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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Kollege.«
    »Wie lange ist das her?« Einen Augenblick überlegte Schülke. »38 Jahre. Fast auf den Tag genau. Gut: Ich verstehe Ihre Überlegungen. Theoretisch ist das nachvollziehbar. Und ich räume ein, dass mein Entschluss, Jura zu studieren und Richter zu werden, auf den Ereignissen von damals beruht. Die Macht eines Konzerns in Staatshand hat mehr Gewicht als die Fakten und das Leid einer Familie aus der Provinz.«
    »Sie zweifeln an der Unabhängigkeit unserer Justiz?«
    Schülkes Brauen stiegen in die Höhe. Wieder beugte er sich über den Tisch und senkte dabei die Stimme. »Unter vier Augen: gelegentlich schon. Das ist eine ehrliche Antwort. Genau wie diese: Sie glauben, ich wäre der Mann, den Sie suchen. Aber ich bin es nicht.« Er richtete sich auf.
    Dühnfort ließ sich das Alibi im Mordfall Hasler geben und erhielt es in Begleitung eines amüsierten Lächelns. »Ich war bei einem Vortrag des Innenministers.«
    »Wir haben eine tatrelevante DNA -Spur. Leider ohne Referenz. Stehen Sie uns für einen freiwilligen Speicheltest zur Verfügung?«
    Schülke legte die Hände aneinander. Sein Gesicht nahm wieder jenen glatten, unverbindlichen Ausdruck an, der keine Rückschlüsse auf Emotionen zuließ. »Dafür besteht kein Grund. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Argument, ich würde mich mit dieser Weigerung verdächtig machen. Das mag vielleicht bei anderen ziehen, die ihre Rechte nicht kennen.«
    Da Schülke der Ruf vorauseilte, ein Prinzipienreiter zu sein, konnte seine Ablehnung daher kommen. Mal sehen. Falls eines seiner Alibis nicht standhielt, würde Dühnfort die Speichelprobe anordnen lassen.
    Der Richter sah auf die Uhr und stand auf. »Meine Mittagspause ist vorbei. Viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen.«
    Dühnfort sah ihm noch einen Augenblick nach.
    Auf dem Weg zurück ins Präsidium fiel ihm ein, dass er seit Wochen eine CD für Gina kaufen wollte. Sie war ein Fan von Vienna Teng. Nicht so ganz sein Musikgeschmack. Zu gefühlsbetont, zu romantisch, zu süß. Doch Gina gefiel das. In der CD -Abteilung von Beck entdeckte er eine, die sie noch nicht hatte. Warm Strangers. Er hörte hinein. All I want is to be your harbor. Ganz und gar nicht sein Geschmack. Er kaufte die CD und ließ sie als Geschenk einpacken.
    Als er aus der Kaufhaustür trat, fiel im Voigt wieder ein. Es war höchste Zeit für den Durchsuchungsbeschluss.

61
    Am frühen Nachmittag öffnete der Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes die Tür zu Voigts Wohnung. Dühnfort trat ein. Gina und Alois folgten ihm.
    Die Luft roch abgestanden. Im Flur hing ein Bügel an der Garderobe. Die Küche war aufgeräumt, der Kühlschrank gefüllt. Im Badezimmer lagen Rasierzeug und Waschutensilien. Im Kleiderschrank schien nichts zu fehlen. Ein Rollkoffer befand sich in der Abstellkammer. Absolut nichts deutete darauf hin, Voigt könnte verreist sein. Die mannshohen Pflanzen im Wohnzimmer schienen allerdings schon einige Zeit zu darben. Ihre Blätter hingen welk an den Stängeln, die Erde war knochentrocken. Auf dem Couchtisch entdeckte Dühnfort einen Stapel Reiseprospekte für Kreuzfahrten. Auf einigen Seiten fanden sich handschriftliche Notizen.
    Gina kam herein. »Sieh mal. Das habe ich im Schlafzimmer gefunden.« Sie legte einen Block auf den Tisch. Seitenweise Tabellen. Datum, Uhrzeit, Kennzeichen, Art des Verstoßes. Mit steiler Handschrift hatte Voigt die Spalten gefüllt. »Leider fehlt das Blatt vom Unfalltag. Jemand hat es herausgerissen.«
    »Wir sollten alle Kennzeichen dieser Listen überprüfen. Vielleicht taucht ein vertrauter Name auf.«
    Alois gesellte sich zu ihnen. »In dieser Wohnung fehlt allerhand.« Er wies auf den Schreibtisch in einer dunklen Nische neben der Tür. »Keine Kamera, kein PC , kein Drucker und überhaupt keine Datenträger. Nur der Monitor steht noch da. Du scheinst recht zu haben. Voigt hat unseren Mann erkannt.«
    Die Wohnungstür war verschlossen und unbeschädigt gewesen. Kaltblütig. Planend. Berechnend. Der Täter war hier mit Voigts Schlüssel reinmarschiert und hatte alles mitgenommen, was ihn belasten konnte. »Wir brauchen Buchholz.« Dühnfort zog das Handy hervor und informierte den Leiter der KTU über das neue Betätigungsfeld. Danach nahm er sich den Schreibtisch vor und durchsuchte ihn Schublade für Schublade. In einer fand er einen Hefter mit Kontoauszügen. Voigt bezog als ehemaliger Verwaltungsangestellter eine nicht sehr üppige Frührente. Das Sparbuch wies ein Guthaben von 853,47

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