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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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sehr erfolgreich mit
Mulitrekking oder auch mit Lamatouren. Den Umgang mit Tieren, das brauchen
diese Stadtkinder, und echte frische Luft. Play Stations haben die Kids in
ihren muffigen Städten auch. Wir haben doch ein gutes Beispiel vor Augen. Das
Bergbauern-Museum in Diepolz, das ist eine sinnvolle Einrichtung. Unaufgeregt,
liebenswert, preiswert für Familien. Da lernen Kinder endlich mal, wie eine
echte Kuh aussieht, und anfassen können sie die echten Tiere dann auch!«
    Peter Rascher
klatschte und einige andere.
    Rümmele lächelte Jo
überheblich an, fast so, als wollte er ihr wie einem unwissenden Kind
gönnerhaft in die Wange kneifen. »Unsere Frau Doktor und ihr Bergbauern-Museum!
Brav, brav, ich hab ja gar nichts gegen euren kleinen Zoo da oben. Ganz brav
gemacht, und all die bunten Kühe, die bemalten und die echten gleich nebenan.
Und natürlich der gute Herr Gemeinderat – Gott hab ihn selig –, wie der da für
sein kleines Projekt gearbeitet hat, ganz brav. So was stößt bei unserer Frau
Doktor natürlich auf offene Ohren, gell! Selbst immer draußen bei Wind und
Wetter – umgeben von stark riechendem Viechzeug. Brav, Frau Doktor, aber das
ist nicht jedermanns Sache.«
    Rümmele hatte wie
stets die wunde Stelle getroffen und bohrte genüsslich darin herum. Tiere waren
schon immer Jos Schwäche gewesen. Sie liebte sie nun mal leidenschaftlich. Sie
adoptierte unentwegt verstoßene oder gequälte Kreaturen. So war das schon immer
gewesen. Laut Kennerknechtscher Familiensaga hatte sie an die hundert
Meerschweinchen gehabt und ständig Vögel mit geschienten Flügeln. Was Tiere
betraf, war Jo überempfindlich. Und dann war auch noch die Sache mit HJ Rümmele auf der Gartenparty passiert.
Jo musste leider ab und zu für honorige Bürger ganz private, ganz zwanglose
Feste geben, auch für Rümmele. HJ hatte mit Kuchenteller dagesessen, hatte über seine Heldentaten schwadroniert,
als Jos Kater Herr Moebius auf den Tisch gesprungen war und die Nase in die
Sahne versenkt hatte. Alle hatten gelacht, aber Rümmele hatte den Kater am
Nackenpelz gepackt und ihn gegen einen Baum geschleudert. Der kleine Moebius
hatte in einem Ton geschrien, den Jo nie vergessen würde.
    Ein Bein hatte
merkwürdig verquer am Kater gehangen, als er versucht hatte, sich panisch ins
Haus zu retten. Jo hatte ihn erwischt. Er hatte sich ein Bein gebrochen, das
war reparabel gewesen. Viel schlimmer war, dass dieser kleine Kater, der auf jeden
Menschen hoch erhobenen Schwanzes schnurrend zugeschossen war, sehr lange
brauchte, um wieder Vertrauen zu fremden Menschen zu fassen.
    Bei Rümmeles Worten
spürte Jo die Ohnmacht, die sie damals empfunden hatte, wieder ganz akut. Sie
war sehr empfindlich, wenn sie ihren Gerechtigkeitssinn verletzt sah, und
Rümmele agierte immer unter der Gürtellinie. Ein ohnmächtiger Schmerz machte
sich breit, einer, der im Magen beginnt, die Kehle zuschnürt und die Augen
überschwemmt. Sie kämpfte mit den Tränen.
    Peter Rascher merkte
wohl, dass Jo nah am Wasser gebaut hatte. Er sprang in die Bresche und
argumentierte weiter mit flammenden Worten: »Frau Kennerknecht hat völlig
Recht. Wir müssen uns hier doch auf etwas besinnen, das wir wirklich können.
Etwas, das zu unserer Gegend passt. Das Bergbauern-Museum ist das Genialste,
das wir seit langem erdacht haben. Das ist sanfter Tourismus, aber einer mit
Realitätsbezug! Wir wissen doch alle, dass die Abwanderung in bäuerlichen
Gemeinden immens ist. Im Ort bleiben alte Leute und Mütter mit ganz kleinen
Kindern. Der Rest pendelt zum Arbeiten in die Städte. Wenn aber alle unsere
Bauern die Landwirtschaft aufgeben, dann sieht es düster aus für den Kulturraum
Voralpenland. Wir brauchen die Bauern auch dann noch dringend als Landschaftspfleger,
wenn sie längst nicht mehr gewinnbringend wirtschaften können.«
    »Ach kommen Sie,
Rascher, hören Sie mir doch auf mit Ihrem Bauernschmus. Das ist doch
Romantisiererei einer längst untergegangenen Welt.« Rümmeles Ton war arrogant.
    Peter Rascher haute
so heftig auf den Tisch, dass sein Weißbierglas hüpfte. »Wir alle werden
untergehen, wenn diese Welt wirklich stirbt. Sie auch, Herr Rümmele. Wenn
unsere Bauern heute die Wiesen nicht mehr mähen, dann können wir der Erosion
zusehen. Was würden Sie sagen, wenn die erste Mure Ihren privaten Palazzo
Protzo wegfegt und Ihr Event Castle gleich dazu?«
    Lacher brandeten
auf. Rümmele lief knallrot an.
    Jetzt war Peter
Rascher in Fahrt. »Das Bauernmuseum

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