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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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lassen, sie könnte es mitbekommen. Wir müssen sie festnehmen, bevor es noch einen Toten gibt. Wenn sie sich nicht schon diesen Seiter geschnappt hat.«
    Sie wählte die Nummer Becks.
    »Habt ihr sie?« rief der Kollege, kaum dass sie sich gemeldet hatte.
    Neundorf seufzte laut. »Sie ist weg. Ob sie etwas gemerkt hat oder nur auf einen Sprung an die frische Luft ging, weiß ich nicht. Das Haus muss observiert werden. Ab sofort. Wir warten solange in der Nähe.«
    Beck versprach, sich sofort darum zu kümmern.
    Dann fragte die Kommissarin noch, was mit Seiter sei?
    »Nichts Neues. Er ist noch nicht aufgetaucht.«
    »Verdammt! Hoffentlich hat das nichts zu bedeuten.«
    »Was meinst du?«
    »Was wohl? Der Frau traue ich inzwischen alles zu.«
    »Du glaubst, Seiters und Dorns Verschwinden haben etwas miteinander zu tun?« Beck verstummte, wollte nicht aussprechen, was seine Kollegin angedeutet hatte. »Mein Gott, nein!«
    »Wir müssen sie erwischen«, erklärte Neundorf, »es gibt keinen anderen Weg.« Sie beendete das Gespräch, trat auf den Weg vor dem Haus.
    Der Mann, den sie beim Betreten des Gebäudes zu ihnen hatte herstarren sehen, stand keine fünf Meter entfernt, gaffte die beiden Frauen unverhohlen neugierig an. Neundorf bat Anja Wintterlin, das Haus sorgfältig abzuschließen. Der Mann trug alte, angeschmutzte Hosen, dazu einen Pullover, der am linken Arm eingerissen war. Er machte ein paar Schritte rückwärts, trug sich offenbar mit dem Gedanken, direktem Kontakt mit den Frauen auszuweichen. Deshalb lief Neundorf geradewegs auf die etwas ungepflegt wirkende Gestalt zu und rief mit kräftiger Stimme: »Wir suchen Frau Dorn!«
    Er zögerte erst einen Moment, nuschelte dann doch eine Antwort. »Die isch net dahoim. Heut Morge hat ses uf oimal eilig ghett.«
    »Sie haben sie heute Morgen gesehen?«
    Der Mann nickte. »So gege Neune isch se weg. S’ war kurz nach’m Frühstück.«
    Er schielte mit dem linken Auge, schien an ihr vorbeizusehen. Sie schätzte ihn auf Mitte siebzig.
    »Frau Dorn war allein?«
    »Noi, ihr Freundin hat se gholt. Aber ziemlich rasant.«
    »Wie rasant?«
    »Ha, die hat nur kurz ghalte und ghupt, no send se au scho weiter gfahre.«
    »Sie kennen Frau Dorns Freundin?«
    Der Mann schüttelte bedauernd den Kopf. Er zog ein großes, buntes Taschentuch aus seiner Hose, putzte seine Nase.
    »Aber Sie haben die Frau schon öfter bei Frau Dorn gesehen? Sonst wüssten Sie doch nicht, dass es sich um ihre Freundin handelt.«
    »Die kommt öfter«, antwortete er, das Taschentuch noch über der Nase, »jedenfalls, wenn die Dorn hier isch.«
    Neundorf blickte sich um, betrachtete die anderen Häuser. »Wer könnte die Frau sonst kennen? Irgendjemand von den Nachbarn?«
    Der Mann schüttelte heftig seinen Kopf. »Die schaffet doch fascht alle in Stuttgart oder Winnende. Do isch tagsüber kaum jemand da.«
    »Verdammt noch mal!« Sie stampfte vor Wut auf den Boden. »Wie sieht diese Freundin aus? Könnten Sie sie beschreiben?«
    Er schaute sie überrascht an, steckte dann sein Taschentuch weg, wandte seine Aufmerksamkeit Anja Wintterlin zu, die vom Haus her auf sie zukam und sich zu ihnen stellte. »So wie Sie etwa«, erklärte der Mann, deutete auf Neundorfs Kollegin.
    »So jung?«
    »Was woiß i. So genau kenn i die net.«
    Neundorf seufzte laut, wies auf die Nachbargebäude. »Wir müssen sicherheitshalber nachprüfen, ob nicht doch jemand daheim ist und etwas Genaueres weiß.« Sie wandte sich von Wintterlin ab, schaute zu dem Mann. »Was für ein Auto fuhr die Freundin, welches Fabrikat meine ich, haben Sie darauf geachtet?«
    »Fabrikat?« Er schüttelte den Kopf. »Warum wellet Sie des alles überhaupt wisse?«
    Die Kommissarin ging nicht auf seine Frage ein. »War es ein VW, ein Daimler oder ein Opel?«, fragte sie. »Sie haben es doch gesehen, oder?«
    »Do derfet Sie mi net frage«, sagte der Mann, »i kenn mi in dem Zeugs net aus.« Er kratzte sich an der Brust, nuschelte dann einen weiteren Satz. »I woiß nur die Nummer. Weil die scho öfter hier war.«
    »Die Nummer?« Neundorf starrte ihn entgeistert an. »Die Nummer von dem Auto?«
    Er verzog keine Miene, zählte ihr die Buchstaben und Zahlen der Reihe nach auf, schwor Stein und Bein, dass er sich nicht täusche. »Kennzeiche merke isch eins von meine Hobbies«, sagte er, »damit mei Hirn net rostet.«

33. Kapitel
    Der Notruf Gerd Seiters traf das Amt mitten in einer hektischen Phase.
    Das unerwartete Verschwinden des Mannes am

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