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Schreckensbleich

Schreckensbleich

Titel: Schreckensbleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Urban Waite
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legte sie seiner Frau hin.
    Wegen des Verkehrs brauchte er fast vierzig Minuten für die Fahrt nach Emerald Downs, wo die Pferderennen in Auburn stattfanden. Er war sich nicht ganz klar darüber, was er eigentlich tat, doch schließlich musste er irgendetwas tun.
    Die Pferde liefen nicht, doch als er seinen Stern vorzeigte, ließ der Wachmann am Tor ihn durch und fragte: »Ist der aus ’ner Cornflakes-Schachtel?«
    Drake ging zum Rand der Rennbahn, lehnte sich auf das Geländer und schaute auf die Sandbahn hinunter. Der Boden war ganz glatt, als wäre er geharkt worden. Einer der Angestellten kam herüber und wies ihm den Weg zu den Ställen.
    Die Boxen waren alle leer, aber Drake fand einen Mann, der die Böden mit einem Schlauch abspritzte.
    »An welchen Tagen finden hier Rennen statt?«
    Der Mann sah auf und ließ die Spritzdüse los.
    »An welchen Tagen finden hier Rennen statt?«, fragte Drake noch einmal.
    »Normalerweise am Sonntag, aber ab und zu veranstalten sie auch mal unter der Woche ein paar Rennen.«
    »Kann man da gut wetten?«
    »Nicht, wenn Sie Ihr Geld behalten wollen.«
    »Guter Tipp.«
    »Ich arbeite jetzt schon fast zehn Jahre hier, und es ist der beste, den ich habe.«
    »Wie viele Pferde kommen denn hier so durch?«
    »An ’nem Tag, wo viel los ist, zweihundert oder mehr.«
    »Stellen Sie die alle hier ein?«
    »Letztendlich bringen wir sie in Schichten rein. Wenn sie verlieren, sind sie normalerweise sowieso schnell wieder weg.«
    Der Mann machte sich wieder daran, die Böden abzuspritzen. »Kennen Sie vielleicht irgendjemanden, mit dem ich reden könnte, der ein bisschen was vom Reiten versteht?«, erkundigte sich Drake.
    Wieder ließ der Mann den Druckhebel der Düse los. »Für welche Art von Reiten interessieren Sie sich denn?«
    »Springen und so. Hindernisse.«
    »Das Beste, was mir dazu einfällt«, meinte der Mann, »ist dieser Stall hier in der Nähe. Ein paar von den Pferdebesitzern haben ihre da stehen. Ist ’n kleiner Betrieb, aber das sind nette, anständige Leute. Haben ’ne kleine Reitbahn auf ihrem Gelände, die können Ihnen ein bisschen mehr erzählen als ich.«
    Drake hielt sich an die Wegbeschreibung, die ihm der Mann gegeben hatte, fuhr die paar Kilometer den Highway hinauf und bog an der nächsten Ausfahrt ab. Es war nicht gerade das hübscheste Stück Land, das er je gesehen hatte, das schlimmste aber war es auch nicht. Güterzuggleise verliefen parallel zum Highway, und dort, wo die Straße sie überquerte, hatte der Regen den Boden mit alten Zeitungen beklebt. Zigarettenstummel, Pappbecher, alles an den Straßenrand geschmissen, wenn die Schranken sich senkten und die Züge durchfuhren.
    Er fuhr ein paar Kilometer weiter, kam an einem Schrottplatz und einer langen Weidefläche vorbei, auf der er Kühe grasen sah. Dort, wo die Häuser standen, konnte er Bäume sehen, Erlen, Eschen und ein paar krumme Kiefern. In der Ferne erhob sich ein Hügel, und dahinter, dachte er, mussten wohl der Freeway und die Meerenge sein. Die ganze Gegend bestand aus tiefliegenden Feuchtgebieten und Wiesen. Ein Geruch von nassen Grassoden und faulender Erde lag in der Luft. Er konnte ihn schmecken, und er fuhr die Straße hinunter und fragte sich, was wohl nötig war, damit man sich an einem Ort wie diesem zu Hause fühlte.
    Ehe er abbog, überprüfte er noch einmal die Adresse. Das Haus lag unterhalb der Straße in einer kleinen Senke, die sich ein ganzes Stück hinzuziehen schien, dorthin, wo seiner Schätzung nach die Reitbahn und der Stall sein mussten. Vor der Garage sah er einen schwarzen Lincoln in der Einfahrt stehen, und hinter der Hausecke einen silbernen Pferdeanhänger.
    Als er aus dem Wagen stieg, sah er eine Hand an einem der Rollos. Er rückte seinen Hut gerade und zog sein Hemd zurecht, damit es nicht an der Waffe hängenblieb und hochrutschte. Eine dünne Frau empfing ihn an der Tür. Ihrem Aussehen nach schätzte er sie auf Mitte vierzig. Sie war gut in Form, und er dachte bei sich, dass sie vielleicht auch älter sein könnte, doch man sah es ihr nicht an. Er hatte zweimal klingeln müssen, ehe sie öffnete. »Ich wollte fragen, ob ich vielleicht kurz reinkommen kann«, sagte Drake. »Ich würde gern ein bisschen übers Reiten wissen.«
    »Wir sind keine Reitschule.«
    »Ich weiß«, erwiderte Drake, »aber ich habe mich auf der Rennbahn erkundigt, und die haben mich hierher geschickt, und ich würde Sie gern ein paar Sachen fragen.«
    Die Frau schien zu zögern, doch

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