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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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lassen und eine Weile die Augen schließen.
    »Hester wird es Ihnen erklären«, erklärte Baronin Beeht. »Ich will Sie natürlich nicht zu Landesverrat anstacheln, aber wir müssen diese jungen Reiterinnen schützen. Sie sind die ganze Hoffnung von Oc.«
    Bevor Philippa etwas antworten konnte, zog Baronin Beeht sich zurück und schloss vorsichtig den Kutschschlag. »Viel Glück, Hester, Liebes, und pass auf dich auf«, sagte sie durch das Fenster.
    »Ja, Mamá.«
    »Danke«, konnte Philippa gerade noch sagen, bevor die Kutsche auf großen Rädern und gut geölten Achsen aus dem Hof schoss und in die breite Allee einbog.
    Philippa lehnte sich in die Kissen zurück und betrachtete das Mädchen, das ihr gegenübersaß. »Was hat sie damit gemeint, Hester?«, fragte sie. »Um was für Geschichten geht es?«
    Trotz der Müdigkeit war Hesters Blick ganz klar. »Es geht um den Fürsten, Meisterin Winter. Mamá hat es sich zur Aufgabe gemacht, über alles informiert zu sein, was man sich in Oscham so erzählt.«
    »Und was erzählt man sich über Wilhelm?«
    »Dass er merkwürdige Gelüste hat«, antwortete Hester mit bewundernswerter Offenheit. »Und dieser Slathan sorgt dafür, dass sie befriedigt werden.«
    »Aber …« Philippa versuchte, mit ihrem von Müdigkeit umnebelten Gehirn Hesters Gedankengängen zu folgen. »Aber Hester, es ist doch nicht ungewöhnlich, dass ein Mann …«

    »Man sagt, er könne nicht mehr auf normalem Weg mit einer Frau verkehren«, erklärte Hester. Sie schien keinerlei Scham angesichts dieses Themas zu empfinden, und Philippa pries insgeheim Baronin Beehts pragmatische Erziehung. »Slathan führt ihm junge Mädchen zu, und er … missbraucht sie. Man munkelt, es wäre sogar schon eine gestorben, vielleicht sogar mehrere.«
    »Verstehe.« Philippa erinnerte sich, wie sich Wilhelms Brust unter ihren Fingern angefühlt hatte, diese Wölbung, die bei ihr oder bei Hester ganz normal war … bei einem Mann jedoch eine verstörende Wirkung hatte. »Und weiß Ihre Mamá auch, wieso er sich so merkwürdig verhält?«
    Hester gähnte. »Slathan besorgt ihm irgendwelche Mittel«, fuhr sie fort. »Aber die Apotheker verschweigen aus Furcht ihre Zusammensetzung. Wohl aus Angst um ihre Töchter und Enkelinnen … Die adligen Familien, die davon wissen, gehen ihm möglichst aus dem Weg. Mamá hatte Papá geraten, die Angelegenheit vor den Rat zu bringen, aber er hat gesagt …« Sie verzog den Mund und sah plötzlich um Jahre gealtert aus. »Er hat gesagt, es wäre nur Gerede und er könne nichts tun, solange sich kein Zeuge melden würde.«
    »Bedauerlicherweise hat er damit Recht.« Philippa seufz te und schloss die Augen. Sie würde später über alles nachdenken, sobald sie sich überzeugt hatte, dass Larkyn und Schwarzer Seraph in Sicherheit waren. Die Kutsche schaukelte in schnellem Tempo über die Straße, dieselbe Straße, die Friedrich immer für die bestausgebaute von ganz Oc gehalten hatte … Ach, wäre Friedrich doch noch bei ihnen! Der alte Fürst hätte niemals zugelassen, dass sich irgend jemand an den geflügelten Pferden oder einer Flugschülerin vergriff … Hätte er davon erfahren, hätte er seinen
ältesten Sohn zweifellos enterbt und stattdessen Frans zum Thronerben erklärt.
    Doch das Verschwinden von Pamella hatte eine ähnliche Wirkung auf Friedrich gehabt, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gestoßen. Und nun war Wilhelm mit seinem anormal glatten Kinn, seiner hohen Stimme und den verdächtigen Wölbungen auf der Brust …
    Philippa schlug die Augen auf. Hester schlief in ein Kissen geschmiegt, und ihre Reitkappe war verrutscht. Die Vorhänge waren zugezogen, und in der Kutsche herrschte ein angenehmes Dämmerlicht, obwohl Philippa an den Schatten vor den Fenstern erkannte, dass die Sonne bereits aufgegangen war.
    Wilhelm. Mysteriöse Arzneien, Apotheker, Slathan. Die geheimen Ställe, eine fruchtbare Stute, ein gestohlener Hengst.
    Plötzlich erkannte sie trotz ihrer Müdigkeit und des ganzen Durcheinanders glasklar, worum es bei dieser Angelegenheit wirklich ging.
    Wilhelm wollte selbst fliegen. Er wollte es so sehr, dass er sogar seinen Körper manipulierte, um ein geflügeltes Pferd an sich binden zu können, und für diesen Zweck versuchte er außerdem, ein geeignetes Fohlen für sich zu züchten.
    Sollte ihm das gelingen, würden die Pferdemeisterinnen von Oc ihre Stellung und ihre Macht verlieren.
    Und er setzte damit die einzige Kostbarkeit von Oc aufs Spiel –

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