es nagt an ihm.“
    Lion nickte. Er wollte den Jungen in die Arme schließen, um seinen Schmerz zu erleichtern, doch Colin versuchte, ein Mann zu sein, und er wollte nicht, dass er sich schämte. „Colin, Wes und ich haben noch etwas zu besprechen. Während wir das tun, würdest du meiner Lady Gesellschaft leisten?“ Er blickte in Rowenas blasses, mitleidvolles Gesicht. „Das ist Lady Rowena Gunn. Sie hat einen Jungen, ein wenig jünger als du, und sie vermisst ihn gerade so wie deine Mutter dich.“
    Rowena kniete sich zu ihm und wisperte sanft: „Es würde mich freuen, wenn ich dich umarmen dürfte, Colin.“ Sie breitete die Arme aus, und Colins tapfere Fassade zerbrach. Mit einem kurzen Schluchzen warf er sich in ihre Arme und klammerte sich an sie.
    Lion fühlte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte, als er sah, wie Rowena Colin an sich zog und ihm sanfte, beruhigende Worte zuflüsterte. Einen Augenblick später erhob sich Lion und sah seine Männer an. Alte Kämpen, die dem Tod ohne Wimperzucken ins Angesicht blickten, hatten nun Tränen in den Augen. Er schluckte hart und ging mit Wes einige Schritte. „Meinen Dank, dass ihr ihn aus dem Kerker holtet.“
    „Es war uns ein Vergnügen, glaub mir.“ Wes kniff die Augen zusammen. „Er hätte die Nacht nicht überlebt, denn er sagte, sie hatten Befehl herauszufinden, wer ihn sandte.“
    Lion ballte die Hände zu Fäusten. Wenn er Alexander zu Fall brachte, dann würde er auch diese Zeche mit ihm abrechnen. „Ich möchte wetten, dass ihn niemand schickte. Doch wie, zum Teufel, ist er nach Blantyre gekommen?“
    „Er stahl ein Pferd und folgte der Richtung, aus der der Earl seine Boten sandte, als er William Ross zu sich befahl. Colin war wütend, da sein Bruder Alain Wills Tod nicht rächte.“
    „Er konnte nicht wissen, wie sehr Alain dies wollte. Doch glücklicherweise war er klug genug, meinem Rat zu folgen.“ In dem Augenblick, als Lion von dem Gemetzel in der Abbey gehört hatte, hatte er eine Nachricht zu Wills Nachfolger gesandt mit der Warnung, Alexander anzugreifen, denn dies würde seine Clansleute ebenso zum Tod Verdammen.
    „Ich weiß, es war falsch“, sagte Wes, „doch trotzdem bewundere ich die Tapferkeit des Jungen. Zu denken, dass er fünfzig Meilen ganz alleine ritt.“
    „Und uns beinahe erfolgreich vom Wolf befreit hätte. Wir erhielten letzte Nacht Nachricht von Iain Ross, Colins Onkel. Seine Burg liegt zwanzig Meilen von hier entfernt, in Gien Creagan. Wenn wir den Jungen zu ihm schaffen, wird er dafür sorgen, dass  nichts davon nach außen dringt.“
    „Der Bursche wird froh sein, bei seiner Familie zu sein, doch er fragte nach seiner Mutter.“
    „Zu gefährlich. Alexander sandte Truppen seiner Stewarts aus, um Styore Castle zu beobachten.“
    „Denkst du, dass er die Rosses deswegen für vogelfrei erklären wird?“
    Lion wünschte es zu wissen. Fergus, Anführer des Clans Ross, war Colins entfernter Onkel und ein sehr einflussreicher Mann. „Alexander hofft, der alte Fergus gesellt sich zu seinen Truppen hinzu. Es wäre unvernünftig von ihm, Fergus abspenstig zu machen, indem er seine Verwandten angreift, doch in letzter Zeit war Alexander nicht allzu vernünftig, und MacPherson trägt auch noch dazu bei. Er ist dafür, sofort loszuschlagen und die kleineren Clans anzugreifen und sie zu zwingen, sich Alexander anzuschließen.“
    „Verdammt. Wenn das geschieht, was sind deine Pläne?“
    „Ich müsste Blantyre verlassen. Es ist

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