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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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plötzlich allein dastand, war mir alles klar: Wir gehen alle vor die Hunde – erst Anna, dann Michael und jetzt noch ich. Und die Schweine, die an unserem Elend schuld sind, die Annas Drogenabhängigkeit zu verantworten haben, frohlocken. So ist das nun mal auf dieser Welt.«
    Er folgte ihr gebannt, schwieg.
    »Plötzlich begriff ich, dass ich es ihnen nicht so leicht machen darf. Anna und Michael haben das nicht verdient. Und dann wurde mir klar, was mir bleibt. Ich muss kämpfen. Ich will den, der das ganze Teufelszeug vertreibt.« Sie zeigte auf das Blatt.
    »Wie kamst du dazu?«
    »Ich habe sie bearbeitet, Tag und Nacht. Die Polizeibeamten, die Annas Tod aufgenommen hatten. Irgendwann nahm mich einer beiseite, gab mir die Kopie. ›Er‹, sagte er, ›der ist es, den Sie suchen, aber wir können nichts für Sie tun.‹« – Sie schwieg, betrachtete die ruhig schlafende Katze. »Ich hoffte, du würdest mir helfen, nach ihm zu suchen. Als Journalist, auf der Suche nach einer neuen Story.«
    Gronau pfiff durch die Zähne. »Ich kenne den Mann. Aber er ist gefährlich. Es ist besser, wir lassen die Hände von ihm. Besser für uns beide.«

30. Kapitel
    Kurz vor vier Uhr an diesem Nachmittag hatte Herbert Pflüger in Braigs Büro das Geständnis unterschrieben, Karen Rommel am Abend zuvor auf dem Arsenalplatz in Ludwigsburg erwürgt zu haben. Es hatte keinerlei Druck oder anderer Methoden bedurft, den Mann zum Reden zu bringen, er war vorbehaltlos und ohne jedes Drängen bereit, das Verbrechen zu gestehen.
    Braig hatte das Empfinden, dass sich der Mann nach seiner Aussage im wahrsten Sinn des Wortes erleichtert fühlte, so als habe er nach einem Menschen gesucht, dem er sein Herz ausschütten konnte. So altmodisch dies klang, überlegte er, so treffend charakterisierte es den wahren Sachverhalt. Und wenn noch so viel Unrat, menschliche Niedertracht und Verkommenheit dabei zum Vorschein gekommen waren, der Autoverkäufer hatte eine Person benötigt, der er seine ruchlose Tat gestehen konnte. Das aber, sinnierte Braig voll Bitterkeit, änderte nichts mehr am vollkommen sinnlosen Tod der jungen Frau.
    Die junge Frau, so hatten sie im Verlauf der vergangenen Stunde von Pflüger erfahren, war dem Mann weder bekannt noch jemals vorher begegnet, jedenfalls nicht, soweit er sich erinnern konnte.
    »Wie bitte?«, hatten Braig und Neundorf sich unisono geäußert, als der Autoverkäufer ihnen diesen Sachverhalt mitgeteilt hatte. Sie konnten es nicht fassen. »Sie behaupten, Sie hätten Frau Rommel nicht gekannt?«
    Pflügers Antwort war: »Frau Rommel? Wer ist das? Die …«
    »Die junge Frau, die Sie ermordet haben«, hatte Neundorf mit sich überschlagender Stimme gebrüllt. Ihr Gesicht war rot angelaufen, nur mit Mühe war es ihr gelungen, auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben.
    »Ich kannte sie nicht.« Er hatte nur seinen Kopf geschüttelt.
    Braig und Neundorf waren unfähig gewesen, sofort nachzuhaken. Es hatte mehrere Sekunden gedauert, bis der Kommissar die Aussage des Mannes begriffen hatte. »Sie wollen Frau Rommel nicht gekannt haben? Können Sie uns dann bitte erklären, weshalb Sie sie getötet haben?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Draußen war wolkenbruchartiger Regen niedergegangen, als Pflüger in ruhigem Ton geantwortet hatte. Kaskaden von Wasser waren mit lautem Trommeln an die Scheiben geprallt.
    »Sie wissen es nicht?« Braig und Neundorf hatten immer noch Mühe gehabt, die unverhoffte Neuigkeit zu akzeptieren. »Aber warum, warum haben Sie es dann getan?«
    Es gab keine rational nachvollziehbare Antwort auf die Frage. Herbert Pflüger, so hatten sie erfahren, war auf dem Weg zu einem Rockkonzert, als er den Arsenalplatz überquerte. »Ich freute mich schon die ganze Woche auf den Abend«, hatte er erklärt, »weil eine irre Gruppe angesagt war. Vier Tage tote Hose und endlich geht wieder einmal die Post ab. Ich bin zur Zeit solo, verstehen Sie, nichts los in der Bude. Und da wollte ich einen draufmachen.«
    »Mit welchen Drogen?«, war Neundorf ihm ins Wort gefallen.
    Pflüger hatte sie nur sprachlos angestarrt.
    »Speed, Koks, Heroin?«
    »Ich bin doch kein Junkie!« Sein Protest war laut und heftig ausgefallen – zu laut, wie die Kommissarin bemerkt hatte.
    »Speed also«, hatte sie kommentiert, »zwei oder drei?«
    Die Antwort des Mannes hatte eine Weile auf sich warten lassen. »Zwei.« Er war nervös auf seinem Stuhl hin und her gerutscht, hatte unsicher vom einen zum anderen geblickt.
    »Und

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