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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Bemerkung nicht zum Ernst der Situation passte.
    »Lange Straße?«, fragte Braig. Er kannte die Fußgängerzone. Eine überaus malerische Partie. Waiblingens Altstadt mit ihren Fachwerkgassen, dem alten Rathaus und der begehbaren Stadtmauer entlang der Rems war einer der Hauptanziehungspunkte der Region. Die Lange Straße befand sich keine 200 Meter von der Stelle entfernt, wo sie die Leiche Christina Banglers gefunden hatten. »Und dann?«
    »Nichts«, sagte Meyer, »das war alles.«
    »Sie wissen genau, dass wir uns damit nicht zufrieden geben.«
    »Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, weil es nichts weiter zu berichten gibt.«
    »Sie waren im Café Bellini«, mischte sich Neundorf wieder ins Gespräch, »und dann?«
    »Wir unterhielten uns. Ich hatte Christina schon länger nicht mehr gesehen. Es gab viele Neuigkeiten.«
    »Wie lange waren Sie dort?«
    »Fünf vor zehn trennten wir uns.«
    »Fünf vor zehn?« Neundorf warf ihm einen überraschten Blick zu. »Woher wollen Sie das jetzt so genau wissen?«
    Meyer brauchte nicht lange nachzudenken, antwortete sofort. »Weil ich in dem Moment auf meine Uhr schaute.«
    »Rein zufällig.«
    »Nicht ganz zufällig. Ich überlegte, was ich mit dem angebrochenen Abend noch unternehmen könnte.«
    »Und? Haben Sie noch etwas unternommen?«
    Ihr Gesprächspartner nickte bestätigend mit dem Kopf. »So früh kann ich noch nicht ins Bett.«
    Braig glaubte, nicht richtig zu hören. Der Mann schien nicht ausgelastet zu sein. Gerade einmal zwei Stunden vor Mitternacht an einem normalen Werktag als angebrochenen Abend zu bezeichnen konnte wohl nur einem Menschen einfallen, der nicht in den normalen Arbeitsprozess eingespannt war. Er selbst hatte um diese Zeit meist dermaßen mit Müdigkeit zu kämpfen, dass er kaum noch einen klaren Gedanken zustande brachte.
    »Fünf vor zehn«, sagte Neundorf. »Sie verließen das Café gemeinsam?«
    Meyer starrte in seine leere Tasse, nickte mit dem Kopf.
    »Und dann? Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie Frau Bangler draußen auf der Straße einfach so stehen ließen? Mitten in der Nacht.«
    »Das hatte ich nicht vor, nein. Ich wollte sie nach Hause fahren.«
    »Aber es kam nicht dazu.«
    »Nein. Sie wollte es nicht.«
    »Fünf vor zehn? Weshalb?«
    »Sie wissen ja, wie junge Frauen manchmal so sind.« Dem Mann war offensichtlich nicht mehr allzu wohl zumute. Er mühte sich nach Kräften, der Schlinge, die sich mehr und mehr um seinen Hals zog, zu entkommen, spürte immer deutlicher die Skepsis, die ihm von Seiten der beiden Kommissare entgegengebracht wurde. »Ihre Selbstständigkeit«, erklärte er, »sie wollte mir zeigen, dass sie nicht auf mich angewiesen ist.«
    »Nachts, kurz vor zehn?« Neundorf schüttelte ihren Kopf. »Meyers Märchen, wie?«
    »Mein Gott, was wollen Sie hören? Dass ich sie ermordet habe? Ich – meine frühere Geliebte?«
    »Wenn das ein Geständnis war, können wir gehen. Dann müssen Sie Ihre Worte nur noch unterschreiben.«
    »Das ist kein Geständnis!«, schrie Lorenz Meyer. Er strich sich nervös über seine Glatze, sah, wie einige der Gäste zu ihnen herschauten. »Wir hatten Streit, ja«, setzte er dann schnell hinzu. »Aber nicht in der Form, in der Sie es mir unterstellen.«
    »Wie dann?«
    »Sie wollte Schluss machen, endgültig. Ich sollte sie in Ruhe lassen.«
    »Aber Sie waren nicht einverstanden.«
    »So einfach lässt sich das nicht sagen. Ich habe ja schon längst wieder eine neue Beziehung.«
    »Das ist schön für Sie. Dennoch ändert es nichts an der Tatsache, dass Sie mit Frau Bangler in heftigen Streit gerieten und sie dann …«
    Meyer fiel Neundorf mitten ins Wort. »Es war kein heftiger Streit«, sagte er mit lauter Stimme, »wie oft soll ich es noch wiederholen? Eine ganz normale Auseinandersetzung zwischen früheren Partnern, wie es eben so passiert.«
    »Nur mit einem außergewöhnlichen Ende.«
    »Nein, mit keinem außergewöhnlichen Ende. Wir verließen das Café und liefen zu dem kleinen Platz, wo ich meinen Wagen geparkt hatte. Das waren drei, vier Minuten, mehr nicht. Dort trennten wir uns.«
    »An Ihrem Auto?« Neundorfs skeptischer Blick zeigte deutlich, dass sie ihm nicht glaubte.
    »Nein, nicht an meinem Auto«, widersprach Meyer, »kurz davor. An dem schmalen Weg, der, soweit ich weiß, zu einem Spielplatz führt. Ich weiß nicht, ob Sie das Gelände kennen.«
    »Ich kenne es sehr gut«, sagte Neundorf, »ich wohne in Waiblingen, vielleicht fünfhundert Meter entfernt. Und

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