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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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ich mit dir die Träger ab.»
    «Okay, verstehe. Sag mal, wo kann man denn hier frühstücken?»
    «Gegenüber ist ’ne Bäckerei, aber ist noch ein bisschen früh.»
    «Ja, ich muss dat nur wissen. Ordentlich frühstücken is wichtig für mich.»
    Ich verstehe, was er meint, als wir gemeinsam mit Hans und Richie beim Bäcker sitzen. Matze bestellt eine große Frühstücksplatte und macht sich genüsslich darüber her. Noch nie habe ich jemanden so hingebungsvoll ein Brötchen essen sehen. Er zelebriert jeden Bissen, kaut ein bisschen, spült mit Kaffee nach, kaut wieder ein bisschen. Dabei guckt er wie ein Schelm, der mit sich und der Welt in Einklang ist. Der Neue lässt sich so viel Zeit, dass sogar Richie ungeduldig wird.
    «Ey, jetz mach ma hinne. Ruhig angehen lassen is ja gut, aber man kanns auch übertreiben!»
    «Hört, hört! Richie, die Arbeitsrakete!» Hans ist sichtlich amüsiert. «Na los, komm jetz.»
    Sämtliche Stahlträger und Fenster abzukleben ist in Anbetracht der Raumgröße wahnsinnig viel Arbeit. Am Ende des Tages kann ich das stupide Geräusch vom Abreißen des Klebebands nicht mehr hören.

    Meine frisch bezogene Wohnung in Neukölln ist wunderbar ruhig und erholsam. Doch es dauert nicht lange, und mein neuer Kiez offenbart noch ein anderes Gesicht.
    Ich trete mit Einkaufstüten bepackt vor die Shopping-Arkaden Neuköllner Tor und überquere den Parkplatz. Da sehe ich auf der anderen Straßenseite ein Pärchen, dass vorm VideoWorld mit einer Flasche Wein herumhantiert. Er trägt einen total verwahrlosten, viel zu großen Anzug, sie eine mit bunten Blumen bestickte Bluse und dazu den passenden Rock. Die Sonne hat ihre verlebten Gesichter dunkelbraun gebrannt. Offenbar gibt es Ärger wegen des Weins. Der Typ brüllt rum und reißt ihr die Pulle ruppig aus der Hand. Jetzt hält er die Flasche mit den Oberschenkeln fest und versucht panisch den Korken mit dem Daumen reinzudrücken. Das gelingt unter größter Anstrengung – und beschert ihm einen Schwall Rotwein auf Händen, Gesicht und Hemd. Er schreit und tobt, zerrt dann seine Frau zu sich rüber und wischt die ganze Sauerei an ihrem Rock ab. Die nimmt es wie selbstverständlich hin. Scheint keine Premiere zu sein, dieser erniedrigende Akt.
    Angewidert laufe ich die kleine Steigung zu meiner Wohnung hoch, vorbei an drei Afroshops, die direkt nebeneinanderliegen. Vor dem zweiten Laden steht eine Gruppe Schwarzer.
    «Hey du! Bist neu hier auf Kiez? Hab dich gesehn.»
    «Ähm, ja, bin da vorne vor einer Woche eingezogen.»
    «Ah! Trinkst du mit uns ein Willkommensdrink! Komm rein. Ich bin Oluwasegun.»
    «Nicholas, freut mich.»
    Was soll ich tun? Eigentlich habe ich keine Lust, will aber auch nicht unhöflich sein. Durch die Tür sehe ich Bier im Kühlschrank. Na gut, ein Feierabendbier kann nicht schaden.
    « UCHENNA ! UCHENNA !», schreit er nach seiner Frau.
    Wir stehen vorm Verkaufstresen, an den ich meine Tüten gelehnt habe. Im Hinterzimmer lümmeln fünf fette Afrikaner rauchend und Bier saufend auf den Plastikledersofas herum.
    Uchenna kommt aus der Küche, in der offenbar mehrere Kinder rumwuseln. Sie hat eine Schürze umgebunden und wirkt gestresst. Oluwasegun wirft ihr im Befehlston ein paar Worte zu. Seine Frau verschwindet wieder und kommt mit einer riesigen Fünf-Liter-Glasflasche zurück. Das Gefäß erinnert mich an die bauchigen Weinflaschen in Frankreich und einen unvergesslichen Urlaub in den Sanddünen von Arcachon.
    «Das hier ist Nationalgetränk von Nigeria! Wenn du trinkst, ist gut für
Bum Bum
!» Dabei greift er mit seinen Händen um das imaginäre Becken einer Frau und macht heftige Stöße mit seinen Lenden.
    «Aha. Und was ist da drin?» Die grüne Brühe sieht giftig aus. Undefinierbares Zeug schwimmt darin rum.
    «Kräuter, Baumrinde, Gin!»
    Okay, das da könnte die Baumrinde sein. Aber Kräuter ist ein sehr weiter Begriff in diesem Zusammenhang. Uchenna stellt uns Gläser hin und gießt üppig ein.
    «Okay, okay, das ist genug für mich.»
    Oluwasegun hebt sein randvolles Glas.
    «Prost, willkommen!»
    Erst brennt es im Mund, danach in der Kehle. Dann ist alles betäubt. Sekunden später spüre ich das Teufelszeug in meinem Kopf. Es kribbelt, als würden meine Gehirnzellen gerade gegrillt. Ich mache einen hastigen Schritt zum Kühlschrank. Tür auf, Bierdose raus, klick, aaaaah, der kühle Gerstensaft wirkt wie Balsam in meinem Mund.
    «Wir hier seit 17  Jahre. Jetz große Familie. Früher schwierig hier,

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