Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
bei mir.«
Genau das bereitet vielen herkömmlichen Händlern offenbar Schwierigkeiten: Sie wollen zu früh Synergien aus dem Betrieb beider Kanäle ziehen. Und hindern die Internetsparte somit daran, sich der Online-Umwelt entsprechend zu entwickeln und auszurichten. Und dann haben sie gegen die Amazons oder Zalandos dieser Welt keine Chance.
Die Kunst ist es, die herkömmliche und die neue Handelswelt innerhalb eines Konzerns so zu kombinieren, dass man in beiden Vertriebskanälen exzellent ist und nur dort Synergien hebt, wo es der Kunde nicht bemerkt. Wenn überhaupt. »Unsere Synergien sind Know how-Synergien, aber keine finanziellen«, sagt Haub.
Gelohnt hat sich Haubs Zalando-Engagement dennoch schon jetzt, auch finanziell. Nach dem Einstieg 2009 kam er zeitweise auf einen Anteil von zehn Prozent. Als im Herbst 2012 die schwedische Investmentbank Kinnevik ihren Anteil um zehn Prozentpunkte aufgestockt hat, gab Haub ebenso wie Holtzbrinck Ventures und Rocket Internet einen Teil seines Zalando-Paketes ab. Kinnevik zahlte nach eigenen Angaben für ein Zehntel Zalando 287 Millionen Euro. Rechnet man diesen Preis auf das Gesamt-Unternehmen hoch, wäre Zalando um Oktober 2012 rund 2,8 Milliarden Euro wert gewesen, ohne auch nur einen Euro Gewinn erzielt zu haben. Kinnevik-Chefin Mia Brunell Livfors war es das wert, für sie ist Zalando »Europas führender Online-Schuh- und Modehändler«. Und deshalb sicherte sich Kinnevik gleich noch eine Option auf weitere Zalando-Anteile im Wert von 100 Millionen Euro, was dreieinhalb zusätzlichen Prozentpunkten entspricht. Ende Juni 2013 zog Kinnevik diese Option zu denselben Konditionen wie sie schon im Oktober 2012 gegolten hatten. Auch diese Anteile kamen von den frühen Eigentümern Tengelmann, Holtzbrinck und Rocket. Da der »Festpreis« Teil des zweistufigen Zukauf-Deals der Schweden war, wurde Mitte 2013 der Wert von Zalando leider nicht aktuell neu hochgerechnet. Er lag damit immer noch bei 2,8 Milliarden Euro. Einige Bank-Analysten indes halten diese Summe für viel zu niedrig. Die US-Großbank Goldman Sachs etwa taxierte den Wert Zalandos in einer Analyse des Kinnevik-Portfolios gar auf gigantische neun Milliarden Euro. Was viele Experten nun wiederum für zu hoch halten.
Der Tengelmann-Chef hat nie öffentlich darüber gesprochen, welchen Preis er für sein Zalando-Paket bezahlt hat. Erstmals bestätigt sich bei den Recherchen für dieses Buch, dass sich das Engagement schon jetzt gelohnt hat, weil er so früh eingestiegen ist. Und das, obwohl Zalando weiterhin Geld verbrennt. Denn aus dem Unternehmen war hinter vorgehaltener Hand zu erfahren, dass Haub einen »niedrigen zweistelligen Millionenbetrag« investiert hat. »Das war mehr, als Zalando für dieses Jahr überhaupt an Umsatz erwartete«, ist zu hören. Tatsächlich erzielte der Versender in Haubs Einstiegsjahr 2009 rund sechs Millionen Euro Umsatz. Folglich hat Haub auf jeden Fall mehr als sechs, wahrscheinlich eher zehn, zwölf oder noch mehr Millionen Euro investiert. Angesichts dieser Zahlen war Haubs Einsatz tatsächlich sehr mutig, fast schon wagemutig. Entsprechend wenig begeistert sollen die Tengelmann-Gremien zunächst gewesen sein, als Haub mit diesem Investitionskonzept für einen Verlustbringer kam. Für Zalando allerdings bedeuteten die Tengelmann-Millionen einen Quantensprung – denn bisher hatte es gerade 300 000 Euro Investorengeld eingesammelt. Damit waren jetzt genügend Mittel für die ganz große Expansion vorhanden.
Auch wenn Tengelmann sich weiterhin nicht zu den Summen äußert, kann man einigermaßen seriös eine Rechnung aufmachen, die eine gigantische Wertsteigerung von Haubs Einsatz bei Zalando zum Ergebnis hat: Tengelmann startete also Ende 2009 mit einem Zalando-Anteil von rund zehn Prozent. Rechnen wir mal vorsichtig, dass Haub dafür den niedrigsten denkbaren zweistelligen Millionenbetrag bezahlt hat, nämlich zehn Millionen Euro. Setzen wir nun dagegen, dass Kinnevik 2012 für die Aufstockung um zehn Prozent der Anteile 287 Millionen Euro bezahlte, dann hat sich der Wert von Haubs Zalando-Anteil innerhalb dieser drei Jahre um das 28fache erhöht. Wohlgemerkt bei konservativer Kalkulation! Wahrscheinlich liegt der Geldvermehrungsfaktor noch höher. Jedenfalls ist es eine Wertsteigerung, die kaum ein Private Equity-Investor – gemeinhin auch »Heuschrecke« genannt – erreicht.
Was mag das in Euro heißen? Zwischenzeitlich hatte Haub mehrmals kleinere Anteile seines
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