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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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an.»
    Seitdem ich für Peter gelegentlich E-Mails übersetze und wir enger zusammenarbeiten, werden meine Aufgaben deutlich angenehmer. Und einfach nur «Aufpassen» hört sich doch sehr entspannt an. Denke ich zumindest in diesem Moment.
    Jimmys Crew besteht aus vier Arbeitern, die sich lauthals unterhalten, als ich den dritten Stock betrete. Erfreut entdecke ich in einer Ecke auch Hans, dem ich kurz zuwinke.
    Ich gehe rüber zu Jimmy und seinen Leuten.
    «Hallo, ich bin Nicholas.»
    «Nicholas ist die Vertretung für Peter!», ergänzt Jimmy eilig.
    «Hallo, ich heiße Mohammed.»
    «Tony.»
    «Michael.»
    «Und ich bin Joe.»
    Wollen die mich auf den Arm nehmen? Dann erinnere ich mich vage, dass Richie das mit den skurrilen Namen mal erwähnt hatte. Trotzdem frage ich nach:
    «Tony? Michael? Joe? Ich denke, ihr seid Araber?»
    «Ja …», beginnt Michael eine Antwort.
    «Wir kommen alle aus Palästina …», redet Tony dazwischen.
    Jetzt quasseln alle wild durcheinander, bevor Michael seinen Satz beenden kann.
    «Aber hier in Deutschland gab immer Probleme mit mein Name. Also besser Michael. So wie Jackson, weißdu.»
    «Wie heißt du denn wirklich?»
    «Ali Jawad.»
    « JA WAT ! Ja, wat hatter denn?», grölt Hans hinter mir.
    «Siehs du, immer Probleme», kommentiert Mohammed, der am besonnensten scheint und mir vom ersten Moment an sympathisch ist. Die anderen beiden pflichten Ali Jawad alias Michael bei, ihre Namen wären auch zu kompliziert. Außer Jimmy.
    «Ich heiße Jimmy! Das is mein echter Name, kanns du jeden fragen in Berlin.»
    «Na klar, aber sicher doch», rutscht es mir raus. Zum Glück bemerkt er die Ironie nicht.
    Hans’ Telefon klingelt.
    «Nick, die Betonpumpe kommt nich durch die Baustraße. Der Fahrer is dran. Da stehtn Auto im Weg. Komma mit runter.»
    Ein alter Audi A 4 parkt an der Seite. Hinter der Windschutzscheibe liegt ein handgekritzelter Zettel: Sozialer Notfall. Bin bei Frau Otter. Haus  23 . 0163 345 345 29 .
    Es nimmt keiner ab.
    «Wat machen wir jetz?» Hans guckt ratlos.
    «Ich gehe zu der Wohnung und klingel dort. Was sonst?»
    Der Lkw-Fahrer hat seine
Bild
rausgeholt und macht es sich hinterm Lenkrad gemütlich. Er wird pro Stunde bezahlt, also ist das hier nicht sein Problem. Dachte ich mir schon. Hier auf dem Bau ist es immer das Problem des anderen.
    «Krrrrrrrrrrrr … Hallo? … Krrrrrrrrrrrrrrrrrrr», krächzt es aus der Gegensprechanlage.
    «Guten Tag, Ihr Auto versperrt uns den Weg. Sie müssten das kurz wegfahren.»
    Statt einer Antwort summt der Türöffner. Ich laufe durch das penibel gesäuberte Treppenhaus, finde den Namen
Otter
auf einem Klingelschild im dritten Stock und klopfe an. Die Tür öffnet sich einen Spalt weit, und heiße, stickige Luft tritt heraus.
    Es riecht nach Medikamenten. Ein etwa 45 -jähriger Mann steht mit gerötetem Gesicht vor mir. Er hat blaue Plastikhandschuhe übergestülpt, und bei näherer Betrachtung erkenne ich, dass sie braun befleckt sind. Der Typ ist schweißgebadet.
    «Entschuldigung, ich hatte Sie an der Gegensprechanlage überhaupt nicht verstanden.»
    «Sie müssten Ihr Auto umparken, damit wir mit dem Lkw vorbeikommen.»
    «Ach so. Ja, natürlich. Einen Moment. Ich hole die Schlüssel.»
    Als der Mann hektisch in der Wohnung verschwindet, wage ich einen Blick hinein. Durch den dunklen Flur kann ich bis ins Wohnzimmer sehen. Ein gelbliches Licht steht im Raum. Alle Gardinen sind zugezogen. Es sind sicher 30  Grad in der Bude.
    Er kommt raus und stürmt vor mir die Treppe herunter. Igitt, der hat ja immer noch die ekligen Handschuhe an!
    Hans blickt zu uns rüber, als wir aus dem Haus kommen. Ich gestikuliere wild hinter dem Rücken des verschwitzten Kerls, um Hans’ Aufmerksamkeit auf die versifften Handschuhe zu lenken. Der Mann startet seinen Audi, und ich sehe nur noch, wie sich die schmierigen Plastikhandschuhe um das Lenkrad krallen.
    «Wat war denn?»
    «Hast du die Handschuhe nicht gesehen?»
    «Nee, wat für Handschuhe?»
    «Vergiss es, Hans. Ist vielleicht besser so. Auf manche Dinge kann man verzichten.»
     
    Schließlich parkt der Lkw mit Betonpumpe mittig vor dem Haupteingang. Der Fahrer springt aus seiner Kabine, und seine neonorangene Latzhose reflektiert das Morgenlicht.
    «Moin. Wo gehen wa rein?»
    Im ersten Moment weiß ich wirklich nicht, was er meint. Dafür weiß Hans es: «Du musst in den Dritten. Dat Fenster, wo der Araber aufm Gerüst steht.»
    «Oh Scheiße, mit solchen haste immer nur

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