Schule der Lüfte wolkenreiter1
könnte.«
»Sehen wir nach.« Philippa machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück zur Sattelkammer. Sie leuchtete mit der Laterne in das Innere des Raumes und dann in die Futterkammer nebenan. Sie sah in jedem Gang nach, und die geflügelten Pferde streckten ihre Köpfe über die Gatter, um zu sehen, was da vor sich ging. Aber Philippa fand nichts Verdächtiges. »Draußen«, sagte sie. Herbert und Larkyn folgten ihr hinaus aus den Ställen, wo sie nach links in Richtung Flugkoppel abbog. Herbert fluchte leise vor sich hin, und Philippa konnte Larkyns Bemühen spüren, ihre Panik unter Kontrolle zu bekommen.
»Larkyn, Schwarzer Seraph ist ein geflügeltes Pferd. Niemand würde es wagen, ihm etwas anzutun.«
Das Mädchen sah sie mit großen Augen an und drehte dann den Kopf zur Seite, um weiter zu suchen. Sie antwortete nicht, was Philippa ihr nicht übelnahm.
Sie gingen um die Ställe herum, an dem verschlossenen Gatter zur Flugkoppel, der Landekoppel und seitlich an den Stallungen vorbei zur Trockenkoppel. Dort fanden sie sie.
»Rosella!«, schrie Larkyn, rannte zu dem Stallmädchen und kniete neben sie.
Rosella lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, etwa ein Dutzend Schritte von der Hintertür der Ställe entfernt. Philippa gab Herbert die Laterne, hockte sich neben Larkyn und legte eine Hand auf Rosellas Rücken. Durch ihr dünnes Hemd spürte sie die Bewegung ihrer Atemzüge.
»Sie lebt«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Aber sie muss auf dem Weg ins Bett gewesen sein. Sie hat keine Jacke und …«, sie untersuchte den Körper des Mädchens im Lampenlicht, »… und keine Stiefel an.« Sie trat auf Rosellas andere Seite, und auf ihr Nicken hin drehten Larkyn und sie das Stallmädchen vorsichtig um. Philippa wiegte Kopf und Schultern auf ihren Knien.
Rosellas sommersprossiges Gesicht war voller Dreck, die Haare hingen offen über ihre Schultern. »Rosella«, sagte Philippa deutlich. »Kannst du mich hören?«
Rosella stöhnte, und ihre Augenlider flackerten. An ihrem Hinterkopf zeigte sich bereits eine dicke Beule. Die Stelle fühlte sich ganz heiß an. »Herbert, wir brauchen Eis. Können Sie bitte zum Schlafsaal gehen und die Hausdame darum bitten? Lassen Sie die Laterne bei Larkyn. Und bitten Sie die Hausdame, Sie hierher zu begleiten.«
»Am besten rufen wir einen Arzt«, sagte Herbert mit zittriger Stimme. »Sie sieht schlecht aus.«
»Nein«, stöhnte Rosella. »Bitte, nicht.«
Larkyn beugte sich über Rosella und linste in ihre halb geöffneten Augen. »Rosella, kannst du die Augen öffnen? Ich bin es, Lark.«
Rosellas Augenlider flackerten wieder, dann öffnete sie die Augen. Schwach sagte sie: »Oh, Lark! Lark! Ich habe versucht, sie aufzuhalten, aber …«
»Mach dir deshalb jetzt keine Sorgen«, sagte Philippa.
Lark sagte zuversichtlich: »Ihre Augen sehen gut aus. Ich glaube nicht, dass sie einen Arzt braucht. Eis sollte reichen.«
Philippa blickte sie zweifelnd an. »Woher wollen Sie das wissen, Larkyn?«
»Ich bin ein Bauernmädchen, Meisterin. Menschen, die auf einem Hof oder in einem Steinbruch arbeiten, verletzen sich. Wenn es ihr schlecht ginge, würden ihre Augen seltsam aussehen.«
Rosella seufzte schwer und sagte: »Bei Zitos Arsch, mein Kopf tut vielleicht weh, Lark.«
»Kann ich mir vorstellen«, erwiderte Lark sanft. Sie strich über Rosellas sommersprossige Stirn. »Herbert holt Eis und die Hausdame. Bald geht es dir wieder besser.«
»Was ist passiert, Rosella?« erkundigte sich Philippa. Ihr Ton klang selbst in ihren Ohren scharf, doch sie war zu aufgeregt, um sich zu beherrschen. »Kannst du dich erinnern?«
»Sie haben ihn mitgenommen«, sagte Rosella. Sie richtete die Augen, die immer noch ein bisschen verhangen waren, auf Larkyn. »Sie haben Schwarzer Seraph mitgenommen, und ich habe sie nicht daran hindern können!« Dicke Tränen rollten ihr über die Wangen. »Es tut mir so leid, Lark!«
»Wer war es?«, wollte Larkyn wissen. Ihre Augen wirkten erschreckend mit ihren riesigen Pupillen.
»Ich kannte ihn nicht«, schluchzte Rosella. »Ein kleiner Mann, jung, ängstlich.«
»Aber Tup würde doch niemals mit einem Mann mitgehen!«
Rosella schüttelte den Kopf und schrie vor Schmerz auf.
»Nein«, sagte sie unglücklich. »Nein. Meisterin Stark hat ihn geführt. Und der Mann mit der Laterne. Ich habe versucht, sie aufzuhalten. Ich habe gesagt: Meisterin, was tun Sie denn da? Aber dann …« Sie zuckte zusammen und tastete nach ihrem Hinterkopf.
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