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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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beunruhigt, sind die Darstellungen im höchsten Relief. Ich habe sie selbst erst heute Morgen entdeckt.«
    Henry hob den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Die ekligen Götzenviecher sind ja wieder da«, stellte er fest. »Eins an jedem Ort, der auf der Weltkarte mit Symbolen markiert ist!«
    Donald Wilkins schwenkte seine Lampe ein Stück weiter. »Und eins davon befindet sich unmittelbar vor der javanischen Küste.«
    »Dieses gezackte Etwas soll Java sein? Bist du sicher?«
    »Die Koordinaten bestätigen es. Der bezeichnete Punkt liegt nur sechzehn Seemeilen südlich von Cilacap.«
    »Sechzehn Seemeilen vor Cilacap? Das ist ja merkwürdig …«
    »Was ist merkwürdig, mein Junge?«
    Mit wenigen Sätzen berichtete Henry seinem Vater von dem Fund, den Thomas Irving und Jeff Rudd gemacht hatten, just sechzehn Seemeilen vor der Küste, und von den merkwürdigen Begleitumständen ihrer Entdeckung.
    Donald Wilkins lauschte stumm, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. »Kannst du die exakte Lage des Wracks in Erfahrung bringen?«, wollte er wissen, als Henry geendet hatte.
    »Robbie meinte, sie sei im Bordlogbuch seines Dads verzeichnet.« Als sich die Brauen seines Vaters fragend hoben, fügte er hinzu: »Wir haben E-Mail-Adressen ausgetauscht, bevor wir uns verabschiedeten. Wenn du glaubst, dass es wichtig ist, kann ich …«
    Doch Dr. Wilkins hatte bereits heftig genickt und befand sich auf dem Rückweg zur Leiter.

12
     
    BOROBUDUR, 25. SEPTEMBER 2013
     
    Die erste Antwort auf Henrys Mail ließ nur wenige Minuten auf sich warten. Robbie schrieb, er wolle versuchen, die Positionsdaten aus dem Logbuch seines Vaters zu besorgen.
    Dann passierte über zwei Stunden lang nichts mehr.
    Josh, Dr. Tregellis und John Waters brachten unterdessen die Kisten herein, die Henry und Josh aus Cilacap geholt hatten. Tregellis machte sich sofort daran, das Georadar aus der schützenden Verpackung zu holen und es einsatzbereit zu machen. Wie ein kleiner Junge, der zu Weihnachten Geschenke auspacken darf, hockte der kleine Geophysiker inmitten von Kabeln und blinkenden Geräten, verteilte DVDs mit Kalibrierungssoftware auf eine Reihe von Laptops und baute anschließend etwas vor einer der Seitenwände der Halle auf, das aussah wie ein überdimensionaler Regenschirm aus Metall.
    Da Henry nichts von dem verstand, was der Wissenschaftler dort trieb, sah er sich nach einer anderen Beschäftigung um. Sein Vater war unmittelbar nach ihrer Rückkehr vom Gerüst verschwunden, angeblich, um den Wagen, mit dem Henry und Josh gekommen waren, auf den Parkplatz beim Haupttempel zu bringen. Henry fragte sich, wieso ausgerechnet er das tun musste, machte sich aber weiter keine Gedanken darüber. Als es ihm zu dumm wurde, im Fünfminutentakt seine Mails zu checken, bestieg er von Neuem den Turm in der Mitte der Halle.
    Die uralten Bilder an der Decke verloren auch beim zweiten Mal nichts von ihrem Schrecken. Nachdem Henry eine Weile schweigend dagestanden hatte, versunken in die Betrachtung der sternköpfigen Kreaturen, die er nie mehr wiederzusehen gehofft hatte, näherten sich plötzlich Schritte über die Laufplanke, dann erschien Dr. Becker neben ihm. Sie schien ihren Kater überwunden zu haben und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Ist das nicht fantastisch, Henry?« Sie machte eine Armbewegung, die die komplette Hallendecke einschloss. »Ich habe in meinem Leben weiß Gott schon viele Inschriften, Höhlenmalereien und so ein Zeug gesehen. Aber das hier ist die Krönung!«
    »Haben … haben Sie eine Ahnung, von wem diese Reliefs stammen könnten?« Henry bemühte sich, seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu verleihen. »Oder was sie darstellen?«
    »Über die Erschaffer dieser Kultstätte werden wir uns erst konkrete Gedanken machen können, sobald Tregellis ihr Alter ein wenig enger eingekreist hat. Der Inhalt dagegen scheint mir recht klar.«
    »Ach?« Henry musterte die Wissenschaftlerin unauffällig. Ihr Gesichtsausdruck war von Euphorie gezeichnet, sie wirkte heiter und gelöst. Die unterschwellige Bedrohung, die von den Mustern über ihrem Kopf ausging, schien sie gar nicht zu bemerken.
    »Aber ja! Sieh her: Die Bilder berichten von zwei verfeindeten Stämmen, die einst in dieser Region gelebt haben müssen. Der besseren Unterscheidbarkeit halber wurden sie mit verschiedenen Tierköpfen gekennzeichnet … hier die Fische, dort die Seesterne. Die Fischleute beteten oktopoide Götzen an, was auf Inseln und in küstennahen

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