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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ist weder beim Autofahren der Fall noch zu Hause. Vicky zum Beispiel fühlt sich nicht angezogen, sofern sie nicht an jeder Hand zwei Ringe hat, und wenn ich das sehe, frage ich mich jedes Mal, wie sie mit diesem Juwelierladen an den Fingern die Badewanne schrubbt.
    »Ich habe meine ganzen Pretiosen in der Nachttischschublade liegen lassen«, informierte ich meine Tochter, »wir müssen noch mal zurück!«
    Erst sah sie mich ungläubig an, dann machte sie den Mund auf, und den hat sie erst wieder zugemacht, als wir beim Kopfsteinpflaster angekommen waren. Sonst hätte sie sich auf die Zunge gebissen.
    Ich hatte gerade auf die Klingel gedrückt, als plötzlich ein Wagen um die Ecke geschossen kam und neben uns bremste. Am Steuer saß Frau Flöß. Sofort kurbelte sie das Fenster herunter. »Dann habe ich ja doch richtig gesehen! So ganz sicher bin ich mir nämlich nicht gewesen, ob das Ihr Wagen gewesen ist.« Sie fuhr ein paar Meter zurück, parkte am Straßenrand und stieg aus. In der Hand hielt sie ein in Seidenpapier gewickeltes Päckchen. »Sie sind doch bestimmt deshalb gekommen!«
    »Wenn da mein Schmuck drin ist, dann ja.«
    »Na, wenn das kein Timing ist!«, sagte sie lachend. »Ich wollte gerade hinter Ihnen herfahren.«
    »Zum Schiffshebewerk? Aber wir hätten doch längst weg sein können. Wie hätten Sie uns da überhaupt finden wollen?«
    »Ich hätte den Parkplatz abgesucht«, sagte sie und gab mir das Päckchen. »Sonst hätte ich es Ihnen nach Hause geschickt, natürlich als Wertsendung, aber ich habe mir gedacht, dass Sie ja noch einige Tage unterwegs sind und den Schmuck sicherlich vermissen würden. Man will doch auch mal zeigen, was man hat – oder nicht?«
    Mir hatte es regelrecht die Sprache verschlagen. Ich war doch nur ein ganz normaler Gast gewesen, der sich mit seiner Wirtin ein paarmal unterhalten und ihr beim Abschied ein Buch mit Widmung geschenkt hatte, doch das war noch lange kein Grund dafür, mir meine vergessenen Habseligkeiten hinterherzutragen. Ob das auch bei uns in Wessiland …?
    Mit Sicherheit nicht! Ich war so gerührt, dass ich mich zigmal bedankte und sie zum Abschied einfach umarmte. Danach war sie gerührt, und bevor wir nun beide in Tränen ausbrechen würden, stieg ich doch lieber ins Auto. Aber ich winkte noch, bis wir das Kopfsteinpflaster und damit auch Frau Flöß hinter uns gelassen hatten.
    Was auf der Straßenkarte wie eine halbe Tagestour ausgesehen hatte, entpuppte sich als relativ kurze Fahrt. Kartenlesen werde ich nie lernen! Schon oft habe ich meinem jeweiligen Chauffeur gesagt, von A nach B seien es genau 27  Kilometer, und wenn wir die doppelte Strecke hinter uns hatten und der (die) Fahrer(in) selber in die Karte sah, stellte sich heraus, dass wir uns auf der B
undesstraße
27

befanden und bis B immer noch 14  Kilometer fehlten. Meine ganze Familie fragt sich in regelmäßigen Abständen, wie ich damals wohl zu meinem Führerschein gekommen bin, dabei sollte sie doch wissen, dass Kartenlesen noch nie zur Prüfung gehört hat.
    Nun waren wir also in Letschin und hatten noch den halben Tag Zeit für uns. Erst am Abend war eine Lesung vorgesehen, und Frau Wagner hatte noch extra vermerkt, dass ich mit »sehr interessierten Teilnehmern« rechnen könnte. Ich hätte nur gern gewusst, wo die wohl herkommen würden? Letschin ist ein etwas größerer Ort zwischen lauter ganz kleinen Orten, doch es wäre übertrieben, ihn als Knotenpunkt zu bezeichnen. Ein Gasthaus gab es auch noch nicht, wir würden also wieder in einem Privatquartier nächtigen, doch das störte mich nicht – ganz im Gegenteil, bisher waren wir damit gut gefahren.
    Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt, Stadtbüchereien nicht in bereits renovierten Gebäuden zu suchen, sondern – zumindest im ländlichen Bereich – nach wellblechgedeckten Flachbauten Ausschau zu halten, und das irgendwo am Ortseingang bzw. -ausgang. Letschin gehörte auch dazu, nur fanden wir die Bücherei diesmal erst außerhalb von außerhalb, mitten auf der grünen Wiese. Nebenan grasten Kühe. Zwei nette ältere Damen begrüßten uns, und eine von ihnen erbot sich auch sofort, uns zu unserem Quartier zu bringen. Allein würden wir es sicher nicht gleich finden.
    Als Nicki in die schmale Straße bog, kamen mir schon die ersten Bedenken, und als sie vor dem angegebenen Haus hielt, wusste ich, dass die berechtigt waren. Von dem mit alten Eimern und reparaturbedürftigem Werkzeug vollgestellten Vorgarten führten

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