Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Kreuzfahrtschiffes‘. Dein Dad ist kein Dämon oder so was in der Art, richtig? Nicht über zehn Ecken mit Hellions verwandt?“
„Mein Vater ist tot.“ Alecs Antwort war kurz und deutlich, und sein Gesicht zeigte nicht das kleinste Anzeichen irgendeiner Emotion. „Und nein, er hatte nichts mit Hellions zu tun. Hellions handeln mit menschlichen Seelen – das ist ausschließlich deren Metier. Hypnos sind nur eine Spezies von vielen Unterwelt-Kreaturen, die sich fast alle auf die eine oder andere Weise von Menschen ernähren. Einige absorbieren ihre Energie, die durch die Barriere sickert, manche trinken menschliche Körperflüssigkeiten, und dann gibt es noch die Fleischfresser. Für die meisten dieser Spezies sind menschliche Nebenprodukte eine Delikatesse – köstlich, aber nicht lebensnotwendig. Wie die Cupcakes deines Dads. Hypnos dagegen sind eine der wenigen Rassen, die menschliche Lebenskraft auf ihrem Speiseplan haben müssen , sonst verhungern sie. Die holen sie sich für gewöhnlich durch die Barriere.“
„Wie ist dein Dad gestorben?“, fragte ich, meine gerade mehr oder weniger unfreiwillig erlangte Kenntnis über Alecs wahre Natur erst mal beiseiteschiebend. Er war ein – zumindest zur Hälfte – mentales Raubtier, und damit kam ich, so auf Anhieb, nicht wirklich gut klar.
„Avari hat ihn getötet, als er sich mal wieder in die Unterwelt schlich, um zu versuchen, mich zurück in diese zu bringen.“
„Es tut mir so leid.“
Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich hatte jede Menge Zeit, das zu verarbeiten. Und es ist ja nicht so, dass ich ihn jemals kennengelernt hätte.“
Trotzdem, ich wusste, was es bedeutete, ein Elternteil zu verlieren. Und er hatte gleich beide verloren. Das erinnerte mich an seine menschliche Seite, die Gefühle wie Trauer empfinden konnte, und milderte mein ängstliches Misstrauen ihm gegenüber.
Aber was, wenn Mr Hyde stärker war als Dr. Jekyll?
„Das heißt also, du bist gezwungen, dir menschliche Lebenskraft zu besorgen. Und wie muss ich mir das vorstellen? Machst du ungefähr dasselbe wie Sabine?“
Alec schüttelte den Kopf. „Nein, nicht gezwungen. Ich wusste ja nicht mal davon, bis ich beinahe erwachsen war. Die Fähigkeit, mentale Energie aufzunehmen, ist bei mir zwar noch vorhanden, aber ich kann auch ohne existieren.“
Gott sei Dank. Doch plötzlich ging mir eine ganz andere Frage durch den Kopf. „Alec, hast du mich im Schlaf in die Unterwelt gezogen, dieses erste Mal, als ich dich gesehen habe?“ Damals stapfte er durch ein Rasiermesserweizen-Feld, den Deckel eines Mülleimers für Lebenskraftabfall schwenkend wie einen Schild.
„Ja. Entschuldige bitte.“ Er sah fast so beschämt darüber aus wie über den Vertrauensbruch, mir und meinem Vater zu verschweigen, wer er war. „Aber nicht absichtlich. Ich hatte eigentlichbloß versucht, mit dir in Kontakt zu treten. Über dein Unterbewusstsein. Nur hat mein Plan nicht so funktioniert, wie ich mir das gedacht hatte.“
Merkwürdigerweise machte mich diese Beichte nicht wütend. Wenigstens konnte ich jetzt aufhören zu befürchten, wieder in der Unterwelt aufzuwachen, sobald ich etwas träumte, in dem der Tod vorkam.
„Okay. Und … wie soll das jetzt gehen, mit Avari und dass er dich als sein Mordwerkzeug benutzt?“
Alecs Miene wurde noch bedrückter. „Gute Frage. Ich bin nicht wirklich anwesend, wenn er sich hier drin breitmacht.“ Er tippte mit dem Zeigefinger an seine Schläfe. „Aber eins kann ich mit Sicherheit sagen. Die Energie, die er sich holt – und es müssen enorme Mengen sein, damit seine Opfer daran sterben –, geht offenbar direkt durch mich hindurch und landet bei ihm, denn ich würde es merken, wenn etwas davon bei mir ankäme. Ich bin fast so ausgelaugt, wie ich es in der Unterwelt als sein Erfrischungsgetränk war.“
Tja, und ich steckte jetzt ganz schön in der Zwickmühle. Der Gedanke, dass Alec – mein Freund und Vertrauter – drei Lehrern an meiner Schule die Lebenskraft entzogen hatte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Aber zu wissen, dass im Grunde alles Avaris Werk war, machte es auch nicht besser. Denn das hieß, er sammelte Kraft. Viel Kraft.
„Warum ausgerechnet die Lehrer?“, fragte ich, und Alecs Stirnfalten wurden tiefer.
„Kann ich dir nicht sagen. Ich habe keinerlei bewusste Erinnerung an all das, Kaylee. Ich kenne nicht mal deine Schule, weil ich nie da war. Jedenfalls nicht als ich selbst.“
Plötzlich sah ich einen schwachen
Weitere Kostenlose Bücher