Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
Obstgartens. Im nächsten Moment züngelte dort eine gewaltige Flamme empor. Max und die anderen Jungen schrien auf. Das plötzlich aufflammende Licht beleuchtete etwas Monströses, Wolfsartiges. Das Geschöpf machte mehrere unbeholfene Schritte auf den Hinterbeinen, bevor es sich auf alle viere fallen ließ und über den Rasen auf den Wald und die Straße zustürmte.
»Geht sofort zurück in eure Zimmer!«
Als Max sich umdrehte, sah er zwei Sechstklässler wütend den Flur entlangkommen. Sofort huschten die Jungen in ihre Zimmer und schlugen die Türen hinter sich zu. Max und David liefen die Treppe zum unteren Stockwerk ihres Schlafzimmers hinunter. Connor kam einen Augenblick später hinterhergerannt und schloss mit großen Augen die Tür hinter sich zu.
»Habt ihr das gesehen? Ich habe es gesehen!«
»Ich werde dieses Zimmer nie wieder verlassen«, flüsterte David.
Einige Minuten lang saßen die drei schweigend da. Max erinnerte sich schaudernd an das Bild der Furcht einflößenden Gestalt, die sich ins Gras fallen ließ und dann über das Gelände davonjagte. Er blickte zu der Himmelskuppel auf und sah, wie der Skorpion blinkend in Sicht kam.
»Was glaubt ihr, was das war?«, fragte er leise.
»Keine Ahnung«, sagte David, der sich die Schläfen massierte. »Ich will es gar nicht wissen.«
»Vielleicht war es ein Werwolf?«, meinte Connor. »Wie in den Filmen?«
»Das hatte keine Ähnlichkeit mit einem Werwolf, den ich in irgendeinem Film gesehen habe«, erwiderte Max mit bebender Stimme. »Es war viel schlimmer. Und es sah größer aus...«
Ein lautes Klopfen an der Tür riss Max aus dem Schlaf. Blinzelnd sah er sich im Raum um. Connor schlief auf einem der Sofas. David hatte sich vor dem Kamin zusammengerollt, ein formloser kleiner Hügel unter seiner Decke. Es klopfte noch dreimal, schnell und energisch. Max erhob sich schwankend, ging die Treppe hinauf und blieb vor der Tür stehen.
»Wer ist da?«, fragte er langsam und argwöhnisch.
»Ich bin es, Joseph Vincenti, Max. Die Gefahr ist vorüber. Mrs Richter möchte, dass ihr alle in den Obstgarten kommt. Es ist ziemlich kühl. Ihr solltet also eine Jacke oder einen Umhang mitnehmen.«
Mr Vincenti ging den Flur hinunter und klopfte ebenso energisch an die nächste Tür. Binnen Sekunden hatte Max Connor und David geweckt. Die drei Jungen schlurften verschlafen mit den anderen Schülern durch die Hintertüren hinaus in den Obstgarten, wo der Himmel in einem blassen, verwaschenen Blauton den Sonnenaufgang erahnen ließ.
Mrs Richter stand vor der ersten Baumreihe, umringt von Lehrern und einem Dutzend weiterer Erwachsener. Als ihre Stimme durch die Morgenluft wehte, brachen die gedämpften Gespräche sofort ab.
»Schüler, wir haben einen Verlust zu beklagen. Ein neuer goldener Apfel ziert den Obstgarten – allzu früh, fürchte ich.«
Mehrere ältere Schüler begannen zu tuscheln und schauten mit besorgter Miene zu den Lehrern hinüber. Die Direktorin schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte sie. »Es ist nicht hier in Rowan passiert. Wir haben eine unserer Anwerberinnen verloren: Miss Isabelle May, die einige von euch zweifellos während ihrer Eignungsprüfungen kennengelernt haben.«
Die Schüler reagierten mit betroffenem Schweigen. Schließlich fuhr Mrs Richter mit ernster Miene fort.
»Wir wissen noch nicht, was Miss May zugestoßen ist. Das letzte Mal haben wir vor einer Woche von ihr gehört, obwohl wir seither große Anstrengungen unternommen haben, mit ihr in Verbindung zu treten. Während dieser Zeit haben wir ihren Klassenbaum voller Sorge beobachtet. Mr Morrow hat die unglückliche Entdeckung gestern Abend vor dem Essen gemacht. Miss Mays Apfel ist zu Gold geworden.«
Mehrere ältere Schüler fielen einander in die Arme. Max sah, dass Lucia sich Tränen aus den Augen wischte. Er vermutete, dass sie von Miss May angeworben worden war.
Mrs Richter hob die Arme, um für Ruhe zu sorgen.
»Kurz nachdem wir Isabelle verloren haben, hat etwas die Schutzvorrichtungen des Schulgeländes aktiviert. Obwohl ich mich für die Ereignisse entschuldige, die euch vielleicht verwirrt oder geängstigt haben, waren es doch notwendige Vorsichtsmaßnahmen. Zum ersten Mal in der Geschichte von Rowan haben Agenten des Feindes es geschafft, auf unser Schulgelände vorzudringen.«
Die Schüler sahen sich tuschelnd um.
»Sie sind jetzt fort«, versicherte Mrs Richter ihnen, »und ihr könnt gewiss sein, dass wir alle uns zu Gebote stehenden
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