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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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was wir vorhaben.«
    Beccas Miene blieb skeptisch, während die Massai vor ihnen immer mehr an Fahrt verlor und langsam an den Steg heranglitt. »Wieso musste Dr. McKenzie das Ding von Pangandaran hierher schleppen? Hätte er sich nicht einfach reinsetzen und rübertauchen können?«
    »Das Tauchboot macht maximal einen Knoten Fahrt«, gab Henry eine Information weiter, die er am Vortag bei seiner ersten Besichtigung der Ki’tenge in Erfahrung gebracht hatte. »Es hätte für die Strecke zehnmal so lange gebraucht und so gut wie den gesamten Treibstoffvorrat verbraucht.«
    Dr. McKenzie hatte ihn und seinen Vater gestern voller Stolz zu einem Anlegesteg hinter der Station geführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Henry bereits geahnt, dass es sich bei der Ki’tenge um eine Art Mini-U-Boot handeln musste. Und auch wenn ihm klar gewesen war, dass solche Fahrzeuge in der Realität bestimmt weniger spektakulär aussahen als die stromlinienförmigen Unterwassergeschosse moderner Blockbuster, fiel es ihm nicht leicht, seine Enttäuschung zu unterdrücken, als sie kurz darauf das Ufer erreichten.
    Objektiv betrachtet war die Ki’tenge nicht mehr als ein rhombenförmiger Stahltank mit einem riesigen, gewölbten Bullauge an der Spitze. McKenzie, dem Henrys fehlende Begeisterung nicht verborgen blieb, hatte in beinahe väterlichem Stolz die Arme verschränkt. »Mein Baby mag nicht das hübscheste sein«, räumte er ein, »aber die verbauten Komponenten sind vom Besten, was du derzeit für Geld bekommen kannst.«
    Während der nächsten halben Stunde hatte ihm der Biologe die diversen Funktionen des Bootes erklärt. An der Vorderseite gab es zwei fernsteuerbare Greifarme, Manipulatoren genannt, mit denen sich selbst diffizile Arbeiten wie das Sammeln von Proben am Meeresgrund durchfuhren ließen. Henry lernte, wie das Luftfiltersystem sowie das Navigationssystem der Ki’tenge arbeiteten, und besichtigte in einem Lagerschuppen um die Ecke ein Arsenal zusätzlicher Ausstattungsteile, mit denen sich unter Wasser Gase, Flüssigkeiten, kleinere Lebewesen oder Sedimentproben sammeln sowie verschiedenste Messungen durchführen ließen. Am Ende der kleinen Führung schwirrte ihm zwar der Kopf vor Informationen, aber er brannte darauf, die Ki’tenge bald auszuprobieren.
    »Ho, da drüben, ihr Leichtmatrosen!«
    McKenzies dröhnender Bass riss Henry aus seinen Gedanken. Er hob gerade rechtzeitig den Blick, um das dicke Tau aufzufangen, das McKenzie vom Deck der Massai zu ihnen hinüberwarf. Kaum hatte Henry das Seil an einem Poller festgemacht, klappte der Meeresbiologe eine salzverkrustete Laufplanke aus und kam an Land. Auf seiner Nase saß eine große Sonnenbrille, deren goldenes Gestell in der Mittagssonne mit seinem künstlichen Schneidezahn um die Wette blitzte.
    »Verdammt, wen haben wir denn da?« Der Biologe schob sich die Brille auf die Stirn und musterte Becca lächelnd. »Von einem zusätzlichen Passagier hatte mir niemand etwas gesagt. Aber mir soll’s recht sein, die Ki'tenge hat ausreichend Platz für drei Mann plus Pilot. Gestatten: Gordon McKenzie.« Er packte die Hand des Mädchens und schüttelte sie.
    »Wie … was?«, stammelte Becca irritiert. »Passagier? Ich dachte, ihr …« Sie peilte erneut zu dem Tauchboot hinüber, das wenige Meter entfernt im Wasser trieb, dann breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. »Cool, klar komme ich mit! Becca Burrows, freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Henry, nicht minder überrascht von dieser Entwicklung, merkte, wie sich auf seinem Gesicht ebenfalls ein Grinsen breitmachte. Er wusste, wie sehr sich Becca für alles begeisterte, was mit dem Meer zu tun hatte. Ein Ausflug in einem U-Boot wäre bestimmt ein unvergessliches Erlebnis für sie.
    Plötzlich fiel ihm ein, dass sein Vater etwas dagegen haben könnte, wenn Becca sie begleitete. Immerhin war das, was sie vorhatten, keine reine Vergnügungsfahrt.
    Mit fragendem Blick wandte sich Henry zu ihm um. Doch Dr. Wilkins zuckte lediglich mit den Schultern. Für ihn schien es keinen Unterschied zu machen, ob bei der Untersuchung des U-Boot-Wracks eine Person mehr oder weniger mit von der Partie wäre. Ihm war nur wichtig, dass es so bald wie möglich losging. Henry verstand das, ihm selbst ging es kaum anders.
    Unwillkürlich musste er an den Traum denken, der ihn in der zurückliegenden Nacht im Gästezimmer des Friedkin-Anwesens um den Schlaf gebracht hatte.
    Er hatte lange wach gelegen, sich Gedanken gemacht und dem

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