Schuld war nur die Badewanne
Anzugs danach, ob der Hosenbund nicht kneift und die Jackenknöpfe bequem auf- und zugehen, Frauen gucken wenigstens noch, wie das Ganze von hinten aussieht.«
Die Zwillinge hatten es rundheraus abgelehnt, ihren künftigen Schwager modisch zu beraten, obwohl sie doch die meisten Voraussetzungen dafür mitbrachten, ich wollte nicht, und Trudchen sollte nicht. Schließlich erbarmte sich Margit. Und weil Hannes nun ebenfalls darauf bestand, sich seiner Braut erst auf dem Standesamt in vollem Wichs zu präsentieren, nahm Margit auch seine Sachen mit nach Hause. So kam es, dass des Brautpaars neue Kleider schon lange vor dem großen Tag eng nebeneinander im Schrank der Trauzeugin hingen.
Am Poltermorgen galt mein erster Blick dem Fenster, hinter dem sich schon kurz vor sieben ein wolkenlos blauer Himmel zeigte. Auch der Radiomensch verkündete gleich nach der Meldung, dass auf der Autobahn A 6 Richtung Mannheim einige Kühe herumirrten, es sei mit Tagestemperaturen bis 32 Grad zu rechnen, jedoch könnten gegen Abend einzelne Gewitter örtlich etwas Abkühlung bringen. Leider sagte er nicht, wo
örtlich
denn sein würde. Mit der Wettervorhersage ist das ja sowieso eine Sache für sich: Sie stimmt zu oft, als dass man sie ganz in den Wind schlagen könnte, andererseits aber doch nicht oft genug, um sich darauf verlassen zu können.
Mein Angebot, die Erfahrungen von mindestens fünfunddreißig Kindergeburtstagsfeiern und zwei Dutzend Teenagerpartys einzubringen und bei den Vorbereitungen mitzuhelfen, wurde abgelehnt. »Wir haben wie üblich bis siebzehn Uhr geöffnet, und erst, wenn der letzte Kunde weggefahren ist, kann aufgebaut werden, aber das macht Otto mit seinen Mannen ganz allein«, teilte Steffi mit.
»Wer ist Otto?«
»Na, wer wohl? Der Partyservice natürlich.«
Nun gibt es in unserem wirklich nicht kleinen Verwandten- und Freundeskreis nur ein einziges Mitglied namens Otto, und das ist mein Hund. Deshalb vergesse ich immer wieder, dass auch Menschen so heißen können.
»Wann soll der Rummel heute Abend eigentlich anfangen?« Mit der Zeitung unterm Arm steuerte Rolf die Terrasse an in der Erwartung, einen gedeckten Tisch vorzufinden einschließlich Frühstücksei und Kaffee in der Thermoskanne. Er würde vergeblich danach suchen.
»Gibt’s denn heute nichts zu essen?«, tönte es Sekunden später.
»Du kämpfst doch angeblich immer um deine Gleichberechtigung, jetzt hast du sie! Du darfst dir ganz allein dein Frühstück machen! Ich habe nämlich einen Friseurtermin.«
Der dauerte bis halb elf. Danach musste ich noch den Wochenendeinkauf erledigen, eine sehr zeitraubende Angelegenheit, weil viele andere Leute dieselbe Idee gehabt hatten, und als ich zur schwäbischen Mittagszeit (Punkt zwölf Uhr!) meinen Ehemann um Mithilfe beim Hereintragen der Saft- und Sprudelkästen bat, bekam ich nur ein unwilliges Brummen zur Antwort. »Ich denke, du bist emanzipiert! Selbst ist die Frau!«
Na warte! Die Kisten blieben im Kofferraum, die fürs Mittagessen vorgesehenen Koteletts kamen in die Kühltruhe, stattdessen legte ich eine gefrorene Pizza auf den Küchentisch und erklärte dem Herrn des Hauses, dass ich im Hinblick auf die zu erwartende Fressorgie bis zum Abend fasten würde. »Auf der Packung ist genau angegeben, wie lange du die Pizza im Ofen lassen musst«, sagte ich noch, bevor ich mich aus der Gefahrenzone entfernte. Es wurde sowieso Zeit, dass ich meiner Nachbarin endlich den geliehenen Preisetikettenentferner zurückbrachte, jene Flüssigkeit, mit der man die klebrigen Reste mühelos wegkriegt, ohne die neugekauften Gläser mit einem Küchenmesser bearbeiten zu müssen. Ich habe mal für unsere Garderobe metallene Kleiderbügel gekauft, auf denen die Preisschilder so fest saßen, dass ich alles zusammen erst mal zum Abweichen in einen Eimer mit Wasser gesteckt hatte. Nach einer Stunde ließen sich die Aufkleber ablösen, nur war jetzt von oben, wo die Haken sitzen, Wasser in die Hohlräume der Bügel gedrungen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich dahintergekommen war, weshalb sich die Jacken im Schulterbereich immer so feucht angefühlt hatten.
Als ich anderthalb Stunden und zwei Tassen Kaffee später zurückkam, lag die Pizza immer noch auf dem Küchentisch. Rolf war verschwunden, dafür war Katja gekommen.
»Thanks God, it’s Friday!«,
begrüßte sie mich. »Ich bezweifle langsam, dass zwei Tage Wochenende ausreichen, um sich von fünf Tagen Schulstress zu erholen. Sagt doch
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