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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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angetan.«
    Braig merkte, dass Frau Berg den Selbstmord ihrer Tochter angesprochen hatte, versuchte, behutsam auf das Thema einzugehen. »Von wem reden Sie?«
    »… er.« Sie sprach den Namen im Gegensatz zu ihren übrigen Worten so undeutlich und hastig aus, dass Braig nur die Schlusssilbe verstand. Weil das offensichtlich ein heikler Punkt war, der ihr zu schaffen machte, vermied er es, genauer nachzuhaken. »Es hat nichts mit ihrer Entlassung bei dem Kurierdienst zu tun?«, fragte er stattdessen.
    Die Antwort der Frau ließ nicht lange auf sich warten. »Davon rede ich doch die ganze Zeit. Der Kerl hat Beate nach Strich und Faden ausgenutzt und dann zum alten Eisen geworfen …« Sie wurde mitten im Satz unterbrochen, wandte sich vom Telefon ab, grüßte eine andere Frau, die anscheinend zu ihr ins Zimmer gekommen war.
    Braig wartete einige Sekunden, hatte ihre Stimme dann wieder am Ohr.
    »Ich habe Besuch, seltenen Besuch«, erklärte sie, »würde es Ihnen etwas ausmachen, unser Gespräch ein anderes Mal fortzusetzen?«
    Er erklärte sich einverstanden, dankte für ihre Bereitschaft, auf seine Fragen einzugehen, steckte sein Handy weg.
    Neundorf und die beiden Kriminaltechniker waren damit beschäftigt, das Schlafzimmer der Wohnung auf den Kopf zu stellen. Sie durchsuchten die Betten, die Kommode, den Schrank, stöberten in den Schubladen, stapelten alle Papiere, die ihnen in die Hände fielen, auf dem Nachttisch. Braig trat hinzu, sah, wie seine Kollegin mehrere Blätter aufmerksam studierte.
    »Und?«, fragte Neundorf. »Gibt es Neuigkeiten?«
    Er nickte, berichtete.
    »Dann könnte dieser Herbert Bauer also doch seinen richtigen Namen genannt haben.«
    »Vielleicht. Wir müssen das Notizbuch finden mit der Adresse dieser Katja.«
    »Was ist mit dem Notenheft? Gibt es eine Vermutung, wie es in Frau Bergs Besitz kam?«
    Braig schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Ihrer Tochter fehle jeder Ansatz einer musikalischen Begabung.«
    »Dann sollten wir es genau untersuchen lassen. Auf Fingerabdrücke zum Beispiel. Die zweite Telefonnummer vorne mit dieser Maja habe ich vorhin probiert. Da nimmt niemand ab. Ich versuche es später noch einmal. Wenn sich nichts tut, lasse ich den Anschluss überprüfen.« Sie wandte sich an Hutzenlaub. »Könntest du das mit dem Notenheft erledigen? Du wolltest sowieso ins Amt.«
    Der Techniker nickte, nahm das breitformatige Heft, legte es vorsichtig in eine Hülle. Er zog die Plastikhandschuhe von seinen Fingern, steckte sie weg. »Ich werde es nachher gleich analysieren. Die Papiere aus Hemmers Büro habe ich, zudem die Tasse und das Glas hier aus der Küche. Ich gebe euch Bescheid, sobald ich auf Fingerabdrücke stoße. Okay?«
    Braig nickte dem Kollegen zu, sah, wie er die Wohnung verließ. Er hoffte, dass Hutzenlaub Wort halten und sich die Musiknoten bald vornehmen würde. Vielleicht hatten sie Glück und Hemmers Fingerabdrücke ließen sich tatsächlich irgendwo in dem Heft verifizieren. Dann wäre die Verbindung zu Beate Bergs Wohnung bestätigt. Aber war diese Erwartung wirklich realistisch? Die Frau lebte seit mehr als vierzehn Tagen nicht mehr. Wie sollte ein Heft Hemmers in ihre Wohnung gekommen sein?
    Neundorf stöhnte laut, unterbrach seine Gedanken. Der Stapel Blätter, den sie auf dem Nachttisch sammelte, wuchs in die Höhe.
    Braig trat hinzu, warf einen Blick auf die Papiere. »Was hast du da?«, fragte er.
    »Fahrtberichte oder so etwas. Ich glaube, Beate Berg machte sich ausführliche Notizen über ihre Aufträge.«
    Braig sah, dass es sich um unzählige handschriftliche Aufzeichnungen über Touren durch ganz Deutschland handelte, datiert in die späten 80er Jahre.
Bergs Transporte
war jedem der Blätter als Überschrift aufgedruckt.
    »Hatte die Frau ein eigenes Unternehmen?«
    Neundorf wiegte den Kopf hin und her. »Es scheint so, ja.«
    Er sah die Papiere durch, spürte mal wieder den Hunger und die Müdigkeit immer stärker werden. Rauleder schleppte eine neue Schublade zum Bett, kippte den Inhalt auf die Decke. Pappkartons mit Ansichtskarten, kleine Hefte, Ordner mit verschiedenen Papieren, weitere Fahrtberichte.
    »Das Notizbuch war noch nicht dabei?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Hat es wirklich einen Sinn?«, murmelte Braig.
    Neundorf gab keine Antwort, stöhnte nur leise auf.
    »Ich meine, sind wir wenigstens auf der richtigen Spur?«
    »Wen fragst du?«, meinte sie. »Sisyphos?«
    »Ich denke nur die ganze Zeit daran, dass Frau Berg schon seit

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