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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kollegen in einem schlechten Licht.«
    »Sie? Wieso?«
    Der Apotheker zögerte mit seiner Antwort, klopfte mit dem Zeigefinger nervös auf die Tastatur seiner Kasse. »Bei dem Einbruch wurde nichts zerstört.«
    Braig betrachtete den Mann, glaubte zu verstehen. »Die Täter hatten einen Schlüssel?«
    Venner zuckte mit der Schulter. »Türen und Scheiben waren unversehrt. Wir bemerkten den Einbruch nur durch einen Zufall. Ein Glas aus unserem Labor ließen sie hier im Verkaufsraum stehen. Wohl aus Versehen.«
    »Wie viele Schlüssel für die Apotheke gibt es?«
    »Vier. Meine Frau und ich haben je einen, dazu Frau Böhler und damals noch Frau Weiler. Diese hörte letztes Jahr bei uns auf.«
    »Auf eigenen Entschluss?«
    »Sie bekam ein Kind. Außerdem gingen unsere Umsätze zurück.«
    »Wer hinter dem Einbruch steckte, wurde nicht ermittelt?«
    »Leider nicht. Ihre Kollegen verdächtigen wohl immer noch uns oder eine der beiden Frauen.«
    »Niemand hatte seine Schlüssel verloren?«
    »Niemand, nein.«
    »Ich nehme an, dass Sie über spezielle Schlösser verfügen.«
    Der Apotheker nickte. »Wir sind ordnungsgemäß ausgestattet, ja. Schon allein wegen der Versicherung. Deren Beiträge wären ohne moderne Schließsysteme unbezahlbar.«
    »Dann sind die Schlüssel nicht so leicht nachzumachen.«
    Braig spürte wieder aufkommende Schmerzen in seinem Kopf, überlegte. Er musste sich die Akten über den Einbruch im Zentralen Verbrechensregister genauer ansehen, Frau Böhlers Rolle, die sie dabei gespielt hatte, überprüfen. dreieinhalb Jahre – sollte sie so lange gewartet haben?
    Das Ziehen in seinem Schädel gewann an Intensität. Die Nacht war zu kurz gewesen, der Schlaf nicht erholsam genug. Er benötigte wenigstens die Wochenenden zur Regeneration.
    Eine junge Frau in einem luftigen T-Shirt betrat die Apotheke, sah die beiden Männer um Rat suchend an. Braig nickte ihr freundlich zu, trat zwei Schritte zurück, hörte den Wunsch, den sie äußerte.
    »Kondome, gefühlsecht, bitte.«
    Er musste unwillkürlich grinsen, dachte an Ann-Katrin, hatte Mühe, sich auf sein Anliegen zu besinnen. Mit einem freundlichen Gruß verließ die junge Frau den Laden.
    »Wissen Sie zufällig noch, welche Menge an Zyaniden gestohlen wurde?«
    Der Apotheker trommelte nervös auf die gläserne Theke. »Genug für einen ganzen Straßenzug.«
    Marion Böhlers Vorrat für den Fall, dass sie sich von ihrem Mann befreien wollte?
    Braig musste sich detailliert über den Einbruch informieren. Er bedankte sich bei dem Apotheker für dessen Auskunftsbereitschaft, fragte ihn, ob er übers Wochenende eventuell für weitere Fragen zur Verfügung stehe, ließ sich seine private Adresse und Telefonnummer geben.
    Draußen stand die Sonne am Himmel, die Temperatur hatte jetzt schon zwanzig Grad überschritten. Straßen und Gehwege waren trocken, nur ein paar Wasserpfützen in Vertiefungen kündeten noch von viel, viel Regen. Vom Wetter her schien es ein Traumwochenende zu werden. Braig atmete kräftig durch, hoffte, seine Kopfschmerzen in der frischen Luft wieder zu verlieren. Sein Misstrauen gegenüber Marion Böhler hatte durch den Bericht des Apothekers neue Nahrung erhalten, der Verdacht, die von ihr erwähnten Drohungen gegen ihren Mann seien künstlich inszenierte Ablenkungsmanöver, war gewachsen. Sollte er die Mühe auf sich nehmen, die Briefe zu untersuchen?
    Er überquerte die stadteinwärts führende Fahrbahn der Waiblinger Straße, wusste, dass er nicht umhinkonnte, sich die angeblichen Drohschreiben anzusehen. Noch war die Frau nicht überführt, noch konnte er ihr die Verantwortung für den Tod ihres Mannes nicht beweisen.
    Die Stadtbahn brachte ihn vom Wilhelmsplatz direkt in die Stuttgarter Innenstadt, wo er Konrad Böhlers Büro aufsuchen wollte.
    »Sie haben ein Büro Ihres Mannes erwähnt«, hatte er die Frau bei seinem Telefonat am Morgen gefragt, »wo er Drohbriefe erhielt. Würden Sie mir bitte die Schlüssel zu diesem Büro überlassen?«
    Marion Böhlers Antwort war sehr kurz ausgefallen. »Sie brauchen keine Schlüssel. Die arbeiten auch am Samstag.«
    Mit Verwunderung hatte er vernommen, dass der Ermordete Mitinhaber einer Werbeagentur war, die mitten in der Stuttgarter City residierte. Sein Weinberg sei, so die Witwe, lediglich sein heiß geliebtes Hobby gewesen.
    Böhler, Deppner, Jungels
befanden sich in der Theodor-Heuss-Straße unweit des Rotebühlplatzes. Braig wurde von Wolfhart Deppner, dem Partner des Ermordeten,

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