Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)
Gesicht. Er sieht ein bisschen aus wie Clark Gable alias Rhett Butler in
Vom Winde verweht
.
Sein Kollege Marowski hat weißes Haar und in seltsamem Gegensatz dazu einen buschigen pechschwarzen Schnäuzer. Sein rot-weiß kariertes Hemd spannt unter seinem enormen Bauch. Beide tragen blaue Jeans und schwarze Ledergürtel.
«Wir unterstützen heute Frau Engelbert vom Tiefbauamt, damit das hier alles geregelt wird. Es geht um die Baustellenzufahrtsstraße, wie Sie sicherlich wissen, Herr Zwifka. Und um die beschädigte Straßenlaterne. Die sollten wir uns zuerst ansehen.»
Die Laterne steht keine zehn Meter vor dem Speicher an der Ecke zur Feuerwehrzufahrt. Sie ist eine aus Beton gegossene viereckige Säule mit einem Aufsatz aus geriffeltem Glas. Im unteren Teil zieht sich ein etwa 20 Zentimeter langer Riss quer durch den Beton. Und bei genauerer Betrachtung ist die Laterne leicht schief.
«Wie gedenken Sie das Problem zu beheben?», fragt Heyn oberlehrerhaft, während sein fetter Kollege Kaugummi kauend irgendetwas in seinen DIN -A 4 -Notizblock schreibt.
Beide Polizisten tragen braun getönte Sonnenbrillen der Marke Police. Natürlich, was auch sonst! Die Straßen-Cops in Los Angeles tragen diese Brillen – und so treten die zwei Figuren hier auch auf. Ich komme mir vor wie in einer schlechten Polizei-Serie aus den Achtzigern.
«Dat is eine Angelegenheit zwischen mir und dem Tiefbauamt. Ich weiß nich, wat Sie von mir wollen. Ich hab Frau Engelbert mehrmals geschrieben, dass keines meiner Baufahrzeuge diese Laterne angefahren hat. Und dat ich Fotos habe von dem Lieferanten der Bäckerei, wie der im Winter bei Schnee und Eis hier eine halbe Stunde lang versucht hat zu wenden.»
«Dass das schon mal klar ist, Herr Zwifka: Was hier wessen Angelegenheit ist, das haben Sie nicht zu bestimmen», sagt Heyn ruppig.
«Es gibt klare Beweise, dass ein Bagger die Laterne gerammt hat», murmelt Frau Engelbert ganz kleinlaut und versteckt sich dabei hinter den Polizisten. Dabei streicht sie sich vorsichtig ihre rotgefärbte Haarsträhne aus dem Gesicht.
«Wo?! Zeigen Sie mir die Beweise! Ich lass mich doch hier nicht verarschen!»
Ich kann spüren, wie sich die Aggression in Peter immer weiter anstaut. Und die kennen ihn noch nicht, wenn er auf 180 ist. Oder vielleicht doch, und das ist der Grund, warum Frau Engelbert diese Möchtegern-Sheriffs mitgebracht hat?
«Jetzt beruhigen Sie sich mal!», brummt Marowski los. Normalweise hätte er jetzt der «good cop» sein müssen. «Wir werden Ihnen einfach die Baustraße schließen, wenn Sie weiterhin so unkooperativ sind!»
«Auch dat hab ich mit Frau Engelbert schon tausendmal diskutiert! Ich habe keine andere Möglichkeit, als die Laster da durchfahren zu lassen! Als die Stadt die Wohnungen da hingesetzt hat, wurde die Straßenzufahrt für den Speicher einfach vergessen! Das wissen Sie so gut wie ich, Frau Engelbert!»
«Berichten zufolge fahren Ihre Laster dort mit überhöhter Geschwindigkeit und gefährden damit Kinder und Fußgänger!»
«Dat is doch absoluter Quatsch! Dat sind 12 -Tonner, die können da gar nicht schnell durchfahren, weil die so gar nicht um die Kurve kämen! Lassen Sie uns ma rübergehen, dann zeig ich Ihnen, dat man da nich rasen kann.»
«Wollen Sie behaupten, dass wir hier lügen, Herr Zwifka?», fragt Heyn, während wir zur Zufahrtsstraße laufen.
Die Beamten haben während der gesamten Diskussion kein einziges Mal ihre Sonnenbrillen abgesetzt, und es ist deutlich zu merken, dass sie ihre Machtposition genießen.
Wir stehen vor den ersten beiden Pollern.
«Ich habe das selbst beobachtet, wie die Laster hier durchrasen!», behauptet der Hausmeister-Gartenzwerg.
« JETZT IST ABER MAL GUT ! Wat reden Sie denn da für eine Scheiße? Wenn die Laster ankommen, müssen die anhalten, um die ersten zwei Poller am Anfang der Straße rauszunehmen. Dann müssen sie hier noch mal stoppen und wieder die Poller rausziehen. ALSO WO SOLL MAN HIER VERDAMMT NOCH MAL DURCHRASEN ?»
Peter kocht vor Wut. Seine Halsschlagader pocht, und in seinen Mundwinkeln hat sich Geifer gesammelt.
«Aber … aber … die Fahrer lassen die Poller immer auf der Straße liegen», jammert der Hausmeister fast.
«Hör doch auf zu heulen!»
«So geht das hier nicht!», greift Marowski ein. «Die Baustellenzufahrtsstraße ist ab sofort geschlossen. Außerdem bezweifeln wir, dass die Traglast des Weges für das Gewicht Ihrer Fahrzeuge ausgelegt ist. Wir verlangen von Ihnen
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