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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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weiter, bis Julia das Wort ergriff. »Wie läuft es bei dir und Melanie?«
    »Sie wohnt mit Lizzy immer noch bei ihrer Freundin«, erwiderte Marc. »Immerhin reden wir wieder miteinander und unternehmen auch ab und zu etwas zu dritt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass wir noch weit von dem Verhältnis entfernt sind, das wir hatten, bevor Heinen in mein Leben getreten ist. Melanie meint, sie habe nicht mehr dasselbe Vertrauen zu mir wie früher.« Er zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Wir werden sehen.« Unvermittelt lächelte er. »Immerhin habe ich keine finanziellen Sorgen mehr. Mit dem Geld aus Johanna Reicherts Vermächtnis kann ich mein Haus auf einen Schlag abbezahlen.«
    »Hast du eigentlich keine Bedenken, dieses Geld anzunehmen?«
    »Ein wenig schon«, gab Marc unumwunden zu. »Aber was wäre das Ergebnis, wenn ich darauf verzichten würde? Rottmann, Johanna Reicherts Neffe, würde sich das auch noch unter den Nagel reißen. Zusätzlich zu seinen zehn Millionen. Mit Verlaub, aber ich denke, da sind die fünfhunderttausend bei mir besser aufgehoben. Nenn es von mir aus eine Entschädigung für das, was ich in den letzten Wochen durchgemacht habe. Und schließlich war es ja Johanna Reicherts Wunsch, dass ich das Geld bekomme. Dr. Kröger, Frau Reicherts Testamentsvollstrecker, hat die Erben und mich übrigens für übermorgen in seine Kanzlei eingeladen. Wahrscheinlich geht es um die Einzelheiten der Erbauseinandersetzung.«
    Sie hatten den Parkplatz erreicht und standen vor Julias Kombi. Sie deaktivierte die Zentralverriegelung, dann umarmte sie Marc zum Abschied und stieg ein. Als Julia im Wagen saß, ließ sie noch einmal die Seitenscheibe heruntergleiten.
    »Mach’s gut, Marc«, sagte sie. »Grüß Melanie und Lizzy von mir. Ihr müsst uns unbedingt mal in Stuttgart besuchen und Sandro kennenlernen. Das musst du mir versprechen.«
    »Vielleicht«, sagte Marc und lächelte. »Vielleicht.«

43
    Als Marc in Dr. Krögers Kanzlei eintraf, waren die Erben bereits vollständig versammelt. Der Verein Wider das Vergessen der Aktion T4 war in Form seines Vorsitzenden Klaus Lichtenfeld und dessen Stellvertreters, Yvonnes Großvater, erschienen. Lichtenfeld und Herbert Klein gaben Marc die Hand, während Rottmann sich damit begnügte, Marc fast unmerklich zuzunicken. Der ehemalige Gebrauchtwagenhändler sah ungeduldig auf die Uhr. »Wann geht es endlich los?«, sagte er mehr zu sich selbst. »Ich habe meine Zeit schließlich nicht gestohlen. Haben Sie eine Ahnung, um was es heute geht?«, erkundigte er sich bei Marc. »Kröger wollte mir am Telefon nichts verraten.«
    Marc hob die Schultern. »Ich weiß genauso wenig wie Sie.«
    Rottmann drehte sich mit erhobenen Augenbrauen zu den beiden Vereinsmitgliedern um, die seine unausgesprochene Frage jedoch ebenfalls nur mit einem Achselzucken quittierten.
    »Na Mahlzeit«, schnaubte Rottmann. »Ich …«
    In diesem Moment erschien Dr. Kröger mit einem jovialen Lächeln auf den Lippen und begrüßte jeden von ihnen mit Handschlag. »Entschuldigen Sie die leichte Verzögerung, meine Herren«, sagte er. »Aber jetzt kann es losgehen.«
    Er führte die vier in einen Konferenzraum, der von einem ovalen Tisch aus Edelholz beherrscht wurde, an dem zwölf Personen Platz fanden.
    Kröger bedeutete seinen Gästen, sich zu setzen, bevor er selbst an der Stirnseite Platz nahm. »Meine Herren«, begann er. »Ich habe Sie heute eingeladen, um Sie über wichtige Neuigkeiten zu informieren. Ich fürchte allerdings, es sind keine guten Nachrichten.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, während derer er seinen Blick einmal über die Anwesenden wandern ließ.
    »Wie Sie ja wissen, bin ich Frau Reicherts Testamentsvollstrecker. Ich kann von mir behaupten, dass ich diese Funktion in den letzten zwanzig Jahren schon viele Male ausgeübt habe, aber derart kompliziert wie in diesem Fall ist mir mein Beruf noch nie gemacht worden. Frau Reicherts Konten sind über die ganze Welt verstreut: in der Schweiz, in Liechtenstein, in Luxemburg, auf den Kaimaninseln und an Orten, von denen ich noch nie zuvor in meinem Leben gehört habe. Hinzu kommt, dass die beiden letzten Finanzberater von Frau Reichert zurzeit, nun ja … nicht greifbar sind. Deshalb hat es mich erhebliche Zeit und Mühe gekostet, eine Vermögensaufstellung anzufertigen.« Er hielt erneut inne, bis er sich sicher sein konnte, die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden zu haben. »Also, um es

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