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Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Schwester des jungen Mannes. »Ich entschuldige mich im Namen meiner Kollegen für unser Verhalten. Es war ein Versehen.«
    Holger Schäffler, einer seiner Kollegen, schloss sich ihm an, entschuldigte sich, gratulierte. Söhnle bemerkte den wütenden Blick des Gruppenführers, wartete auf dessen Reaktion.
    »Gut, wir gehen dann«, zischte der Beamte, zeigte auf die Aufenthaltsberechtigung, »das nehmen wir mit.« Er sah die irritierten Gesichter der Familie, fügte dann »Wir müssen es kopieren« hinzu.
    Zehn Minuten später standen sie in der nahegelegenen Polizeistation, faxten das Schreiben der Ausländerbehörde an ihre Einsatzleitung, warteten auf das Ergebnis des Telefonats, das der Gruppenführer mit anschwellender Lautstärke führte. Wütend, mit hochrotem Kopf donnerte er den Hörer nieder, winkte seine Leute zu sich. »Langsam kotzt es mich an«, erklärte er, »immer nur den Arsch für die Großkopfeten hinzuhalten.«
    »Hat sich die Sache geklärt?«
    »Wir müssen zurück«, bellte der Mann, »die Leute sollen in einer halben Stunde auf dem Flughafen sein.«
    »Wie bitte?« Söhnle schüttelte den Kopf, glaubte, nicht richtig verstanden zu haben. »Wir sollen ...«
    »Anordnung des baden-württembergischen Innenministeriums«, schimpfte sein Vorgesetzter, »der Herr Minister möchte, dass die Sondermaschine bis auf den letzten Platz besetzt ist.«
    »Aber die Karics verfügen über eine offizielle Bestätigung der Ausländerbehörde. Der Junge und das Mädchen machen in ein paar Wochen ihren Schulabschluss. Da kann der Innenminister nicht ...«
    »Ist mir egal«, wischte der Gruppenführer die Bedenken weg, »ich habe die Anordnung, also müssen wir.«
    Söhnle spürte die Schmerzen in seinen Lungen, die Stiche, die ihm bei jedem Atemzug zusetzten. Er war müde, unausgeschlafen, fühlte sich fiebrig matt.
    Holger Schäffler teilte seine Bedenken. »Ich finde es nicht richtig, die Karics wieder zu belästigen. Die Anordnung der Ausländerbehörde ist juristisch bindend, soviel habe ich in der Polizeischule gelernt. Da kann das Ministerium noch so viel ...«
    »Ist mir egal«, unterbrach ihn der Gruppenführer, »meine und Ihre Vorgesetzten sitzen nun mal in diesem Ministerium, deshalb haben wir deren Anordnungen zu gehorchen. Tut mir leid, die Leute müssen weg.«
    Söhnle fühlte sich von seinen Schmerzen so betäubt, dass er keine Kraft zum Widerspruch mehr fand. Er war so sehr mit sich selbst, den Stichen in seinen Lungen und dem Blut, das glühend heiß durch seinen Körper zu pulsieren schien, beschäftigt, dass er nur mit Mühe wahrnahm, wie sie wieder zum Haus in der Neckartalstraße zurückfuhren. Diesmal dauerte es nur Sekunden, bis die Tür geöffnet wurde. Die komplette Familie Karic starrte ihnen mit erwartungsvollen Mienen entgegen.
    »Ihr Irrtum hat sich geklärt?«, fragte Dragan Karic.
    Der Gruppenführer hielt offensichtlich nichts von diplomatischem Geplänkel. »Ziehen Sie sich bitte an«, erklärte er laut, »Sie müssen mitkommen. Es geht nicht anders.«
    »Mitkommen? Wohin?«
    »Fragen Sie nicht lange. Das Flugzeug geht in einer ...«
    Er konnte den Satz nicht vollends zu Ende sprechen, wurde mitten im Wort vom markerschütternden Schreien Mirela Karics unterbrochen. Sie schrie um Hilfe, so laut, dass es im ganzen Haus zu hören war. Im Treppenhaus entstand Tumult.
    »Was ist los? Einbrecher?«
    »Verbrecher? Wo?«
    Die Stimmen kamen aus allen Stockwerken.
    Mirela Karic war nicht zu beruhigen. Sie starrte wie von Sinnen zum Gruppenführer der Polizisten, schrie aus Leibeskräften. Der Beamte wurde zunehmend nervöser.
    »Los! Anziehen!« brüllte er. »Ich gebe Ihnen noch genau fünf Minuten!«
    Langsam kam Bernhard Söhnle wieder zu sich. Er sah die vor Schreck gelähmte bosnische Familie, beobachtete, wie sich die Frau an ihren Mann klammerte und ihn verzweifelt anstarrte. Sie schien in Trance, war unfähig, die Situation zu begreifen. Ihr ganzer Körper zitterte, das Gesicht war aschfahl. Ihr Mann flüsterte ihr irgendwelche unverständlichen Worte zu.
    Oliver Karic war der erste, der seine Beherrschung wieder gewann. Er packte seine Schwester an den Armen, schüttelte sie hin und her, wartete, dass sie sich endlich beruhigte. Ihr Schreien hatte das ganze Haus geweckt. Im Treppenhaus stauten sich die Menschen, einer wie der andere nur notdürftig bekleidet.
    »Mirela, was ist passiert?«
    »Seid ihr überfallen worden?«
    Oliver Karic klopfte seiner Schwester auf die Wange,

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