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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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von wem!
    Und dann kam der Tag, an dem der genervte Vater, vergebens nach einem sonnigen Plätzchen suchend, weil fünf weibliche Referendare Terrasse und Garten belegten, resignierend feststellte: »Wir hätten sie doch nicht an ihrer freien Entfaltung hindern sollen.«

[home]
    Das Straßenfest
    W as ist denn
hier
passiert?« Der Boden im Bad war von einer millimeterhohen, fettigen Wasserschicht bedeckt, vor der sich Katja auf den Hocker gerettet hatte. Mit angezogenen Beinen rubbelte sie sich ab. »Die Wanne ist mal wieder undicht! Jetzt geht es nicht mehr ohne Klempner!«
    »So haben die damals geheißen, als eine Meisterstunde noch zwanzig Mark gekostet hat; jetzt nennen sie sich Installationstechniker oder so ähnlich.« Mit dem Zeigefinger stippte ich vorsichtig in die schillernde Brühe. »Woher kommt der ganze Fettfilm? Bist du ausgelaufen?«
    Ein vernichtender Blick traf mich. Katja hat eine blendende Figur, fühlt sich aber grundsätzlich zu dick. Zeigt die Waage 300  g über »normal« – wir haben tatsächlich so ein Ding, auf dem sich jedes Stück Torte niederschlägt! –, dann steigt Katja auf Reformhauskost um. Zurzeit keimt in einem Kaffeesieb ein Körnchengemisch, das zusammen mit Tofu einen angeblich kalorienarmen, doch sehr schmackhaften Brotaufstrich ergeben soll. Drei Tage Keimzeit sind vorgegeben, jetzt wässern die Körner bereits seit einer Woche und sehen aus wie bereits einmal gegessen. Ich hoffe, dass sie bald Schimmel ansetzen, dann kann ich sie wenigstens wegschmeißen.
    »Ich habe ein Ölbad genommen«, erklärte meine Tochter, »meine Haut war so trocken.«
    Offenbar war ihr mal wieder eine jener Zeitschriften in die Hände gefallen, die nach den vier Seiten Kochrezepten fünf Seiten lang Diätvorschläge bringen und sich dann der äußeren Schönheit widmen. »Jetzt sieh zu, dass du den Boden wieder trockenlegst, ich muss noch zwei Pullover waschen.« (Das ist auch so ein Widersinn! Seitdem in jedem Haushalt eine Waschmaschine steht, gibt es immer mehr Kleidungsstücke, die nach Altvätersitte mit der Hand gewaschen werden sollen und jeweils ein anderes Waschpulver brauchen.)
    »Kannst du mir mal den Scheuerlappen bringen? Und ruf den Klempner an!«
    »Nachmittags um zehn vor fünf?«
    »Okay, vergiss es«, bestätigte Katja. »Dann aber gleich morgen früh um sieben.«
    Installateure sind jene Leute, die einem zwei Tage nach dem letzten Telefonat endlich einen Azubi schicken. Der schreitet auch sofort zur Tat, dreht hier etwas ab, schraubt dort ein bisschen herum, und nach einer halben Stunde zieht er wieder los, weil er die fehlenden Ersatzteile nicht dabei hat. Kommt er nicht wieder, kann man davon ausgehen, dass der zu behebende Schaden seinen derzeitigen Wissensstand übersteigt; er hat ja gerade erst das zweite Lehrjahr begonnen.
    Am nächsten Tag erscheint er im Kielwasser eines Gesellen. Der hat auch gleich den Fehler gefunden, aber Ersatzteile gibt es für dieses Modell schon lange nicht mehr. Natürlich kann man den Schaden provisorisch beheben, nur wird das nicht lange halten, und dann muss sowieso alles ausgewechselt werden. Hat man Glück, hält das Provisorium noch vier Jahre lang, und bis dahin wäre das neue Modell auch schon wieder veraltet gewesen.
    Ich wusste genau, wo bei uns die Quelle der inzwischen versiegten Überschwemmung zu suchen war. Irgendwo musste der Abfluss der Wanne ein Loch haben, und da steter Tropfen bekanntlich den Stein höhlt, mussten irgendwelche Fugen undicht geworden sein. Sven hatte sich zwar mal der Sache angenommen und mit mehr Enthusiasmus als Sachverstand einen ekelhaft stinkenden Kleister draufgeschmiert, sich jedoch strikt geweigert, der Sache auf den Grund zu gehen und erst mal die Kacheln runterzuholen.
    »Weißt du, was mir eben eingefallen ist?« Die inzwischen wieder bekleidete Katja schwang sich auf den Küchentisch, weil sie sonst nicht an die Keksdose rankommt, und sah mich erwartungsvoll an. »Am Wochenende ist doch das Straßenfest, dazu werde ich Hannes einladen.«
    »Wer ist Hannes? Kenne ich den?«
    »Nein. Oder doch, einmal ist er hier gewesen.«
    »Auf gut Deutsch also, ich habe ihn irgendwann mit durchgefüttert.« Die Namen sämtlicher Kommilitonen, die im Laufe der vergangenen vier Jahre schon an unserem Tisch gesessen haben, konnte ich unmöglich behalten, nur die gelegentlichen Logiergäste sind mir in Erinnerung geblieben. Ein Hannes war mit Sicherheit nicht dabei gewesen. »Was hat der mit Badewannen zu tun?

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