Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
hatte den Onlinetrend lange ignoriert. Inzwischen ist das Unternehmen aufgewacht und investiert viel Geld in den E-Commerce. Vielleicht können sie irgendwann beides exzellent: ihr angestammtes Laden-Geschäft und den neuen Onlinehandel. Und dann sind plötzlich die Pure Players wie Amazon oder Zalando die Gejagten.
»Die überholen rechts«, glaubt Hafner. »Das kann aber drei bis fünf Jahre dauern. Wenn dieses Unternehmen beschlossen hat, etwas zu schaffen, dann bringen sie die Kraft auch auf die Straße.« Vorstand und Aufsichtsrat von Wal-Mart hatten das Thema Online jetzt ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. So laufen jetzt Tests, bei denen der Kunde im Store jedes Produkt, das er haben will und in seinen Einkaufswagen legt, scannt. Damit ist es praktisch schon bezahlt; gleichzeitig gibt es auf dem Monitor Informationen zum Produkt bis hin zum kurzen Video. Am Ende des Einkaufs muss er sich nicht lange an der Kasse anstellen, der Wagen wird lediglich einer kurzen Plausibilitätsprüfung unterzogen – das war’s. So bringt es einen Bequemlichkeitsvorteil für die Kunden, der Händler spart dazu irgendwann auch noch Kassenpersonal ein. Und – nicht zu unterschätzen – durch den Einsatz des Smartphones mit einer ganz neuen Anwendung holt diese Art des Einkaufs vielleicht sogar die Generation Smartphone ab, denen Einkaufen im Laden als hoffnungslos »old school« erscheint. Es ist zumindest ein ernst zu nehmender Versuch, digital natives für den klassischen Einkauf im Laden zu begeistern. Es ist bemerkenswert, dass mit Wal-Mart in den USA und Tesco in Großbritannien ausgerechnet zwei riesige Handelsketten aus der Lebensmittel-Ecke jetzt den Zug der Zeit erkannt haben und in eine Melange aus Offline und Online investieren, obwohl die digitale Revolution bei Essen und Trinken wohl zuletzt ankommen dürfte. Wichtig für Zalando und seine Geschwister in den Schwellenländern: Wal-Mart und Tesco verkaufen auch Textilien, könnten also irgendwann auch mal Konkurrenten werden. Vor allem sind es zwei finanzkräftige Ketten, die sich solche Versuche leisten können. Tesco gilt zudem weltweit als Benchmark in Weitsicht und strategischen Planung sowie deren konsequente Umsetzung im Einzelhandel.
Aber muss bald jeder Händler unbedingt Multichannel anbieten? »Natürlich kann ein Unternehmer auch zu der Erkenntnis kommen, dass es sich für seine sechs Läden nicht lohnt, einen Internet Shop aufzubauen«, sagt C&A-Mann Rothberger, »das ist auch völlig in Ordnung, wenn es eine bewusste Entscheidung statt eines ängstlichen Nicht-Entscheidens ist und der Unternehmer sein stationäres Ladenkonzept auf seine Internetabstinenz abstimmt. Also etwa durch tollen Beratungsservice.«
So sieht es auch Hafner: »Stationär allein kann funktionieren, wenn der Unternehmer investiert, sich Gedanken macht und seine Produkte ideenreich inszeniert und er gutes und freundliches Personal hat: Die große Edeka-Supermärkte zeigen es ja. Die Kunden gehen dort gerne einkaufen und sie bezahlen gerne. Wenn das Erlebnis gut ist und ein gutes Gefühl macht, fragen die Kunden nicht nach dem Preis.«
Shoppen in der Straßenbahn
Wer den Einkauf zu Hause am PC für schrecklich cool und modern hält, der ist inzwischen schon wieder von gestern. Längst ist M-Commerce der neue Trend, einkaufen unterwegs über das Smartphone oder den Tablet Computer. In der Straßenbahn, am Strand, bei Starbucks, in der Kaffeepause in der Betriebskantine – überall.
»Smartphone und Tablet nehmen schon jetzt explosionsartig zu«, weiß Esprit-Mann Michelberger. Er könne sich vorstellen, in seinem Unternehmen in fünf Jahren über die Tablets ähnlich viel Umsatz zu machen wie bisher über klassische PCs.
Allerdings muss der Händler für das Smartphone als Anbieter etwa von Textilien oder Schuhen wirklich relevant sein, sonst kommen nicht genügend Interessenten auf die mobile Seite. Und die Darstellung auf dem Display muss noch verbessert werden. Bisher ist die Conversion Rate – also der Anteil jener Besucher, die tatsächlich etwas kaufen – auf dem Smartphone auch noch deutlich niedriger als über andere Geräte.
Aber der Traffic, also das Nutzeraufkommen, steigt stärker als die Zahl der Geräte. Was wohl bedeuten dürfte, dass die Käufer erst nach und nach entdecken, was mit den kleinen Geräten alles geht. Das spricht dafür, dass der mobile Einkauf höhere Wachstumsraten vor sich haben dürfte als der Onlinehandel insgesamt. »Viele Händler
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