Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)
schmieriges Sexgequatsche. Oh Mann.
Dann geht ein heftiger Ruck durch den Schlauch, und Michael wird regelrecht nach hinten gestoßen. Eine Beton-Fontäne ergießt sich in hohem Bogen unkontrolliert auf Mohammeds Hose und Gummistiefel.
«Halt fest, Michael!!!», brüllt er panisch.
Jimmy dreht sich in Richtung Pumper: « STOPP ! Das muss flüssiger!»
«Wat isn los? Dat war nich mal volle Kanne. Also flüssiger, ja? Ich bin nur der Pumper», heuchelt er seine Unschuld.
« BOAH » ist das Einzige, was ich als Kommentar herauskriege.
Er fummelt an seinen Knöpfen herum und kann so die Mischung anscheinend flüssiger machen. Die Aktion gerät trotzdem zur Katastrophe. Die Truppe verhält sich, als ob sie das zum ersten Mal macht. Der Beton wird in verschiedene Richtungen gepumpt. Mohammed und Tony stampfen unkoordiniert im frischen Beton herum und ziehen ihn nicht schnell genug glatt. Jimmy übernimmt.
«Gib her, Michael. Du musst das anders machen.»
Darauf hat das Pumper-Arschloch nur gewartet.
«Willste auch so ’nen Pussystrahl, oder willste wat für echte Männer?»
«Mach für echte Männer!», lässt sich Jimmy provozieren.
Ich ahne Schlimmes. Jetzt kommt der Beton mit voller Wucht rausgeschossen. Der Strahl knallt mit solch einem Druck auf den Boden, dass er den halben Raum vollspritzt.
«Jimmy, Mann, pass doch auf! Die ganze Wand ist versaut! Peter kriegt die Krise!», versuche ich noch einzugreifen. Aber Jimmy nimmt in seiner Hektik nichts mehr wahr. Es musste ja so kommen. Männlichkeit beweisen, was für ein Scheiß.
In einer Ecke wird langsam schon ein ganzer Haufen Beton hart, während die anderen verzweifelt versuchen, das viel zu schnell herausschießende Zeug zu verteilen. Sie sind völlig überfordert.
« STOPP ! Mach dat Ding aus, Mensch!»
«Hans, endlich! Wo warst du denn? Das ist das reinste Chaos hier.»
«Hab mit Lui unten noch wat bequatscht.»
«Lui?»
«Da kommt er.» Hans zeigt mit dem Daumen über seine Schulter. «Dat is seine Firma hier, Jimmy und so.»
Ein extrem fetter Mann nimmt gerade die letzte Treppenstufe und kommt leicht gebückt auf uns zu. Sein blau-grün kariertes Hemd ist bis zur Brust aufgeknöpft. Eine Goldkette funkelt auf seinem dichten Brusthaar. Er japst nach Luft.
«Ah, du … bist Nick … nicht wahr? Hab schon … äch … viel … äch … von dir … äch … gehört», keucht er angestrengt.
Plötzlich herrscht Ruhe im Raum, und wir betrachten das Ausmaß des Beton-Unglücks. Eine halbe Stunde war genug für ein komplettes Desaster. Das hier sieht eher aus wie eine graue Mondlandschaft – und sicher nicht wie der Fußboden einer zukünftigen Luxuswohnung.
Rundherum betretene Gesichter. Nur einer grinst dumm aus der Ecke: Der Mann mit der neonfarbenen Latzhose.
«Wat is dat hier für ’ne Scheiße?
Du
wartest jetzt erst mal! Und hör auf zu grinsen!», befiehlt Lui dem Pumper. Und dann zu Jimmy: «Ah, Jimmy. Junge, wat is denn los?»
«Kein Problem, du weißt, mach ich schon.»
«Von wegen, Jimmy, guck mal, wie dat aussieht! Dat trocknet euch ja unterm Arsch weg. Und jetz dalli, dalli, verteilt dat Zeug. Hans, mach du ma.»
Wenn ich Lui so beobachte, muss ich an Marlon Brando in
Der Pate
denken. Zumindest benimmt er sich ebenso gönnerhaft und latent furchteinflößend. Sein Bauchumfang erinnert allerdings eher an Brando in seinen letzten Jahren.
«Weißte, dat is immer datselbe mit denen», meint Hans zu mir. «Die werden pro Fahrt bezahlt. Also wollen die dat Zeug jedes Mal so schnell wie möglich rauspumpen, damit se wieder abhauen können. Arschlöcher!»
Hans benutzt seinen eigenen Abzieher. Natürlich ein selbstgebautes Ding, das doppelt so groß ist wie die anderen. Mit mächtigen Schwüngen zieht er den Beton glatt. Auch ich stehe jetzt mit meinen Gummistiefeln im kalten Beton und helfe mit.
«Verteilt den Haufen dahinten. Dat is wichtig!», bringt Hans langsam Ordnung in das Chaos.
«Ja, verteilt den Haufen», wiederholt Jimmy in seinem üblichen Befehlston.
«Jimmy, lass mal jetzt!», meckert Mohammed ausnahmsweise mal.
Unten hupt ein Lkw, und der Pumper guckt aus dem Fenster.
«Dat is der Mischer, wir haben noch drei Kubik drin. Lass mich dat auch noch pumpen, dann kann der Fahrer weg.»
«Hier! Nick! Komm ma her», winkt mich Lui mit einer ausladenden Bewegung zu sich rüber. «Halt ma eben den Schlauch und lass den Rest auf die Seite fließen! Joe, fass ma mit an.»
Ich wuchte mir die «Python» über die
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