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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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nach dem Oberschenkel des Gegners greifen! Ihn fest umschlingen! Die Linke an den Oberarm und dann für Sekundenbruchteile die Konzentration aller Kräfte auf den Überwurf! – Katapultartig hatte sie den Mann über sich hinweggeschleudert, Kata-guruma, die Judo-Übung zum ersten Mal im realen Leben praktiziert.
    Wie sie dann dem durch das geöffnete Gittertor entstandenen Loch ausgewichen und der einsamen Plattform entkommen war, wusste sie nicht mehr. Allein sein Schreien, das im Abgrund verlöschende Kreischen des Verbrechers kam ihr noch in den Sinn.
    Sie erhob sich vom Sofa, tastete sich vorsichtig durch den dunklen Raum. Die Katze huschte zur Seite, nur an ihren Umrissen zu erkennen; ihr immer kräftiger anschwellendes Miauen signalisierte Hunger.
    Lisa drückte auf den Lichtschalter, kniff die Augen zusammen, wartete, bis sie sich an die ungewohnte Helligkeit gewöhnt hatte. Sie lief in die Küche, füllte den Napf des Tieres, ging dann ins Bad, legte ihre Kleidung ab. Die ersten Strahlen der Dusche waren kalt, viel zu kalt, als dass sie sich ihnen ausgeliefert hätte; sie drückte den Hebel zur Seite, ließ das Wasser erst über ihren Körper rinnen, als es wohlige Temperaturen erreicht hatte. Langsam, Stück für Stück, kehrte Leben in sie zurück.
    Sie duschte ausgiebig, spürte, wie das Zittern wich und neue Kraft von ihr Besitz ergriff. Mit jedem Wasserstrahl fühlte sie sich besser.
    Das Nahrungsangebot in der Küche war begrenzt. Sie schnitt sich zwei Scheiben von dem Brotlaib, den sie vor zwei Tagen gekauft hatte, verteilte eine dünne Lage der vegetarischen Paste, wartete, bis der Tee kochte. Das Brot schmeckte würzig. Sie aß in Ruhe, trank drei Tassen Tee, spürte, wie ausgehungert sie war. Die Paste reichte für zwei weitere Brote.
    Das kräftige Miauen der Katze lockte sie aus der Küche. Sie folgte ihr in die Toilette, blickte in die Nische, vor der das Tier aufgeregt hin und her lief. Lisa benötigte mehrere Sekunden, bis sie das Anliegen des Vierbeiners begriff. Sie säuberte den mit winzigen Steinen ausgelegten Abtritt der Katze, warf ihren Kot in die Toilette, gab frisches Streu dazu. Vor Dankbarkeit schnurrend drückte sich das Tier an ihr rechtes Bein. Sie strich ihm vorsichtig über den flaumig-zarten Rücken, genoss den Anflug eines Wohlgefühls, das die Berührung in ihr auslöste. Die Katze rieb ihren Kopf genießerisch an ihrem Knöchel auf und ab, verstärkte ihr Schnurren. Zum ersten Mal seit mehreren Monaten ertappte sich Lisa zwei oder drei Sekunden lang bei dem Gedanken, dass das Leben auch schöne Momente habe.

17. Kapitel
    Der dichte Nebel war tatsächlich fast vollständig aus den Straßen verschwunden. Braig traute seinen Augen kaum, als sie Markus Böhmers Wohnung am Rand eines Neubaugebiets in Welzheim erreichten. Die Luft war klar und trocken, nur ab und an zogen noch einige Nebelschwaden vorbei. Trat er aus dem Lichtkegel einer der wenigen Straßenlampen, sah er das mit unzähligen Sternen übersäte Firmament über sich. Böhmer hatte offensichtlich richtig gehandelt, in die Stadt auf den Höhen des Schwäbischen Waldes zu ziehen.
    Die Wohnung war klein; zwei von Dachschrägen zusätzlich beengte Zimmer, dazu eine schmale Küche und ein winziges Bad mit Toilette, insgesamt vielleicht 35 Quadratmeter umfassend. Braigs Kollege hatte keine Mühe, die Tür zu öffnen; das Schloss war billiger Standard.
    Braig überprüfte die Räume auf die Anwesenheit ihres Mieters – vergeblich, wie sich schnell zeigte. Markus Böhmer war nicht so dumm gewesen, ausgerechnet seine Wohnung als Fluchtort zu wählen.
    Das Wohnzimmer, ein schmaler, etwa vier Meter langer Schlauch, diente unübersehbar der Erkundung des Weltraums; lediglich ein Zweisitzer-Sofa und ein kleiner runder Tisch, gleich neben der Tür untergebracht, entsprachen gewohntem Mobiliar. Mitten im Zimmer erhob sich auf einem fast mannshohen Stativ ein massives Fernrohr, das genau auf das etwa einen Meter breite Dachfenster zielte, ihm direkt benachbart ein über und über mit Sternkarten und astronomischer Literatur bedeckter niedriger Tisch, dazu ein schmaler Rollschrank mit Computer und Bildschirm. Braig kramte in den Büchern und Karten, sah, dass es sich ausnahmslos um Material handelte, das mit Astronomie zu tun hatte. Markus Böhmer war seinem Hobby mit Haut und Haaren verfallen.
    Das Schlafzimmer nebenan bot Platz für ein einzelnes Bett, dazu einen hohen, mit Wäsche, Kleidung und Büchern gefüllten Schrank. Er

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