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Schrei in der Nacht

Titel: Schrei in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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rufe ich Sie an, und Sie und Emily können entscheiden, ob Sie mit mir vorliebnehmen oder lieber in ein Restaurant gehen möchten, wo es wahrscheinlich viel lustiger sein wird.«
    Sie fürchtete, verbittert zu klingen. Was ist bloß mit mir los? dachte sie ärgerlich.
    Mark nahm ihre Hände in seine eigenen. »Wir werden kommen, Jenny, egal ob Erich zu Hause ist oder nicht.
    Wenn er eine von diesen Phasen hat, kommt man ihm am besten nicht zu nahe, das gilt auch für mich. Danach ist er aber wieder all das, was man sich nur wünschen kann, einsichtig, großzügig, zuvorkommend. Geben Sie ihm die Chance, den morgigen Tag zu überstehen, und warten Sie, ob er danach wieder der wahre Erich ist.«
    Mit einem schnellen Lächeln drückte er ihre Hände zusammen, ließ sie los und ging. Seufzend trat sie ins Haus, Elsa hatte schon den Mantel an. Tina und Beth saßen mit Buntstiften in der Hand im Schneidersitz auf dem Fußboden, »Dady hat uns neue Malbücher mitgebracht«, rief Beth. »Sind sie nicht schön?«
    »Mr. Krueger hat eine Nachricht für Sie dagelassen.«
    Elsa zeigte auf einen verschlossenen Umschlag auf dem Tisch.
    Jenny sah die Neugier in ihren Augen. Äußerlich gelassen nahm sie den Umschlag und steckte ihn in die Tasche. »Danke.«
    Als die Tür hinter der Putzfrau zuging, holte sie den Umschlag heraus und riß ihn hastig auf. Auf dem Blatt Papier stand nur ein einziger Satz in Erichs übergroßer Schrift: »Du hättest nicht ohne mich anfangen sollen zu reiten.«
    »Mami, Mami!« Beth zupfte an ihrer Jacke. »Du siehst krank aus, Mami.« Sie versuchte zu lächeln und sah auf das bekümmerte Gesichtchen hinunter. Tina stand jetzt mit zuckenden Lippen neben Beth und schien jeden Augenblick losweinen zu wollen.
    Jenny knüllte das Blatt zusammen und schob es in die Tasche. »Nein, Liebes, mir geht es gut. Ich habe mich nur ein bißchen unwohl gefühlt, aber es ist schon wieder vorbei.«
    Sie sah, daß sie Beth nicht überzeugt hatte. Als sie Erichs Worte gelesen hatte, war eine Welle von Übelkeit in ihr aufgestiegen. Großer Gott, dachte sie, das kann doch nicht wahr sein. Erich wollte nicht, daß ich zu Kirchenversammlungen gehe. Er wollte nicht, daß ich den Wagen benutze. Jetzt will er nicht mal, daß ich Reitstunden nehme, während er malt.
    Erich, verdirb es bitte nicht, protestierte sie stumm. Du kannst einfach nicht alles haben. Du kannst dich nicht irgendwo im Wald vergraben und malen und auch noch erwarten, daß ich mit gefalteten Händen zu Haus sitze und auf dich warte. Du kannst nicht so eifersüchtig sein, daß ich mich davor fürchte, so zu sein, wie ich bin!
    Sie blickte sich gehetzt um. Sollte sie eisern sein, ihre Sachen packen und nach New York zurückfahren? Falls ihre Ehe nicht in die Brüche gehen sollte, mußte er einen Psychiater aufsuchen, mußte irgendwo Hilfe finden, um seinen Besitzdrang zu überwinden. Wenn sie ginge, würde er zumindest wissen, daß sie es ernst meinte.
    Aber wohin sollte sie gehen? Und wovon sollte sie leben?
    Sie hatte keinen einzigen Dollar in der Tasche. Sie hatte kein Geld für die Fahrt, keinen Platz, wo sie hingehen konnte, keine Arbeit. Und sie wollte ihn nicht verlassen.
    Ihr war, als müßte sie sich gleich übergeben. »Ich bin gleich wieder da«, flüsterte sie und rannte nach oben. Im Badezimmer hielt sie einen Waschlappen unter kaltes Wasser, wrang ihn aus und wischte sich das Gesicht ab.
    Im Spiegel sah sie, daß sie ganz grau war.
    »Mami, Mami!« Beth und Tina waren auf dem Flur.
    Sie waren ihr nach oben gefolgt.
    Sie kniete sich hin, zog sie an sich und umarmte sie leidenschaftlich.
    »Mami, du tust mir weh«, protestierte Tina.
    »Entschuldige, Kleines.« Der Kontakt mit den warmen, zappelnden Körpern stellte ihr Gleichgewicht wieder her. »Ihr zwei habt euch eine schöne Mutter angelacht«, sagte sie.
    Der Nachmittag schleppte sich dahin. Um die Zeit totzuschlagen, setzte sie sich mit den Mädchen ans Spinett und fing an, ihnen den Unterschied zwischen den verschiedenen Noten begreiflich zu machen. Ohne die Gardinen konnte man aus den Wohnzimmerfenstern schauen und den Sonnenuntergang sehen. Der Wind hatte die Wolken fortgetrieben, und der Himmel mit seinen malvenfarbenen, goldenen und rosa Streifen strahlte eine kalte Schönheit aus.

    Sie ließ die Kinder auf die Tasten hämmern und ging zur Küchentür, die zur Westseite der Veranda führte. Die Schaukel schwang sanft hin und her. Ohne auf die Kälte zu achten, blieb sie auf der Veranda

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