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Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege

Titel: Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Neff
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abgegriffenen Fiedel eine schlichte, aber schöne Melodie spielte. Es waren Hunderte: Lehrer und Schüler und Familien, und alle schwiegen, bis sie auf den vielen Stühlen Platz genommen hatten oder auf dem kalten Sand oder entlang der Wiesen oben am Ende der Treppe einen Stehplatz gefunden hatten. Max sah Bellagrog und Mum sich die Augen abtupfen, beide angetan mit lächerlichen Kleidern aus schwarzem Samt mit grünem Spitzenbesatz. Hannah kam mit den Gänschen heruntergewatschelt, die ihrer Mutter folgten, ohne auch nur mit einem Piepsen zu stören. Max sah Mrs Richter auf der anderen Seite sitzen, zwischen Miss
Awolowo und Miss Kraken. Das Gesicht der Direktorin war ernst und der Blick ihrer grauen Augen auf das Meer gerichtet. Als die Sonne aufging, ein schwacher gelber Schimmer jenseits des dünnen Nebelschleiers, brachte Nolan sein Spiel zum Ende, und Miss Awolowo erhob sich.
    Sie war in ein wunderschönes schwarzes Gewand gekleidet, mit Halsketten aus Gagat und Kaurimuscheln. Hoheitsvoll schritt sie über den Strand und blieb neben dem Boot stehen. Während ihre volle Stimme die Schreie der Möwen übertönte, krampfte Max die Hände zusammen und starrte auf das blassgraue Boot und den kleinen, leblosen Körper darin. Nur am Rande nahm er wahr, dass auch andere sprachen: Mrs Richter, Miss Kraken und ein älterer Lehrer, den Max nicht kannte. Als Bob sich erhob, riss Max den Blick von dem Boot los und beobachtete, wie der Oger sorgsam das Blatt Papier auffaltete. Sein klobiges Gesicht war vor Konzentration gerunzelt; seine Worte drangen in Max’ Geist, tief und hoffnungsvoll.
    Steh nicht an meinem Grab und wein,
Ich bin nicht dort, ich schlafe nicht.
Ich bin in den tausend Winden, die wehen,
Ich bin der leise rieselnde Schnee.
Ich bin der sanfte Regenschauer,
Ich bin in den Feldern voll reifenden Korns.
Ich bin in der Stille des Morgens,
Ich bin im leichten Dahingleiten
Schöner Vögel in kreisendem Flug,
Ich bin der Sternenglanz der Nacht.
Ich bin in den blühenden Blumen,
Ich bin in einem stillen Raum.
Ich bin ein Vogel, der singt,
Ich bin in allem, was liebenswert ist.

Steh nicht an meinem Grab und heul,
Ich bin nicht dort. Ich sterbe nicht.
    Der Oger faltete das Papier wieder zusammen und reichte es Mr McDaniels, dessen Schultern zuckten. Bob ließ den Blick über die Trauergäste wandern und bedeutete allen, sich zu erheben, und Nolan begann wieder zu geigen. Dann packte Bob das Bötchen und schob es ins Wasser. Der Oger watete bis zur Taille ins Meer und leitete das Boot durch die sanfte Dünung, bis er ihm einen vorsichtigen Stoß versetzte und es aufs Meer hinaustrieb. Max schaute dem Boot nach; es hüpfte wie ein Korken auf den grauen Wellen, schaukelte an Birgits Wache vorbei und verlor sich im Morgennebel.
    Bob führte die Trauergemeinde vom Strand wieder die Steintreppe hinauf. Max und sein Vater gingen als Letzte, während Nolan hinter ihnen auf dem Sand weiterspielte.
    Als Max die Treppe hinaufstieg, glitt ein Mitglied des Roten Dienstes an ihnen vorbei die Stufen hinunter und hielt kaum inne, um sie anzusehen. Max war verwirrt und blieb stehen, um dem Mann nachzuschauen.
    Dann setzte über ihnen plötzlich ein Brüllen ein, gefolgt von Schreien.
    Max ließ seinen Vater stehen, rannte die Treppe hinauf und sah gerade noch, wie Bob zu Boden geworfen wurde. Ein Agent des Roten Dienstes fesselte den sich wehrenden Oger mit geschickten Bewegungen. Mehrere Menschen waren bewusstlos und lagen wie versprengte Kegel im Schnee. Max hörte Mrs Richters Stimme, die sich über das Getöse erhob, und er erblickte sie neben Cooper.
    Dann traf ihn ein furchtbarer Schlag am Hinterkopf und alles wurde schwarz.

    Max erwachte in dem Bett, in dem seine Mutter verstorben war. Seine Zunge fühlte sich dick an; sein Magen hob und senkte sich und ihm war übel. Langsam nahm der Raum um ihn herum klarere Konturen an. Sein Vater saß neben ihm; er hatte noch immer den Anzug von der Beerdigung an. Max spürte, dass sich hinter seinem Kopf etwas bewegte, und nahm verschwommen eine Muhmenhoven wahr, die einen Eisbeutel zurechtzog.
    »Was ist passiert?«, murmelte er, und seine eigene Stimme klang komisch in seinen Ohren.
    »Ein Putsch«, stieß sein Vater bekümmert hervor. »Vilyak sagt, er habe jetzt das Kommando. Mrs Richter wurde bewusstlos geschlagen, und er hat ihr einen Ring vom Finger gezogen, bevor sie mit den anderen weggetragen wurde.«
    »Mit wem?«, fragte Max und schloss die Augen.
    »Bob«,

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