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Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)

Titel: Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hagen Seidel
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in Berlin. Es ist so eine Art Rocket Internet-Uniform, eigentlich sogar für weite Teil dieser Szene. Der inzwischen verstorbene Apple-Boss Steve Jobs trat bei seinen legendären Produkt-Präsentationen schließlich auch immer im schwarzen Pulli auf. Besaß der Guru der iPhone- und iPad-Generation überhaupt ein Sakko?
    Ganz so wild will es Karl-Erivan Haub denn doch nicht treiben. Zur Begrüßung der Teilnehmer trägt er Anzug, hat aber immerhin die Krawatte weggelassen. Oliver Samwer, der nach ihm auf der Bühne stehen wird, hat selbstverständlich die Pullover-Uniform gewählt. Als wolle er schon durch die modischen Unterschiede deutlich machen, dass hier zwei Welten aufeinandertreffen, die doch gemeinsam auf E-Commerce-Mission sind.
    Von einem clash of cultures will Haub wegen der Unterschiede zwar nicht sprechen. Aber die ersten Kontakte mit den Zalando-Leuten waren schon ungewöhnlich genug, um bei Haub in Erinnerung zu bleiben. So ähnlich wie später bei Mönchengladbachs Oberbürgermeister, als die »Boyband« den Logistik-Bauplatz besichtigte.
    »Die erfolgreichen Leute bei den Onlinehändlern sind halt irgendwie anders als wir. Spontaner, vielleicht offener. Und sie haben auch eine ganz andere Sprache«, sagt Haub (Interview WELT 2011). Als kurz nach seinem Einstieg bei Zalando eine Delegation von Onlinehändlern in Tengelmanns Zentrale in Mülheim, der hundert Jahre alten, ehemaligen Wissoll-Schokoladenfabrik, zu Besuch war, drückte einer der Pullover-Manager seine Bewunderung für diese Architektur aus einer früheren Version der analogen Wirtschaftswelt so aus: »Geiler Campus hier!» Karl-Erivan W. Haub staunte: »Das hatte vorher noch nie jemand gesagt.«
    Zalando-Geschäftsführer Robert Gentz erinnert sich an den ersten Kontakt mit Haub: »Das erste Treffen war für uns sehr faszinierend. Und für ihn wahrscheinlich auch. Herr Haub als klassischer Händler hatte eine ganz andere Herangehensweise, andere Vorstellungen vom Tempo, von Abläufen – und er benutzte ganz andere Begriffe als wir.« Der abwägende Risikokalkulator, der lieber mit einer Investition noch wartet, wenn sie noch nicht perfekt vorbereitet ist, trifft die atemlosen Eroberer, die unbedingt die neuen Märkte besetzen wollen, bevor es jemand anderes tut. Zwei Welten treffen aufeinander.
    Immerhin waren die hungrigen Internet-Krieger klug genug zu erkennen, dass jemand aus der alten Welt wie Haub ihnen nicht nur finanziell nutzen könnte. Denn der Tengelmann-Chef verkörpere »unglaublich viel Handelserfahrung. Da ergänzte sich was«, erinnert sich Zalando-Gründer Schneider, »das war schon spannend.«
    Und hilfreich. »Selbstverständlich haben wir von Tengelmanns Erfahrungen profitiert, da konnten wir viel lernen«, ergänzt Geschäftsführer Rubin Ritter. »Und natürlich haben wir die Tengelmann-Leute gefragt, als wir unseren neuen Logistikstandort geplant haben. Die haben schließlich schon reichlich Läger gebaut.« Ins operative Kerngeschäft allerdings, also den Handel im Netz, hätten sich die Investoren nie einzumischen versucht. Auch Haub nicht.
    Was macht denn diese Zalando-Leute aus, Herr Haub? »Der unbedingte Wille, erfolgreich zu sein und zu gewinnen. In ihrem Feld die Konkurrenz zu beherrschen oder am besten erst gar keine Konkurrenz aufkommen zu lassen.« Das gefällt ihm, das sei Unternehmertum. »Sie arbeiten gegen den Mainstream, das spürt man. Dass sie nicht von allen ernst genommen, sondern von einigen Etablierten noch belächelt werden, stachelt sie noch mehr auf. Sie sagen sich: Wir zeigen es denen, wir werden es ihnen beweisen! Auch das zieht junge Talente an.« Das Acht-Stunden-Denken gebe es dort nicht. »Die sind auf einer Mission und arbeiten Tag und Nacht«, sagt er und ergänzt lächelnd: »Die sind ja auch noch jung.«
    Deshalb lässt er sie machen, die Jungen, die in dieser Disziplin einfach besser sind. Die anderen Investoren machen es ähnlich, wie Zalando-Geschäftsführer Rubin Ritter bestätigt: »Wir haben nicht regelmäßig alle zwei oder vier Wochen Meetings mit unseren Gesellschaftern. Stattdessen treffen wir Entscheidungen gemeinsam, wenn sie getroffen werden müssen. Geschäftsführer und Gesellschafter sind da genau so dynamisch wie das Geschäft.« (Interview WELT)
    Haub betrachtet den Onlinehandel als nichts weniger als einen Evolutionssprung für seine Branche. Um die Dramatik der Veränderungen zu verdeutlichen, nutzt er gern den Begriff »Handel 4.0«: Handel 1.0 war nach der

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