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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Auch seine Begrüßung war tausendfach erprobt, die Gestik und das Strahlemann-Lächeln, anbiedernd und peinlich aufgesetzt.
    »Einen schönen guten Tag, meine Dame, einen schönen guten Tag, mein Herr, ich höre, Sie wollen von mir bedient werden. Das freut mich sehr. Mein Name ist Pflüger, Herbert Pflüger, was kann ich für Sie tun?« Er streckte zuerst Neundorf, dann Braig seine Hand entgegen, registrierte irritiert, dass sein Gruß nicht erwidert wurde.
    »Herr Pflüger, ich will es kurz machen.« Braig nahm all seine Kraft zusammen, unterdrückte seinen Ekel vor der kriecherischen Darbietung des Mannes, kam direkt zum Thema. »Sie kennen den Arsenalplatz?«
    Pflüger starrte ihn überrascht an. Das anbiedernde Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
    »Sie waren gestern Abend dort. Kurz nach zwanzig Uhr.«
    Braig sah deutlich, wie es in dem Mann arbeitete. Seine Stirn legte sich in Falten, das rechte Augenlid begann zu zucken. Der Autoverkäufer öffnete den Mund, wollte ihm antworten, ließ es dann aber sein.
    »Man hat sie beobachtet«, ergänzte Braig. Er sah, wie Pflüger einen Schritt rückwärts machte, hatte plötzlich das Gefühl, der Mann wolle fliehen, erinnerte sich an Markus Böhmers Verhalten in der Wilhelma. Panik kam in ihm auf. Noch einmal wollte er sich nicht so plump vorführen lassen. Er beugte sich hastig zur Seite, riss seine Pistole aus ihrem Halfter, entsicherte sie, streckte sie Pflüger dann mit beiden Händen entgegen. »Es hat keinen Sinn mehr. Geben Sie auf!« Seine Stimme schallte laut durch die Ausstellungshalle.
    Braig sah Neundorfs irritierten Blick, bemerkte die vor Angst verzerrte Miene des Mannes. Pflüger starrte auf die Pistole, erschrak heftig, fing dann plötzlich an zu jammern und zu heulen.
    »Aber ich, ich, ich wollte …« Es dauerte mehrere Sekunden, bis Braig endlich verstand, was der Autoverkäufer von sich gab. »Ich wollte es nicht, ich wollte es nicht tun, ich wollte sie nicht …«
    »Was wollten Sie nicht?«, fragte Neundorf mit leiser Stimme.
    »Ich wollte die Frau nicht töten. Ich weiß nicht, warum ich es getan habe.«

29. Kapitel
    Es tut mir unglaublich Leid. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich entschuldigen soll. Mein Gott, ich habe nicht geglaubt, dass sie wirklich so weit gehen.«
    Kurz nach 12 Uhr an diesem Mittag stand Gronau vor der Wohnungstür, einen riesigen Strauß roter Rosen, zwei Kartons mit warmen, duftenden Pizzas und einen unförmigen fahrbaren Koffer bei sich. Er hatte zweimal von unterwegs angerufen und ihr die genaue Uhrzeit mitgeteilt, wann mit seiner Ankunft zu rechnen sei, um sie darauf vorzubereiten und ihr die Angst vor der Person vor der Tür zu nehmen.
    »Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.« Im Eingangsbereich der Wohnung war er stehen geblieben, hatte ihr malträtiertes Gesicht betrachtet.
    »Starr mich nicht so an«, hatte sie ihn angegiftet, »ich kann nichts dafür!«
    Er war einen Schritt zur Seite getreten, hatte den Koffer und die Blumen abgelegt, sie dann sacht in den Arm genommen und an sich gedrückt. »Verzeihe mir. Ich habe die Sache unterschätzt.«
    Eine halbe Stunde später saßen sie gemeinsam am Tisch in der Küche, aßen die beiden Pizzas, die er mitgebracht hatte. Joschka hatte sich auf seinem Schoß zusammengerollt, schnurrte leise vor sich hin.
    »Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt«, gestand er dann, den Kopf müde in beide Hände gestützt, verlegen auf die Tischplatte blickend, »die Wohnung wurde schon länger überwacht.«
    »Sie haben dich auch schon überfallen?«
    Er hob den Kopf, verneinte energisch. »Nein, das nicht. Um Gottes willen, dann hätte ich dir nicht angeboten, hier zu wohnen. Mein Beruf ist gefährlich, aber das blieb mir bisher erspart. Zumindest in unserem Land.«
    Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu, gab deutlich zu erkennen, dass sie seiner Aussage nicht traute.
    »Du glaubst mir nicht«, stellte er fest, »du meinst immer noch, ich hätte bewusst dein Leben riskiert.«
    Lisa Neumann gab keine Antwort, musterte ihn minutenlang.
    Gronau schob den Rest der Pizza von sich weg, hob die Hand vor den Mund, hustete. Er nahm die Bierflasche, die mitten auf dem Tisch stand, schenkte sich ein Glas ein, trank. Die Katze auf seinem Schoss erhob sich gähnend, suchte sich eine bequemere Position, ließ sich dann wieder eingerollt nieder.
    »Ob du mir glaubst oder nicht, damit habe ich nicht gerechnet. Mein Ehrenwort. Ich recherchiere brisante Entwicklungen. Aber

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