Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1

wenn sie Hunger haben, sind die Kleinen die reinste Landplage. Du solltest dem Lymrill wirklich beibringen, mit seinen Krallen vorsichtig zu sein!«
    »Ähm... okay. Danke!«
    Die Gans hob zum Abschied einen weiß gefiederten Flügel, dann trieb sie ihre Gänschen zur Lagune hinunter.
    Kleine Stückchen Baumrinde fielen auf Max herab. Er blickte nach oben. Nick saß über ihm, schärfte seine Krallen und sah zu ihm hinunter. Mit einem dramatischen Gähnen sprang das Lymrill plötzlich auf einen höheren Ast und ließ noch mehr Borke auf Max hinunterregnen.
    »Oh, schon gut, ich komme ja!« Max seufzte, griff nach einem Ast und zog sich daran hoch. Einige Sekunden später befand Max sich auf Augenhöhe mit Nick, der voller Freude mit dem Schwanz schlug.
    »Hallo du«, keuchte Max, während er sich in der Gabel eines dicken Astes ein Plätzchen suchte. Nick kletterte auf Max’ Schoß, drehte sich dort ein paar Mal um sich selbst und rollte sich zu einem Ball zusammen. Dann knabberte er zufrieden am Ende seines Schwanzes. Seine Stacheln auf dem Rücken glätteten sich zu einem metallischen Band. Binnen Sekunden war er fest eingeschlafen. Aus seiner breiten, schwarzen Nase drang ein leichtes Pfeifen, während er langsam und regelmäßig atmete. Max löste vorsichtig eine Kralle seines Schützlings von seinem Bein und blickte zum Sanktuarium hinüber. Sein Platz auf dem Baum erinnerte ihn an seine Hütte daheim in Chicago. Er sah den Regentropfen zu, die auf die äußeren Blätter prasselten, und dachte an seine Mutter. Wie sehr würde sie lachen, wenn sie ihn so sehen könnte.
    Da Nick keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu bewegen, lehnte Max sich zurück und schlug das kleine Buch auf:
     

    Max hörte auf zu lesen, weil er unter sich Stimmen hörte. Mrs Richter kam von der Lichtung und gesellte sich am Ende des Laubengangs zu Miss Awolowo, Nigel und zwei weiteren Erwachsenen.
    Mrs Richter klang aufgeregt.
    »Was gibt es Neues von Lees?«
    »Wir wissen, dass er es zum Flughafen geschafft hat«, murmelte Nigel und strich sich das nasse Haar aus der Stirn. »Aber es sieht so aus, als sei er nie gelandet. Isabella beharrt darauf, dass er in Logan nicht im Flugzeug war.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sie verschwunden sind, Frau Direktor.«
    Max kniff die Augen zusammen, um eine junge Frau mit Brille und Regenmantel besser erkennen zu können.
    »Verschwunden, kurz nachdem sie ihre Briefe gelesen haben. Sie sind alle in ihren Heimatgemeinden als vermisst gemeldet worden.«
    Mrs Richters Stimme klang streng und entschlossen.
    »Wie viele Kinder genau sind verschwunden, Ndidi?«
    »Mickey Lees, der den Test vor zwei Wochen bestanden hat, und siebzehn Potentielle, die noch nicht geprüft worden sind«, sagte Miss Awolowo. »Der letzte Potentielle ist vor drei Tagen in Lima verschwunden.«
    »Und wie viele Gemälde sind gestohlen worden, Hazel?«
    »Zweiundfünfzig«, antwortete die Frau im Regenmantel. »Aber die Diebstähle scheinen willkürlich. Wir können nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass der Feind etwas damit zu tun hat.«
    »Joseph, haben wir Grund zu der Vermutung, dass wir einen Verräter in den eigenen Reihen haben könnten? Wie war Isabellas letzte Beurteilung?«
    »Hmmm, das ist immer möglich, immer möglich«, antwortete ein älterer Mann in einem burgunderroten Pullover. »Aber ich glaube es nicht, Gabrielle. Isabella gehörte nie zu unseren Besten, aber du weißt so gut wie ich, dass sie absolut vertrauenswürdig ist.«
    »Nigel«, sagte Mrs Richter und drehte sich plötzlich um.
    »Ja, Frau Direktor?«
    »Sind Sie sicher, dass McDaniels Ihnen alles erzählt hat? Alles über diese Frau in dem Haus? Und alles über Varga?«
    »Ja, ich glaube, das hat er getan.«
    »Hmmm. Ich muss ihn trotzdem noch ausführlicher befragen. Ich glaube jedoch, dass Sie und Ndidi recht haben könnten, was ihn betrifft. Dasselbe gilt für David Menlo. Man kann nur mutmaßen, was das zu bedeuten hat. Aber was die verschwundenen Kinder betrifft, sind Mutmaßungen nicht genug. Sehen Sie nichts als gesichert an, was diese Kinder oder die Gemälde betrifft. Ich erwarte morgen früh neue Berichte.«
    Mrs Richter drehte sich um und ging zur Aufzuchtstation zurück, während die anderen im Laubengang verschwanden. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Max, wie Mrs Richter mit langen Schritten über die Lichtung ging.
    »Nick, hier stimmt etwas nicht. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar