Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Online-Unternehmen, neben Zalando etwa babymarkt, den Edelfleischanbieter Otto Gourmet, sowie den Kaffeehändler Coffee Circle. Seit dem Einstieg bei Rocket Internet finden sich auf der Tengelmann-Liste auch deren Unternehmen, wie fabfurnish.com , Zalandos russische Schwester lamoda.ru , mebelrama.ru , das australische Zalando zanui.com.au und vor allem in zalora.com : »Asia’s biggest Online fashion store« ist in Malaysia, Singapur, Indonesien, Thailand, Philippinen, Vietnam, Taiwan und Hongkong aktiv, in einer höchst attraktiven Wachstumsregion. Nach Medienberichten soll es 2012 allerdings 70 Millionen Euro Verluste eingefahren haben. Dennoch steckte Haub im Mai 2013 zusammen mit Zalandos Haupteigentümer Kinnevik und dem Investoren Summit Partners weitere 100 Millionen Dollar (rund 77,5 Millionen Euro) in das 2002 gegründete Unternehmen von Samwers Rocket Internet. Keine schlechte Beteiligungspalette für einen Unternehmer, der vier Jahre zuvor von Online noch nichts wissen wollte.
Haub gibt den abgeklärten Langstreckenläufer unter den Investoren: »Wir haben keinen Zeithorizont und wir haben keine Eile. Wir müssen keine Fondsinvestoren zu bestimmten Zeitpunkten mit Renditen bedienen. Ob es vorstellbar ist, dass wir in 20 Jahren immer noch bei Zalando engagiert sind? Warum denn nicht!« Den Kritikern, die Zalando die Fähigkeit absprechen, jemals attraktive Gewinne erzielen zu können, rät er zu Gelassenheit: »Fünf bis sechs Jahre muss man einem Unternehmen wie Zalando schon geben, um in die Gewinnzone zu kommen. Amazon hat zehn Jahre gebraucht und bis dahin 3,5 Milliarden Dollar verbrannt.«
Dass man als Investor mit jungen Online-Unternehmen viel Geld verdienen kann, hat er schon erlebt. Vielleicht rührt auch daher seine Gelassenheit. Denn das Projekt »Neue Handelswelt« hatte für die Familie gleich unverhofft mit einem Hauptgewinn begonnen: Kaum war Tengelmann bei Zalando eingestiegen, engagierte sich der Risikokapital-Arm der Gruppe auch beim Berliner Shoppingclub brands4friends. Über dieses Unternehmen sprach damals die Community, auch die Zeitungen berichteten reichlich über brands4friends als das ganz große nächste Ding am Konsumhimmel. Zalando dagegen war lediglich ein Randthema. Nur wenige Monate nach Tengelmanns Einstieg allerdings wollte die Deutschland-Filiale des ebay-Konzerns brands4friends 2009 das Unternehmen unbedingt haben – und machte den Eigentümern ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten. Jedenfalls haben sie es nicht abgelehnt. Und das hat sich für Haub und die anderen Investoren gelohnt, auch wenn keine Zahlen zum Verkaufspreis veröffentlicht wurden. Heute ist Zalando überall ein Thema – und die ebay-Abteilung brands4friends ist in den Medien derzeit nur noch eine Randerscheinung. So schnell dreht sich das im Web 2.0.
Dass inzwischen auch eine der Tengelmann-Beteiligungen ihren Betrieb einstellen musste, kann Haubs Spaß an jungen Firmen in Europa und den USA nicht trüben: »Wir lernen wahnsinnig viel aus diesen Beteiligungen. Wenn wir die nicht hätten, wäre uns die wahre Dynamik, mit der das Online-Geschäft den Einzelhandel gegenwärtig verändert, wahrscheinlich bis heute nicht ganz klar«, sagte er schon 2011 im Interview mit der »Welt am Sonntag«. Und bei seiner Beschreibung der Akteure auf diesem neuen Markt, schimmert irgendwie das Bild Oliver Samwers durch, obwohl der Name überhaupt nicht fällt: »Viele dieser jungen Firmengründer versuchen, mit sehr viel Power und Kreativität herkömmliche Anbieter vom Markt zu fegen. Darauf legen sie es regelrecht an, das macht ihnen Spaß. Und das ist ja im Schumpeterschen Sinne auch völlig in Ordnung.«
Der Druck, das Tempo und das Selbstbewusstsein, das die Zalando-Initiatoren an den Tag legen, gefällt Haub, Vorwürfe von Größenwahnsinn berühren ihn wenig: »Wir wissen ja, dass ein Rollout sehr schnell gehen muss, damit man da ist, bevor die Konkurrenz sich in einem Markt breitmachen kann. Wir haben innerhalb von zehn Jahren 1 000 KiK-Geschäfte eröffnet und innerhalb von acht Jahren 1 000 Tedi-Filialen. Immer, um selber den Markt zu besetzen«, so Haub. »Man muss blitzschnell sein. Egal, was es kostet.«
Auf dem Deutschen Handelskongress in Berlin im November 2012 vermittelte Haub seinen Kollegen jedenfalls nicht die Illusion, dass es einfach sei, schnell im Onlinegeschäft erfolgreich zu sein: »Für uns stationäre Händler ist das alles Neuland, das haben wir nicht gelernt«, sagte er vor
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