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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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die Wasseroberfläche, die sich im Wind kräuselte.
    »Da wir ihn nirgendwo finden können, ist das eine Möglichkeit.«
    Dühnfort schob die Hände in die Manteltaschen. Vom Ufer aus verfolgten sie, wie die beiden Taucher die Flossen anzogen und ins Wasser stiegen. Dicke Neoprenanzüge, Handschuhe, Füßlinge und Kappen aus demselben Material, Stirnlampen, die sie nun einschalteten. Stablampen in den Händen. Schritt für Schritt versanken sie im dunklen Wasser, bis sie ganz darin verschwanden und für einen Moment Blasen die Wasseroberfläche in Unruhe versetzten.
    Der Wind pfiff über die freie Fläche. Dühnforts Ohren wurden kalt.
    »Wenn er da ist, werden wir ihn im Uferbereich finden«, meinte Bachmaier und rieb sich die Hände. »Keine nennenswerte Strömung im See. Kein Boot weit und breit. Den kann niemand allzu weit reingeschleppt haben. Es sei denn, er hat ein Boot mitgebracht oder besitzt eine Tauchausrüstung. Eine wintertaugliche. Zefix, ist das saukalt heute.« Wieder rieb er die Hände aneinander.
    »Ich schau mir mal Voigts Auto an.« Dühnfort ging zum Wagen unter der Eiche, zog Latexhandschuhe über und öffnete die Tür. Sie war nicht verschlossen.
    Ein Fernglas auf dem Beifahrersitz. Daneben ein Buch über Ornithologie. Im Handschuhfach einige Straßenkarten. Mehr nicht. Natürlich. Was hatte er denn erwartet? Er stieg aus und reckte sich.
    Das Abschleppfahrzeug der KTU fuhr vor. Buchholz und einer seiner Mitarbeiter stiegen aus.
    »Können wir den mitnehmen?« Buchholz wies auf den Opel.
    Dühnfort nickte und kehrte zurück zu Bachmaier, Alois und Gina. Gemeinsam blickten sie aufs Wasser. Der Wind trieb kleine Wellen ans Ufer. Grau spiegelte sich der Himmel in der Oberfläche. Dühnfort fror. Der Wind ging durch und durch. Irgendwann rührte sich endlich etwas.
    Die Taucher erschienen und wateten langsam aus dem See. Einer hob den Daumen. Sie zogen etwas hinter sich her. Ein Paket, aus heller Plane und mit einem orangefarbenen Seil verschnürt.
    Die Taucher zerrten es auf den Kiesstreifen. Wasser lief daraus hervor und versickerte sofort. Bachmaier rieb sich die Hände, während sich die Taucher die Flaschen vom Rücken zogen und die Masken hochschoben. »So, das war es.«
    »Danke.« Dühnfort sah Bachmaier nach, der mit seinen Leuten umgehend im Bus verschwand. Buchholz verfolgte das Geschehen vom Abschleppwagen aus, auf den Voigts Opel mittlerweile verladen worden war. Dühnfort gab ihm ein Zeichen, zu kommen, und beugte sich dann über das Paket.
    Die Plane war weiß. Es gab allerdings eine Stelle aus durchsichtiger Folie. »Das ist ein Teil von einem Gartenpavillon.« Dühnfort war überrascht. »Im November kann man die bestimmt nicht kaufen. Langsam wird er unvorsichtig und macht Fehler.«
    Alois stand im Kaschmirmantel vor dem Bündel und wies auf die Verschnürung. »Und das ist ein Kletterseil, und zwar kein billiges. Sicher hat er das daheim gehabt und für diesen Zweck geopfert. Und das bedeutet, dass er im Stress war und improvisieren musste.«
    »Wenn das Seil aus seinem privaten Fundus stammt, dann klettert er womöglich. Ein sportlicher Typ, sicher schlank und gut trainiert«, meinte Gina.
    Der Kies knirschte. Buchholz kam. »Noch mehr Arbeit. Na wunderbar. Wir haben ja nicht schon genug zu tun.« Grummelig wie meistens wies Buchholz alle an, im Auto zu warten. Oder sonst wo. Erst musste er das Paket fotografieren, vor allem die Knoten, und dann konnte man ans Öffnen gehen.
    Als es so weit war, setzte wieder Regen ein. »Wasser ist Wasser, der ist ohnehin tropfnass«, meinte Buchholz, holte dann aber doch einen Pavillon aus dem Bus, baute ihn über dem Bündel auf und begann die Knoten zu lösen.
    Bis er den Leichnam freigelegt hatte, dauerte es einige Minuten. Bäuchlings lag er auf der Plane, von etlichen Pflastersteinen umgeben, im Hinterkopf ein Loch. Sehr präzise, mit Stanzmarke. Ein aufgesetzter Schuss. Eine Hinrichtung.
    Erst als Dr. Ursula Weidenbach eintraf und den Toten umdrehte, hatten sie Gewissheit. Entweder war er noch nicht lange tot oder das kalte Wasser hatte den Verwesungsprozess verlangsamt. Die Leiche sah frisch aus. Gina nickte und ging vor dem Toten in die Hocke. »Das ist Eugen Voigt.«
    Das Geschoss war am Haaransatz ausgetreten und hatte eine klaffende Wunde hinterlassen, aus der Gehirnmasse quoll.
    Alois wandte sich ab und ging ans Ufer.
    Ein Bleigewicht wollte Dühnfort niederdrücken. Dieser dumme Mann! Wie konnte er nur so blöd sein, sich mit

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