Schwätzen und Schlachten
wartete die Tafelrunde auf den Ritter, ein Haus in einer Talsenke, dort wohnte dem Highlander sein Clan, irgendwann würde sich etwas abzeichnen am Horizont, eine Burg oder ein Gedanke oder eine Vision und er würde handeln können, barthalber und anderweitig.
Mein Lektor schwieg bedeutungsvoll, immer ein schlechtes Zeichen.
Was denn schon wieder, sagte ich entnervt, ich wollte nach Hause und ins Bett, diese Besprechungen mit ihm dauerten immer ewig.
Findest du nicht, begann er in gewohnter Manier seine Mäkeleien, dass Frederik sich erschreckend wenig für Davids Beziehungsprobleme interessiert?
Nein, finde ich nicht.
Immerhin, fuhr er unbeeindruckt fort, hat David ja, wie wir wissen, damals in Österreich eine ziemlich turbulente Zeit erlebt und ich meine, er hat immer noch ganz schön daran zu knabbern, er ist ja quasi beziehungsunfähig, sieh dir nur diese peinliche Katharinageschichte an, das schreit doch zum Himmel.
Kann ich ja schwer ändern, sagte ich.
Aber Frederik könnte, als guter Freund, mit ihm darüber reden, ihm Tipps geben und so, ich habe, sagte er eifrig und tippte mit dem Stift auf ein Blatt Papier, hier ein paar Vorschläge notiert.
Vorschläge?
So Liebestipps. Die kann er David, so von Mann zu Mann, doch hie und da mal verklickern, gerade in der Autosituation – intimer, geschützter Rahmen, also sehr gut – würde sich das ja anbieten.
Nein, sagte ich.
Er seufzte und legte das Blatt wieder in seinen Ordner, du bist so verbohrt, klagte er, man wird dir totale Unsensibilität vorwerfen, glaub mir. Lass Frederik ein bisschen mehr Mitgefühl haben, ein bisschen mehr Interesse, dann –
Also gut, brummte ich, ich überlegs mir.
Prima! Er zauberte das Blatt wieder hervor und schob es mir über den Tisch, nur, falls du ein paar Anregungen brauchst. Empathie ist ja nicht so dein Ding.
Ach so, sagte ich resigniert.
Das waren Stanjics ganz persönliche Angelegenheiten, an denen er zu beißen hatte. Nebenbei studierte er seine Indizien, aber sie ergaben keinen Sinn.
Er war, seit er in die Krise geraten war und sich mit den vielgestalten Formen der Lebenshilfe beschäftigte, ein großer Anhänger der freien Assoziation geworden. Er rannte drei Mal die Woche zu seinem Analytiker –
Und wo, Olaf breitete die Blätter vor sich aus, wo steht das bitte?
Na hier.
Das kommt aber als wichtige Information ein bisschen spät. Rannte drei Mal die Woche zu seinem Analytiker, das kann man doch nicht in so einem Halbsatz abtun, vielleicht sollten wir eine neue Ebene einbauen, strukturierend durch das ganze Buch seine Sitzungen, vielleicht könnten wir dort die Problematik der buchintern marginalen inneren Konflikte lösen.
Tolle Idee, sagte ich, in der Vertretersitzung werden sie begeistert sein, wenn das Buch noch Mal um hundert Seiten zulegt.
Hundert Seiten!, rief er entsetzt, kann man das nicht ein bisschen komprimierter gestalten?
Du bist gut, in drei Stunden die Woche quatscht der doch seinem Analytiker ein Ohr ab, der fängt ungefähr beim Urknall an und arbeitet sich schön langsam vor zu seinen Großeltern, das kann ich wohl schwerlich in einem Absatz verhandeln.
Die Vertretersitzung, sagte er sinnierend, Urknall. Na, lassen wir das. Aber für seine, wie soll ich sagen, er wand sich unbehaglich, für seine innere Entwicklung ist es schon wichtig, oder?
Ja, mein Gott, sagte ich, innere Entwicklung. Hoffen wirs halt.
Aber, er starrte immer noch auf sein eingekasteltes … rannte drei Mal die Woche zu seinem Analytiker, würde er nicht zumindest dann und wann mit Mathias darüber reden? Ihm von seinem analytischen Fortschritt berichten?
Frederik, sagte ich säuerlich, Frederik. Und, Himmel, nein! Der weiß doch nicht mal, dass er da hingeht, was meinst du denn, was er sich sonst ständig anhören müsste von ihm.
Richtig, sagte er langsam. Aber fällt es ihm nicht auf? Dass David ständig sonstwohin zu einem Termin muss? Wo wohnt denn sein Therapeut überhaupt, er hatte seinen Plan hervorgekramt und faltete ihn auf.
Ich schaute vergrämt aus dem Fenster.
Er sah auf, na?
Nein, sagte ich unwillig, es fällt nicht auf. Er muss nicht sonstwohin zu einem Termin. Er muss nur die Treppe hinunterrennen, et voilà.
Olaf betrachtete verdutzt seinen Plan, er hob den Kopf, das glaub ich nicht! Sagte er dann hingerissen, besser kann mans nicht erfinden, er malte hinter die Dieffenbachstraße ein Rufezeichen und etwas, das mir schwer nach dem Freud’schen Konterfei aussah, er ist
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