Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
…«
    »Die ist schon unterwegs!«, geiferte es am anderen Ende. »Die habe ich in drei Minuten!«
    »Sie haben mich falsch verstanden. Wir wissen, wo die Frau wohnt. In welchem Bezirk …«
    »Bezirk? Darf das denn wahr sein? Muss ich denn bei so vielen unfähigen Leuten wirklich alles selbst in die Hand nehmen? Wie groß ist dieser Bezirk? Umfasst er halb Süddeutschland?«
    »Es geht um eine Handvoll Häuser, kaum mehr.«
    »Dann lassen Sie sie alle stürmen. Wir müssen die Frau endlich …«
    »Außerdem gibt es mehrere neue verdächtige Personen«, fiel Braig Söderhofer ins Wort.
    »Verdächtige Personen? Wer soll das sein?«
    »Ein Gerd Weissmann war in eine Auseinandersetzung mit Hessler verwickelt. Weissmann, Sie erinnern sich an den Namen?«
    »Woher?«
    »Er tauchte letztes Jahr als Mordverdächtiger in einer unserer Ermittlungen auf.«
    »Sie haben ihn verhaftet?«
    »Ich bin auf dem Weg zu ihm.«
    »Ja, auf, dann gehen Sie endlich! Aber vergessen Sie nicht die beiden Frauen und die Kamera!«
    »Die vergesse ich nicht. Aber es gibt weitere Verdächtige.«
    »Wen denn angeblich noch?«
    »Ein Politiker.«
    »Unmöglich! Wer soll das sein?«
    »Ich kenne bisher nur den Decknamen, den er bei seiner Geliebten oder besser: Prostituierten, die er regelmäßig besucht, benutzt. Schniedelwutz.«
    »Sch… Braig, was soll das?«
    »Emilia Widenoff, eine junge Frau aus Bulgarien, die auf Herrn Hesslers Vermittlung nach Deutschland kam und hier seriöse Arbeit suchte, ließ sich von diesem Schniedelwutz verführen. Sie erhoffte sich eine feste Beziehung, wurde von ihm aber nur als, sagen wir euphemistisch, Geliebte benutzt. Vor kurzer Zeit hat er auf ihre Kosten seine sadomasochistischen Neigungen ausgelebt und ihr mehrfach Gewalt angetan. Sie ist am ganzen Körper gezeichnet. Hessler drohte diesem Mann, ihn anzuzeigen und seinen Namen an die Medien weiterzugeben. Immerhin handelt es sich um einen in der Öffentlichkeit stehenden Landrat. Es kam zum heftigen Streit zwischen den Männern.«
    »Ein Landrat?« Die Skepsis in Söderhofers Stimme war nicht zu überhören. »Braig, was für einen Bären haben Sie sich da aufbinden lassen? Sie wissen doch, aus welcher Ecke diese Hetze stammt.«
    »Welche Hetze?«
    »Braig, ein Landrat! Das sind ehrenwerte Persönlichkeiten!«
    Die Gänsehaut hatte seinen ganzen Rücken erfasst. »So wie die ehrenwerten Persönlichkeiten in Sizilien und Kalabrien, ja?«
    »Braig, das habe ich überhört. Sie können eben nicht aus Ihrer proletarischen Haut! Plebejer bleibt Plebejer, da hilft auch kein Zylinder! Verschonen Sie den Mann mit Ihren dämlichen Phrasen und konzentrieren Sie sich endlich auf die beiden Frauen und die Kamera, bevor ich die Ermittlungen persönlich übernehme!«
    Die Fahrt in die Stuttgarter Innenstadt ging schneller vonstatten, als er gedacht hatte. Er fuhr mit der Stadtbahn direkt zur unterirdischen Haltestelle
Schlossplatz
, erklomm schon zehn Minuten vor fünf die Stufen nach oben. Von der Station waren es keine hundert Meter zum Kunstmuseum.
    Die Fußgängerzone vor dem weitläufigen Areal des Schlossplatzes war wie jeden Tag um diese Zeit von einer unübersehbaren Menschenmenge bevölkert. Berufstätige aus den vielen Ministerien oder Büros der Umgebung, die zum Bahnhof liefen; mit Taschen bepackte Passanten, die ihre Einkäufe nach Hause trugen; Gruppen von Spaziergängern und Touristen, die sich der stimmungsvollen Atmosphäre auf dem großzügig angelegten Prunkstück der Landeshauptstadt hingaben und das vielfältige Geschehen der Umgebung ebenso wie das mitreißende Panorama des Neuen Schlosses mit neugierigen Augen betrachteten. Ausgelassen miteinander schreiende Jugendliche sprangen auf den Wegen zwischen den Blumenrabatten hin und her, fläzten sich auf dem Rasen oder bevölkerten die zahlreichen Bänke.
    Braig ließ sich Zeit. Er schlenderte vom Ausgang der Stadtbahnstation in die Richtung des Museums, sah von Weitem schon das weiße Mobiliar des Cafés auf dem Vorplatz. Die überwiegende Anzahl der Stühle war besetzt. Je näher er dem Glaswürfel kam, desto mehr fiel ihm eine Ansammlung ausnehmend hübscher, junger Frauen auf, die im Halbkreis vor den Tischen standen. Sie schienen ziemlich aufgeregt. Nervös hin und her tänzelnd schäkerten sie mit einer Person in ihrer Mitte.
    »Morgen Abend, Gerd, im
Palomino
, sehen wir uns?«, hörte er eine der Frauen rufen.
    »Und anschließend ins
Night and Day
, mit mir, abgemacht, Gerd?«, kam es von

Weitere Kostenlose Bücher