Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
sich auf die Zehenspitzen, um seine Hand danach auszustrecken.
»Fass diesen Apfel nicht an!«
Jesse zuckte zurück, als sei er gestochen worden. Mrs Awolowo hob den Saum ihres Kleides, sodass es nicht durchs Gras schleifte, und trat zwischen mehreren Schülern hindurch.
»Verzeih mir, dass ich dich erschreckt habe, Jesse, aber diese Äpfel sind heilig. Lasst mich ein wenig über den Obstgarten von Rowan sprechen. Omar, würdest du die Worte auf dieser Tafel bitte laut vorlesen?«
Ein dunkelhäutiger, klug aussehender Junge mit Brille beugte sich vor und las, was auf der in den Fuß des Baums eingelassenen Steintafel stand.
»Fiat Lux – Klasse von 1653.«
»Danke. Kennt jemand diesen Ausdruck oder weiß jemand, warum wir diesen Baum betrachten?«
Ein hochgewachsener blonder Junge, dessen Namensschild ihn als Rolf aus Düsseldorf auswies, hob die Hand. Max schätzte ihn auf mindestens vierzehn.
»Fiat Lux ist Latein«, sagte Rolf mit einem starken deutschen Akzent. »Es wird mit: ›Es werde Licht‹ übersetzt. Der Broschüre zufolge ist 1653 das Jahr, in dem die erste Klasse von Rowan ihren Abschluss gemacht hat.«
Miss Awolowo lächelte. Der Junge schien sehr zufrieden mit sich zu sein.
»Sehr gut, Rolf, korrekt in beiden Punkten. Dies ist ein heiliger Baum, ein Klassenbaum, der den allerersten Abschlussjahrgang von Rowan repräsentiert. Sie haben sich Fiat Lux als Klassenmotto erwählt, da sie in einer Zeit großer Dunkelheit hierherkamen. In diesem Obstgarten befindet sich für jede Klasse der Rowan-Akademie ein heiliger Baum. Jedes Jahr bringt ein Klassenbaum für jedes lebende Mitglied dieser Klasse einen Apfel hervor. Wenn ein Mitglied dieser Klasse verstorben ist, verwandelt sich sein oder ihr Apfel in Gold. Auf diese Weise gedenken wir ihrer. Und diese Äpfel rühren wir nicht an. Nehmt euch ein paar Minuten Zeit und wandert zwischen den Bäumen hindurch.«
Max, der mit den anderen ausschwärmte, schlängelte sich zwischen den Reihen von Bäumen hindurch, deren goldene Äpfel in der Sommersonne leuchteten. Er versuchte, sich die Menschen vorzustellen, für die sie standen, und was sie aus ihrem Leben gemacht hatten. Ihm fiel auf, dass es an den meisten Bäumen, einschließlich einiger der jüngeren, golden glänzte.
Miss Awolowo rief sie zusammen und sie gingen weiter durch den Obstgarten und in einen dichten Wald aus Eschen, Eichen, Ahornbäumen und Buchen hinein. Das Sonnenlicht funkelte zwischen den Blättern hindurch. Sie folgten einem gewundenen Pfad, bis sie vor einem lang gestreckten, flachen Gebäude auf einer kleinen Lichtung stehen blieben. Die Fenster des Gebäudes waren dunkel, aber aus einem Schornstein stiegen kleine weiße Rauchwolken auf.
»Das ist die Schmiede«, erklärte Miss Awolowo und deutete auf eine beeindruckende Tür aus schwarzem Eisen. »Als Lehrlinge des ersten Jahres werdet ihr noch keine Gerätekunde belegen, aber während des Schuljahrs werdet ihr vielleicht trotzdem Gelegenheit haben, die Schmiede zu besuchen.«
Connor formte mit den Lippen das Wort »Gerätekunde« und warf Max einen fragenden Blick zu. Während Max noch lächelnd die Achseln zuckte, schnellte Rolfs Hand empor.
»Da wir gerade vom Unterricht sprechen... wann bekommen wir unsere Stundenpläne? Meine Eltern bestehen darauf, dass ich Mathematik für Fortgeschrittene belege.«
Max sah, wie Lucia die Augen verdrehte.
»Die Kurse werden morgen eingeteilt, Rolf«, antwortete Miss Awolowo.
Sie setzte ihre Führung durch den Wald fort, machte sie auf bemerkenswerte Bäume aufmerksam und wehrte Fragen nach den kleinen Nebenpfaden ab, die vom Hauptweg abzweigten und im dichten Unterholz verschwanden. Davon gab es einige. Max hätte zu gern erfahren, was es mit ihnen auf sich hatte. David blieb so lange vor einer dieser Abzweigungen stehen, dass Max umkehren musste, um ihn hinter sich herzuziehen.
»Einen Moment mal«, sagte David und durchsuchte seine Taschen.
»Komm weiter«, erwiderte Max, der sah, dass die Gruppe bereits hinter einer Wegbiegung verschwand.
David holte eine Münze aus der Tasche, scharrte ein wenig Erde beiseite und vergrub die Münze unter der gewundenen Wurzel einer schief stehenden Ulme. Zufrieden wischte er sich den Schmutz von den Händen und eilte mit Max hinter den anderen her.
»Warum hast du das gemacht?«, fragte Max. David schien ihn nicht zu hören.
Als sie die Wegbiegung hinter sich hatten, hörte Max das Wiehern von Pferden. Miss Awolowo und die Klassenkameraden
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