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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kollegin ihr Gesicht verzog und zu einer Bemerkung ansetzte, gab schnell ein laut formuliertes »Na ja, das kann man verschieden sehen« kund.
    Kulzers Miene verlor nichts von ihrer Freundlichkeit. »Sie sollten die Gelegenheit nutzen, daraus Kraft zu schöpfen.«
    Die junge Bedienung trat an den Tisch, ersparte den Kommissaren die Antwort. Sie äußerten ihre Wünsche – Jacqueline Stührer eine Cola light, Braig sowie der Landrat ein Wasser –, versuchten dann, den Anlass ihres Besuches zu thematisieren, um weiteren Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen.
    »Emilia Widenoff«, sagte Braig. »Die junge Frau ist Ihnen bekannt.«
    Kulzer blieb freundlich, unternahm keinen Versuch, sich herauszureden. »Sehr gut sogar«, gab er zur Antwort. »Und da ich annehme, dass Sie ausführlich mit ihr gesprochen haben, sind Sie auch über die Art unserer Beziehung bestens informiert.«
    »Das ist richtig, ja«, bekannte Braig.
    »Wissen Sie, bevor Sie jetzt zu schnell falsche Schlüsse ziehen, sollten Sie vorher eines bedenken: Jede Medaille hat zwei Seiten. Die eine ist mein zunehmendes Alter. Wenn das Leben Ihnen deutlich macht, dass der größere Teil Ihrer Zeit bereits hinter Ihnen liegt, versuchen Sie, den Rest besonders lebenswert zu gestalten. Dieses Ziel habe ich mir gemeinsam mit Emilia erfüllt. Sie schenkt mir die Illusion eines immer noch jungen Daseins. Urteilen Sie nicht zu hart: Sie haben noch nicht so viele Jahre auf dem Rücken, sehen sich mit den Problemen des nahenden Alters noch nicht konfrontiert. Aber warten Sie ab: Auch Sie werden um diese Phase nicht herumkommen. Und dann werden Sie mich vielleicht verstehen.« Er machte eine kurze Pause, rang um Luft. »Und die zweite Seite: Ich habe Emilia aus einer ziemlich hoffnungslosen Situation geholt. Ich weiß nicht, ob sie so ehrlich war, Ihnen offen zu schildern, welcher Profession nachzugehen sie nach ihrem Wechsel nach Deutschland gezwungen war. Reden wir nicht um den heißen Brei: Prostitution ist keine angenehme Sache für eine intelligente, junge Frau. Seit Beginn unserer Beziehung hat sie das nicht mehr nötig, finanziell meine ich.« Er beendete seine Ausführungen, weil die junge Bedienung an den Tisch trat und die gewünschten Getränke servierte.
    Sie bedankten sich für den Service, nahmen die Gläser, tranken in kleinen Schlucken.
    Braig sah, dass der Landrat seine Darlegungen fortführen wollte, beeilte sich, ihm zuvorzukommen. »Mir gegenüber wurde das bisher ganz anders dargestellt. Aber wie es auch sei, Ihre privaten Angelegenheiten interessieren uns nicht. Das ist allein Ihre Sache. Uns geht es um Ihre Auseinandersetzung mit Herrn Hessler und Frau Widenoff.«
    Kulzer stöhnte, die Stirn in Falten, leise auf. »Auseinandersetzung, ach, Herr Kommissar, was für ein schlimmes Wort. Wo Menschen auf engem Raum beieinander leben, da herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Da fallen manchmal auch ein paar unbedachte Bemerkungen. So gut kennen wir uns doch alle. Ja, Herr Hessler war bei unserem letzten Gespräch etwas ungehalten, aber das kommt von seinem Temperament. Dem geht ab und zu mal der Gaul durch, wie man so schön sagt, der hat einen Hauch südländischen Blutes in sich. Sie kennen solche Menschen doch auch.«
    »Das mag ja sein.« Braig versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl es ihm mehr und mehr schwer fiel. »In unserem konkreten Fall allerdings hatte Herr Hessler allen Grund dafür, dass ihm der Gaul durchging. Sie kennen den Grund genau, ich will es uns ersparen, das genauer auszuführen. Auf jeden Fall verblieben Sie mit Herrn Hessler so, dass Sie keinerlei Kontakt mehr, gleich welcher Art, zu Frau Widenoff aufnehmen, ihr aber mindestens ein Jahr lang jeden Monat 500 Euro zahlen.« Er hatte seine Stimme deutlich abgesenkt, die Worte so leise gesprochen, dass nichts außerhalb ihres Tisches zu hören war.
    Kulzer wog seinen Kopf hin und her. »Wenn Sie das so sagen, wird es stimmen.«
    »Herr Hessler hat Ihnen damit gedroht, gewisse Details Ihrer Beziehung zu Frau Widenoff an die Medien weiterzugeben, falls Sie sich nicht an diese Abmachung halten sollten. Sie wissen, wovon ich spreche.«
    Wieder erschienen die Falten auf der Stirn des Mannes. »Ach ja, gedroht. Was heißt denn gedroht? Müssen wir denn immer alles auf diese Schiene legen? Sehen Sie es doch so, wie es wirklich war: Ich habe mich mit Herrn Hessler unterhalten und dabei angeboten, Emilia weiterhin zu unterstützen. Um ihr eine akzeptable Lebensperspektive zu

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