Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
in das Reich ewiger Verdammnis, wo Chaos und Zerstörung regieren. Kalter Wahnsinn in seiner reinsten Form.
„Hau ab“, ist alles, was meinem überforderten Gehirn einfällt, während der Rest von mir gegen die Wellen der Angst und Verzweiflung ankämpft, die der Hellion aussendet wie radioaktive Strahlung.
„Nicht, bevor ich nicht habe, was ich will.“
Ich frage nicht, denn ich weiß genau, wovon er spricht. Das Warum aber bleibt nach wie vor ein Geheimnis. Er hielt es bisher nicht für nötig, mich darüber aufzuklären, und tut es wohl auch jetzt nicht. Ich könnte versuchen, es herauszubekommen, doch Hellions geben niemals Informationen raus, die ein anderer braucht, ohne dafür etwas zu verlangen. Und ich habe nicht vor, den Preis zu bezahlen.
„Wie stellst du dir das vor?“
Er kommt einen Schritt auf mich zu, und ich stehe auf, während mein Herz wie verrückt pocht. Ich will zurückweichen, aber es ist keine Ecke erreichbar, in der ich mich verkriechen könnte, und die Kante des Tisches sticht mir bereits in den Rücken. „Ich packe dich, während du dich mit Händen und Füßen wehrst, und nehme dich mit in die Unterwelt, wo ich mich gut um dich kümmern werde – nun ja, bis das nächste neue Spielzeug mein Interesse an dir schwinden lässt.“
„Gut, aber wie willst du verhindern, dass ich fliehe?“ Ich bin erstaunt über meine eigene Courage. Ich versuche, Zeit zu schinden. Doch wozu? Bis die Kavallerie kommt? Oder eine geniale Idee? Gleichzeitig versuche ich auch, ihm wertvolle Informationen zu entlocken.
„Oh, sei unbesorgt. Ein paar Stunden in meiner Obhut, und du wirst nicht mehr die Kraft haben, wieder in die Menschenwelt zurückzukehren. Kein Schlaf und auch keine Nahrung, bis ich deinen kleinen schwachen Körper genauso gebrochen habe wie deinen Geist, und dann … ach, im Grunde kann dir egal sein, was danach mit dir geschieht. An diesem Punkt realisierst du es ohnehin schon nicht mehr.“
„Du brichst mich nicht.“ Ich höre mich sehr viel überzeugter an, als ich es tief in mir bin. Aber mich durchflutet jetzt diese eigenartige Ruhe. Es fühlt sich beinahe an wie Schicksalsergebenheit. Ich kann ihn nicht besiegen, und ich werde auf keinen Fall nach Hilfe rufen und meinen Retter mit in den Abgrund reißen. Und das bedeutet, er hat gewonnen, noch bevor die Schlacht überhaupt angefangen hat. Also welchen Grund hätte ich, gegen ihn zu kämpfen?
Dann steht er direkt vor mir, und seine Hände sind zu hässlichen, gefährlichen Klauen geworden. Er greift nach meinem Arm, und seine Krallen bohren sich in mein Handgelenk. Und plötzlich erinnere ich mich wieder an den Grund, warum ich kämpfen sollte.
Es ist der Schmerz, der mich in dem Moment durchzuckt, in dem meine Haut aufreißt. Ich krümme mich, kann kaum noch atmen, es ist, als würden tausend Volt durch meinen Körper gejagt werden. Avari ist der Blitz und ich der Baum, und es geht immer weiter, jedem Stromschlag folgt sofort der nächste.
Schmerz, überall. Ich kann mein eigenes verbranntes Fleisch riechen, meine Haare durch die Hitze knistern hören. In meinem Spiegel an der Wand sehe ich nichts dergleichen, aber ich spüre jede Einzelheit der gnadenlosen Qual. Das Leben besteht nur noch aus Feuer, und ich füttere es. Mit mir selbst. Wie eine Fackel, die lichterloh brennt, zischt, qualmt und doch niemals erlischt. Genau das wird er mir bis zum Ende aller Tage antun, wenn ich mich ergebe.
Und mit meinem Geist hat er noch nicht einmal angefangen.
Nein! Ich schreie. Das Zauberwort. Sie schärfen es uns schon in der Grundschule ein. Wenn etwas Schlimmes passiert, schrei Nein! , und im Handumdrehen werden Eltern oder andere Erwachsene zu deiner Rettung herbeieilen. Wenn ein Fremder dich anfasst, schrei Nein! , und die Polizei wird kommen und ihn wegbringen. Du brauchst nur Nein! zu schreien, und es ist jemand da, der dich beschützt.
Aber es ist eine Lüge. Niemand ist da, und es kommt auch niemand. Nein! ist eine Illusion, und Sicherheit ist eine Illusion. Die einzigen Wahrheiten sind Schmerz und Ewigkeit, und der Schmerz ist allumfassend, und die Ewigkeit hat gerade erst begonnen.
Er reißt an meinem Arm, und meine Schmerzen werden doppelt so schrecklich, obwohl das gar nicht möglich sein dürfte, denn wie sollte unerträglich noch gesteigert werden können?
Ich sacke zu Boden, denn ich kann mich nicht länger auf den Beinen halten. Ich kann nicht länger denken. Ich kann nur noch fühlen, die Folter über mich
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