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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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niemand.
    »Au!«, schrie ich Christoph an. Hätte er nicht meinen Arm umklammert, hätte ich ihm höchstwahrscheinlich eine geschmiert. »Lass mich sofort los!«, keifte ich.
    »Sam, bitte! Wir müssen reden«, sagte er leise.
    »Ach ja? Und über was? Dass du lieber vor meinem Fenster herumspionierst, als mit mir persönlich zu sprechen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich, ich habe doch nicht ...«, stammelte er, aber ich ließ ihn gar nicht ausreden.
    »Verkauf mich nicht für dumm! Er sah aus wie du. Er bewegte sich wie du. Und er roch wie du. Nach Ferien mit einem Schuss Zitrone.«
    »Wie bitte? Ferien mit was?«, fragte er und schmunzelte, was mich noch wütender machte.
    »Du hast schon richtig gehört. Ich bin schließlich nicht blöd! Gib es wenigstens zu, dass du dich vor meinem Fenster herumgedrückt hast.«
    »JA!«, schrie er. Ich erschrak. Er hob beschwichtigenddie Hände und senkte beschämt den Kopf. Dann sah er mir direkt in die Augen. Verzweiflung lag in seinem Blick. »Ja«, sagte er noch einmal und seine Stimme klang plötzlich wieder sehr sanft. »Es stimmt! Ich bin zu dir gegangen, aber nicht um dir nachzuspionieren, wie du vielleicht denkst. Ich habe es nur getan, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Die Drohbriefe, von denen du mir erzählt hast, und dann diese seltsame SMS in der Kaisertherme. Ich hatte Angst, dass wieder jemand zu dir nach Hause kommt und dich bedroht. Du warst allein, dein Dad war nicht da. Außerdem dachte ich, so könnte ich vielleicht rauskriegen, wer dahintersteckt. Ich habe es nicht gemacht, weil ich dich heimlich beobachten wollte, das sicher nicht und das musst du mir bitte glauben, Sam.«
    »Und warum bist du dann einfach weggerannt? Du hättest dich doch zu erkennen geben können«, sagte ich noch immer wütend, aber schon ein bisschen ruhiger.
    »Ich bin total erschrocken und hab gar nicht nachgedacht. Es war wie ein Reflex. Dass ich dir damit einen riesigen Schreck eingejagt habe, ist mir erst zu Hause so richtig bewusst geworden. Dann habe ich mich echt geschämt. Ich hab ein paarmal versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war nicht an.«
    Ja, das stimmte. Ich hatte es nach dem Gespräch mit meinem Vater ausgeschaltet, weil ich so wütend auf ihn war und auf keinen Fall noch einmal mit ihm reden wollte. Und heute hatte ich noch gar nicht daran gedacht, mein Handy wieder einzuschalten.
    Christoph musterte mich. Seine Augen sahen diesmal aus wie die Bay an einem kühlen Septembertag, wenn die Sonne nur langsam durch den Wolkenschleier kam. Ich versuchte diese Tatsache zu verdrängen.
    »Du hast mich heute Morgen angelogen«, meinte ich vorwurfsvoll. Das hatte mich wirklich verletzt.
    »Ich habe dich nicht angelogen. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen soll.«
    Auch das stimmte. Er hatte tatsächlich nichts zu meinen Vorwürfen gesagt. Ich war es, die sein Schweigen als Leugnen interpretiert hatte.
    »Es tut mir furchtbar leid. Ich hab mich blöd verhalten. Das kommt nie wieder vor, versprochen!«, sagte er. Zögerlich nahm er meine Hand. Ich ließ es geschehen.
    »Und Veronika?« Endlich sprach ich aus, was die ganze Zeit in mir brodelte. Wie stand Christoph zu ihr? »Warum bist du ihr nachgeschlichen?«
    Er hob fragend die Augenbrauen.
    »Es geht das Gerücht um, du wärst ein Spanner.« Dieser Satz kostete mich verdammt viel Mut.
    »Was die anderen sagen, ist mir egal«, sagte er trotzig.
    »Neela hat es mir auch erzählt.«
    Nun begann er zögernd: »Veronika kam eines Tages in den Theatersaal. Sie war vollkommen aufgedreht, schwenkte einen Brief, damit wir ihn alle sehen konnten. Es war ein ähnlicher Zettel, wie du ihn bekommen hast. Mit ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben. Sie hat gelacht und gefragt, wer sich diesen Blödsinn ausgedacht hat.«
    »Was stand drauf?«
    » Hör auf mit Schwanensee oder du wirst es noch bereuen! Sie hat fast einen Lachanfall bekommen. Niemand hat etwas dazu gesagt. Alle haben es für einen dummen Scherz gehalten. Nur ich nicht. Ich habe mir Sorgen gemacht und bin nach der Theaterprobe mit dem Fahrrad hinter ihr hergefahren. Leider habe ich niemanden bemerkt, darum habe ich sie auch am nächsten Tag nicht aus den Augen gelassen. Da habe ich beobachtet, wie Veronika zu Herrn Simons Haus gefahren ist. Er hat ihr die Tür aufgemacht und eine Stunde später ist sie wieder rausgekommen. Was sie bei ihm gemacht hat, weiß ich nicht. Ich habe mit niemandem außer mit Neela darüber gesprochen. Aber ich glaube nicht, dass sie

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