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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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kommt auch nichts Gutes. Nasse Schamhaare! Dunkelgelbe Pissflecken! Und ausgerechnet jetzt ruft Grace an! Ich klemme das Handy zwischen Ohr und Schulter.
    «Hey, ich kann im Moment n...»
    «What? Verstehe dich sehr schlecht. Listen, Robert Wilson’s
Einstein on the Beach
is playing in Amsterdam in December. Willst du mitkommen?»
    «Ja, auf jeden Fall! Besorg Tickets.»
    «Okay, super. Muss weiter. Kiss! Bye!»
    «Bye.»
    Das Ganze geht so schnell, dass ich ihr nicht mal diese filmreife Szene schildern kann.
    Ich riskiere einen weiteren Blick. Schwarze Kackspuren ziehen sich lehmartig bis tief ins Spülwasser. Langsam, aber sicher kommt mir die Falafel hoch. Ich werfe meinen Oberkörper ruckartig nach hinten, um etwas Abstand zu wahren.
    «Bäh!»
    Auf der Heizung trocknet ein fleckiges Badetuch. Ich will gar nicht wissen, was die damit abgewischt haben. Am Waschbecken liegt die Seife völlig verschmiert und festgetrocknet am Rand. Nach dem Kontakt mit der Klobrille würde ich mir die Hände am liebsten fünf Minuten mit Kernseife einreiben – aber so bleibt mir nur warmes Wasser. Das einzige Handtuch neben dem Becken war wahrscheinlich auch mal weiß. Jetzt hängt es dunkelgrau und klatschnass am viel zu niedrig angebrachten Bügel, ein Zipfel liegt auf dem siffigen Boden.
    Bevor ich das Zimmer verlasse, mache ich noch den ultimativen Test. Kurzer Dreh am Hahn der Badewanne, und tatsächlich – oben aus dem Duschkopf strömt ein satter Wasserstrahl. Hm, Duschen könnten sie hier also.
    Rainer hat eine Flasche Unicum herausgeholt, und als ich zurück ins Wohnzimmer komme, stehen schon fünf randvoll gefüllte Schnapsgläschen auf dem Tisch.
    «So, Nick! Komm her! Auf Budapest!»
    In den nächsten Stunden finden wir unzählige Gründe, um anzustoßen.
    Wir trinken auf das Sandstrahlen, auf die hübschen Frauen in Polen, auf Fußball und gefühlte hundertmal auf Budapest und unsere großartigen Erinnerungen – so lange, bis zwei Flaschen Unicum leer sind und ich total voll bin.

    6 : 30  Uhr.
    Drei Krähen fressen Fast-Food-Reste zum Frühstück. Sie picken in einer Burger-King-Schachtel herum, die neben einem orangenen Mülleimer liegt. Es gibt Ecken in Berlin, da müsste man die Dinger stündlich leeren. Sie sind einfach immer zugestopft. Und jeder weitere Abfall wird mit großem Geschick entweder noch irgendwie hinein- oder in ein anderes Müllstück, das schon aus der Luke ragt, gesteckt. Oder man platziert ihn einfach obendrauf. Das ist ein bisschen wie beim Spiel Jenga. Solange der Unrat am Ende irgendwo in der Nähe des Eimers landet, hat man ja seinen guten Willen bewiesen.
    Mein Kopf brummt, und ich versuche mein Fahrrad durch den Scherbenteppich zu manövrieren, ohne einen Platten zu bekommen. Die unermüdlichen Sauf-Touristen können sich kaum noch auf den Beinen halten, und ich muss aufpassen, dass sie mir nicht ins Fahrrad torkeln. Alltag am «Schlesischen Ballermann».
    Jeder Ort hat seinen eigenen Rhythmus. Ein Tempo, in dem sich die Tagesabläufe ereignen. Das hat auch mit lokaler Identifikation zu tun. Albert Camus nannte das «die Heimat der Seele, wo wir uns dieser Welt verwandt fühlen, wo das Blut in unseren Adern im gleichen Rhythmus pocht wie der glühende Puls der Mittagssonne».
    So gesehen hat Berlin das passendste Wahrzeichen von allen Städten, die ich jemals besucht habe – den Fernsehturm! Wie eine riesige Diskokugel thront er über Berlin und dreht sich im Schneckentempo um die eigene Achse. Als ob sich die Stadt dieser Kugel angepasst hätte, dreht sich in Berlin alles um Berlin. Und der ewige Hype existiert in erster Linie auch nur in der Metropole selbst, in den Hipster-Kasernen Neukölln, Friedrichshain und Kreuzberg.
    Berlin ist billig, und man kann 24  Stunden am Tag saufen. Man findet immer eine offene Bar oder einen Club. Und das 365  Tage im Jahr. Für den Weg holt man sich die obligatorische Bierpulle beim Späti. Diese Halbliter-Flaschen sind für mich inzwischen das eigentliche Symbol Berlins geworden. Denn egal zu welcher Jahres- oder Uhrzeit: Man trifft immer Menschen, die krampfhaft an ihrer Bierflasche nuckeln. Sogar im tiefsten Winter bei Minustemperaturen schlurft man eins geworden mit der Buddel durch die Straßen. Die Touristen übernehmen das wie einen geheimen Code, den man ihnen bereits zu Hause zugeflüstert hat. Schnell zum Kiosk und schon gehört man dazu. So wie Fußballfans stolz den Vereinsschal tragen, so huldigt man in Berlin der

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