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Schwaerzer als der Tod Thriller

Titel: Schwaerzer als der Tod Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Tisch herum und ging neben ihm in die Hocke, ihr hübscher Blumenrock legte sich wie eine Wolke um sie herum. Prüfend blickte sie ihm ins Gesicht.
    »Das wünschte ich auch, Tommy. Aber du weißt, dass das alles nicht deine Schuld ist, oder? Du hast nicht erwartet, eine Leiche zu finden, als du durch den Wald gelaufen bist. Du hast nicht mit Absicht deine Klavierstunde versäumt. Du hast Dennis Farman nicht darum gebeten, dich zu verprügeln. Es ist nicht deine Schuld.«
    Tommy widersprach ihr nicht, aber er wusste genau, dass es seine Schuld war. Er hatte beschlossen, die Abkürzung durch den Wald zu nehmen. Er hatte Dennis angesehen, dass er das nicht hätte tun sollen. Seine Mutter regte sich auf wegen all der Schwierigkeiten, in die er geraten war.
    Miss Navarre stand auf, verschränkte die Arme und fing an, hin und her zu gehen. Nach Tommys Erfahrung bedeutete das, dass jemand überlegte, wie er etwas sagen sollte, das niemand hören wollte.
    »Erinnerst du dich an Donnerstagabend letzte Woche?«, fragte sie. »Erinnerst du dich, was du an dem Abend gemacht hast? Waren deine Mom und dein Dad zu Hause?«
    »Ich glaub schon«, erwiderte Tommy verwirrt. »Mein Dad und ich schauen immer die Bill Cosby Show .«
    »Die sehe ich auch gern«, sagte Miss Navarre mit einem
kleinen Lächeln. »Schaut deine Mom sie mit euch zusammen an?«
    »Nein. Sie findet sie nicht lustig.«
    »Schade.«
    »Sie lacht nicht oft«, sagte er.
    »Und wie steht es mit deinem Dad? Er kommt mir vor wie einer, der gerne lacht.«
    »Meistens«, sagte Tommy, aber er erzählte nichts davon, wie es war, wenn seine Mutter mal wieder ausflippte und seinen Vater anbrüllte. Er erzählte nicht, dass sein Vater dann manchmal einfach gehen musste und stundenlang wegblieb.
    Er glaubte, so etwas dürfe er nicht erzählen. Nicht einmal Miss Navarre. Das waren Familienangelegenheiten. Familienangelegenheiten durfte man niemandem erzählen. Das war eine Art Gesetz. Seine Familie durfte man nicht verraten.
    »Meine Mutter sagte immer: ›Alles geht vorbei‹«, sagte Miss Navarre.
    »Was hat sie damit gemeint?«
    »Dass selbst schlechte Zeiten vorbeigehen. All die schrecklichen Dinge, die diese Woche passiert sind, sind vorbei, wir haben sie hinter uns. Jetzt sollten wir unseren Blick nach vorn richten. Nächste Woche schon könnte wieder etwas ganz Tolles passieren.«
    Hoffentlich , dachte Tommy, als er von seinem Stuhl glitt und ihr aus dem Zimmer folgte, wobei er einen Arm gegen seine schmerzenden Rippen presste. Bitte, bitte.

38
    »Ist das nicht alles ganz furchtbar?«, sagte Sara Morgan und wickelte sich enger in ihre pinkfarbene Strickjacke, als wäre ihr kalt, dabei war es schon recht warm.

    Sie war auf eine gesunde, sportliche Art hübsch, und mit ihren schwarzen Leggings und den grauen Stulpen um ihre Knöchel sah sie aus, als wäre sie auf dem Weg zu einer Aerobic-Stunde. Sie hatte verführerisch dicke, lockige Haare, die sie in dem halbherzigen Versuch, sie zu bändigen, mit einem Dutzend Spangen hochgesteckt hatte.
    Sie standen vor der Schule auf dem Bürgersteig. Mendez schob seine Ray-Ban-Brille über die Augen, weil er von der Sonne geblendet wurde.
    »Letzte Woche noch war unser Leben so schön«, sagte sie. »Plötzlich stimmt nichts mehr.«
    Sie war den Tränen nahe - was ein bisschen übertrieben war, so schlimm war das Gespräch im Konferenzzimmer nicht gewesen. Auch wenn Janet Crane sogar ihn zum Heulen bringen könnte, dachte Mendez.
    »Sie haben viel mitgemacht«, sagte er. »Ich habe gestern mit Ihrem Mann gesprochen. Demnach war er nicht in der Stadt, als die Kinder die Leiche fanden.«
    »Ja«, sagte sie und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Sie haben mit Steve gesprochen? Warum?«
    »Das Mordopfer Lisa Warwick hat als Opferbegleiterin für das Thomas Center gearbeitet. Sie und Ihr Mann hatten regelmäßigen Kontakt. Wir dachten, sie könnte sich ihm anvertraut haben, falls sie von jemandem belästigt wurde. Kannten Sie sie denn?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe sie einige Male gesehen.«
    »Mehr nicht?«, fragte Mendez und tat überrascht. »Die beiden haben sich nie bei Ihnen zu Hause getroffen, um über einen Fall zu sprechen?«
    »Steve bringt grundsätzlich keine Arbeit mit nach Hause.«
    »Hm, das ist wahrscheinlich klug, aber das heißt bestimmt auch, dass er oft bis spätabends in der Kanzlei sitzt, oder?«

    »Steve ist sehr engagiert«, sagte sie mit kühler Stimme.
    »Was seine Arbeit angeht«, sagte Mendez.

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