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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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so, dass er das merkt. Dem soll der Arsch auf Grundeis gehen, bis er endlich sagt, was er weiß. Kümmerst du dich darum? Und ich werde Frau Hilmer einen Besuch abstatten. Vielleicht ist sie gesprächiger.«
    In seinem Büro angekommen, aß er drei Rippen Schokolade. Danach hatte er sich beruhigt und rief bei Hilmer zu Hause an. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Dühnfort hatte gerade aufgelegt, als Gina ins Zimmer kam. »Alles okay mit dir?«
    »Hat Russo dich geschickt?«
    Sie lehnte sich ans Fensterbrett. »Dein Auftritt war nicht zu überhören.«
    Sie hatte Angst, dass er Helmbichlers Angriff psychisch nicht verkraftete. Doch er kam gut damit zurecht. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass sich seither in seinem Leben etwas wie in Zeitlupe veränderte und neue Koordinaten setzte. Noch immer hatte er das Gefühl, nicht richtig da zu sein, durch etwas Ungreifbares von den anderen getrennt zu werden.
    Er umarmte Gina. »Nichts ist los. Ich habe mich über Hilmer geärgert und habe diesem Ärger Luft gemacht. Das ist eine relativ normale Reaktion. Auch wenn sie für mich nicht typisch ist.« Er berichtete ihr von dem Gespräch mit Voigts Kollegen.
    »Hm?« Gina zog die Unterlippe unter die Schneidezähne und ließ sie vorschnalzen. »Vielleicht lügt Hilmer nicht. Voigt wurde laut Weidenbach vor sieben oder acht Tagen erschossen. Wenn er Hilmer tatsächlich verpfiffen hätte, wäre der doch längst tot. Ich meine, der Täter wird doch nicht das Risiko eingehen, dass wir Hilmer vor ihm erwischen. Vielleicht hat Voigt unseren Mann wirklich erkannt.« Ginas Brauen stiegen in die Höhe. »Oder das Kennzeichen. Wenn er die Nummer nicht zum ersten Mal notiert hat. Ich checke das mal und gleiche die Kennzeichen seiner Anzeigen mit denen ab, die uns bisher in dieser Ermittlung begegnet sind.«
    »Gute Idee. Mach das.«
    Wieder zog Gina kurz die Unterlippe unter die Schneidezähne. »Wegen Alois … Ich mach mir Sorgen. Er scheint den Tod von Helmbichler nicht so einfach wegzustecken. Du solltest mit ihm reden. Oder noch besser: Ihr beide solltet vielleicht zum Psychologischen Dienst gehen. Dafür haben wir den ja.«
    Wie Alois sich heute Morgen von der Leiche abgewandt und minutenlang über den See gestarrt hatte, als wäre er nicht anwesend. Dühnfort war das aufgefallen. Wenn er selbst es gewesen wäre, der so Abstand suchte, hätte es ihn nicht beunruhigt. Bei ihm war das ganz normal. Bei Alois nicht.
    Er strich Gina eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich werde mit ihm reden. Meinetwegen musst du dir keine Sorgen machen. Alles ist gut. Nichts ist passiert.«
    »Meinst du?«
    Er nickte. »Falls ich mich irren sollte, werde ich Hilfe in Anspruch nehmen. Versprochen.«
    »Dann ist es ja gut.« Sie strich ihm über den Arm.
    Nachdem Gina gegangen war, rief Dühnfort Buchholz an, um zu erfahren, was es an Spuren im Mordfall Voigt bisher gab. Bei der Waffe handelte es sich um eine 9-Millimeter-Beretta. An der Folie befanden sich Spuren von Fett, vermutlich Schuhcreme, das noch näher analysiert werden musste. Voigts Brieftasche fehlte, ebenso die Schlüssel. Sein Mörder hatte sie aus Voigts Mantel gezogen. Dort waren einige Fasern sichergestellt worden. Schwarz, Schurwolle. Nach DNA wurde noch gesucht.

65
    Es war schon nach zwei Uhr. Bevor er mit Hilmers Frau redete, brauchte Dühnfort etwas zu essen und suchte Marcellos Espressobar am Rindermarkt auf. Wie meistens um diese Zeit, war das kleine Lokal gut besucht. Es roch nach Kaffee und getoastetem Weißbrot. Geschirrklappern verwob sich mit Gesprächsfetzen zu einer gleichmäßigen Geräuschkulisse. Ab und zu schwappte kalte Luft herein, wenn jemand kam oder ging. Dühnfort ergatterte einen Platz am Tresen. Marcello begrüßte ihn. »Wie immer?«, fragte er, während er zwei Latte über die Theke reichte. Ein Nicken war Dühnforts Antwort, mit dem er ein Tramezzino mit Mortadella und einen Espresso multikulti bestellte. Während er darauf wartete, zog er das Handy aus der Tasche und rief seinen Vater an, um ihm endlich mitzuteilen, dass er Weihnachten mit der Familie auf Sylt feiern und Gina mitbringen würde.
    Eine halbe Stunde später fuhr er auf der Wasserburger Landstraße Richtung Haar. Vielleicht hatte Gina recht und Voigt hatte das Kennzeichen erkannt und daher gewusst, wer der Halter war. Doch weshalb schwieg Hilmer dann? Wortreiche Erklärungen, mit Voigts Machenschaften nichts zu tun zu haben, wären in diesem Fall die angemessene Reaktion gewesen.
    An der

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