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Schwaben-Liebe

Schwaben-Liebe

Titel: Schwaben-Liebe
Autoren: Klaus Wanninger
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ermöglichen.«
    »Aber für Sie als Politiker wäre es nicht gerade von Vorteil, wenn gewisse Details Ihrer Beziehung zu der jungen Frau an die Medien gelangten.«
    Kulzer ließ sich Zeit mit der Antwort. Er nahm sein Glas in die Hand, trank von dem Wasser. »Warum sollte mein Privatleben die Medien interessieren? Nur weil ich Politiker bin?«
    »Zum Beispiel, ja.«
    »So wichtig bin ich nicht. Ich glaube, Sie überschätzen meine Person.«
    Braig merkte, dass er mit dieser Gesprächsführung zu keinerlei konkreten Ergebnissen kam, beschloss, seine Strategie zu ändern. Er holte tief Luft, nahm sein Gegenüber unmittelbar ins Visier. »Ein Anliegen habe ich noch: Könnten Sie uns bitte sagen, wo Sie sich am vergangenen Mittwochabend aufhielten?«
    Kulzer tat völlig überrascht. »Am vergangenen Mittwochabend?« Er lachte, trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »So ein Zufall aber auch. Also, wenn Sie meinen Terminkalender sehen könnten …« Er winkte ab. »Normalerweise müsste ich jetzt da nachschauen. Oder zumindest meine Sekretärin. Aber wo ich am Mittwochabend war, ja, das weiß ich genau.«
    »Na, das trifft sich doch gut. Und wo waren Sie?«
    »Ich kann mit Ihrer Diskretion rechnen?«
    »Wir sind beruflich hier. Diskretion ist die Grundlage unserer Arbeit.«
    »Kohlscheid. Sie haben von dem Mann gehört?«
    »Der mit der Firma, die Brücken baut?«, fragte Braig. Er konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Genau der«, bestätigte der Landrat.
    »Sie haben sich am Mittwochabend mit ihm getroffen?« Braig wollte es nicht glauben. Der Inhaber der Firma, die entgegen allen Widerständen auf Geheiß des Landrats und seiner Partei die skandalumwitterte Brücke gebaut hatte, und den jemals kontaktiert zu haben er bisher vehement bestritten hatte …
    »Wissen Sie«, erklärte Kulzer, »jeder, der sich bei uns in die Politik begibt und es dort zu etwas bringt, wird von allen Seiten mit Schmutz beworfen. Ob er es verdient oder nicht. Ich bin da keine Ausnahme. Leider. Vor einiger Zeit setzte ich meine ganze Kraft dafür ein, mit dem Bau einer Umgehungsstraße die Verkehrsverhältnisse bei uns grundlegend günstiger zu gestalten. In diesem Rahmen wurde auch eine Brücke errichtet. Sie glauben nicht, wie viel Häme und Neid da auf mich zukamen. Die Gegner schreckten vor nichts zurück. Korruption, Geld der Firma, die die Brücke errichtete, sei an meine Partei geflossen, Sie haben garantiert von diesen Lügen gehört. Dabei kannte ich weder das Unternehmen noch seinen Besitzer. Bis es mir zu bunt wurde. Wenn ich wegen dieses Mannes schon so mit Schmutz beworfen werde, will ich jetzt doch wissen, um wen es sich dabei handelt. Jetzt erst recht. Dieser Wunsch wuchs in mir von Tag zu Tag. Schließlich rief ich in der Firma an und vereinbarte mit Herrn Kohlscheid einen Termin. Da trafen wir uns. Zum ersten Mal. Letzten Mittwochabend in Stuttgart. Zwischen 18 und 20 Uhr etwa. Und wenn Sie mir nicht glauben, erkundigen Sie sich bitte bei Herrn Kohlscheid. Er wird es Ihnen bestätigen. Garantiert.«

22. Kapitel
    Der Anruf der Stuttgarter Kollegen riss Neundorf am Sonntagmorgen kurz nach neun aus dem Schlaf. Sie war erst gegen drei Uhr mitten in der Nacht aus Heidenheim zurückgekehrt, hatte Mühe gehabt, sich von der nervenaufreibenden Untersuchung zu lösen und zur Ruhe zu finden.
    »Nein, was ist denn jetzt schon wieder?«, hörte sie die Stimme ihres Partners neben sich. Sie tastete den Nachttisch nach ihrem Handy ab, benötigte mehrere Versuche, es zu finden.
    »Weisshaar hier. Frau Neundorf, Sie müssen entschuldigen, aber …«
    »Ja ja, nur kein unnötiges Gesülze. Was ist los?«
    »Es geht um Stiegelmaier, den Toten unterhalb der Grabkapelle.«
    »Ja, das dachte ich mir. Sie haben Neuigkeiten?«
    »Ein Mann aus Untertürkheim hat ihn erkannt. Die Kollegen haben gestern Abend und heute Morgen auf Ihre Anweisung hin die Anwohner nach dem Fluchtauto und dem Toten befragt. Vor wenigen Minuten hatten sie Erfolg. Der Beamte ist in der Leitung. Kann er Sie sprechen?«
    »Ja, gut. Verbinden Sie mich.« Neundorf musste nur kurz warten, dann hatte sie den Mann am Ohr.
    »Bäuerle«, meldete er sich. »Polizeiobermeister. Es geht um den Toten von gestern Abend, diesen …«
    »Ja ja. Ein Mann kennt ihn. Woher?«
    »Es handelt sich um einen Herrn Meindner. Er wohnt in Untertürkheim und arbeitet in der Stadt in einem Hotel. Genauer gesagt, er ist der Geschäftsführer des Hotels. Herr Meindner behauptet, dieser
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