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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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    Die Tür zur Aula schlug erneut zu. Jetzt waren sie alle weg! Mich hatte die Krähe mal wieder total vergessen. Von wegen, sie würde mir bei der Gestaltung helfen. Auch egal. Es war mein Bild und ich wollte es auf alle Fälle noch fertig machen. Mit einem dünnen Pinsel zog ich noch ein wenig Weiß nach und verlieh dem See dadurch einen feinen Schimmer. Ich mischte das Blau neu an. Jetzt war die Farbe unergründlich. Sachte strich ich mit einem kleinen Schwamm einzelne Wischer in den See und tupfte die Konturen mit einem nassen Tuch nach, damit die Übergänge fließend wurden. Noch die Bäume ein bisschen nachzeichnen ... War da ein Schniefen hinter dem Vorhang? Ich wusch den Pinsel aus und drückte die Farbtöpfe zu. Wieder schniefte es.
    Vorsichtig spähte ich auf die Bühne. Geli saß nochimmer auf dem Holzboden. Sie weinte. Als sie mich sah, erschrak sie.
    »Was willst du hier?«, fragte sie patzig und putzte sich die Nase.
    »Ich war hinten und hab gemalt.«
    Geli blickte mich nachdenklich an, schnäuzte sich noch einmal und stand auf.
    »Darf ich mal sehen?«, fragte sie ungewöhnlich freundlich.
    Als sie hinter die Bühne trat und mein Bild begutachtete, lächelte sie mich zum ersten Mal an. Warum war sie plötzlich so gutmütig? Lag es daran, dass wir alleine waren?
    »Sieht toll aus!«, beteuerte sie. »Wirklich hübsch.«
    »Das ist das Bühnenbild für deine Szene. Für den schwarzen Schwan war ich noch nicht in der richtigen Stimmung.«
    Geli lachte, doch es klang gequält. »Ja, das glaube ich! Ich muss jetzt gehen.«
    »Ich auch.« Schnell schob ich die Farbtöpfe zusammen und wischte kurz mit einem Lappen über die nassen Flecken auf dem Boden.
    Als ich fertig war, stand Geli noch in der Tür. Wartete sie etwa auf mich? Irgendwie war sie gar nicht so kalt und zickig, wie ich dachte.
    »Lief heute nicht so gut für dich, oder?«, fragte ich sie.
    »Nicht dein Problem«, gab sie zur Antwort, aber es klang nicht unfreundlich, sondern eher hilflos.
    Plötzlich tat sie mir leid.
    »Lass dir einen Rat geben und misch dich nicht in anderer Leute Angelegenheiten«, meinte Geli unvermittelt.
    »Soll heißen?«
    »Du fragst zu viel und machst dir zu viele Gedanken!«
    »Ach ja? Wie meinst du das?«, hakte ich nach.
    Geli öffnete gerade den Mund, da hörten wir Schritte auf uns zueilen. Ihr Mund klappte wieder zu.
    In dem Moment bog Caro um die Ecke. Als sie uns zusammen sah, blieb sie überrascht stehen. »Was gibt das denn jetzt?«, blaffte sie Geli an.
    »Ich hab noch meine Rolle geübt. Und Sam hat am Bühnenbild gearbeitet.«
    Caro verzog missmutig das Gesicht.
    »Und du? Was machst du noch hier?«, fragte Geli und klang unsicher.
    »Hab mein Textheft vergessen«, erklärte Caro mit rauer Stimme.
    Geli zuckte zusammen. »Na dann, bis morgen«, sagte sie zögerlich.
    »Ja, bis morgen«, erwiderte Caro und schenkte erst Geli und dann mir einen finsteren Blick.
    Mensch, gingen die mies miteinander um. Auf so eine Freundschaft könnte ich gut und gerne verzichten.
    Ich folgte Geli den Flur entlang. Kaum war Caro außer Sichtweite, hielt Geli inne. »Ich muss jetzt wirklich los.«
    »Was hast du vorhin damit gemeint, ich soll nicht so viele Fragen stellen?«
    Sie schüttelte kurz den Kopf, ließ mich einfach stehen und verschwand Richtung Ausgang.
    Verwirrt blickte ich ihr nach. Sie war schon seltsam.
    Ich verließ ebenfalls das Schulgebäude, das um diese Zeit menschenleer war.
    Erst als ich zu Hause ankam und die Tür aufsperrte, fiel mir wieder ein, dass mein Dad ja bis Mittwoch in Frankfurt war.
    Sturmfrei! Nicht schlecht. Mein Magen knurrte. Hungrig durchsuchte ich den Kühlschrank und wurde schließlich im Eisfach fündig. Ich machte den Ofen an und schob eine Pizza aufs Blech. Dann schaltete ich mein Handy ein und startete meinen Laptop.
    Als Erstes ging ich in mein Postfach. Wie erwartet hatte mir Sarah eine sorgenvolle Nachricht geschrieben. Ob ich noch am Leben sei und ob die Polizei mein Haus und die komplette Gegend durchsucht hätte. Ich erzählte ihr, wer der heimliche Besucher der letzten Nacht war, und gab Entwarnung. Dann schrieb ich ihr noch von meinem gelungenen Bühnenbild, der verpatzten Theaterprobe und dem seltsamen Gespräch mit Geli. Als ich mich ausloggte, roch es schon lecker nach Pizza. Ein prüfender Blick in den Ofen – noch ein paar Minuten, dann war sie fertig. Ich wollte mir gerade einen Teller aus dem Schrank holen, da brummte mein Handy. Eine SMS.
    »Geh on, Mike«,

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