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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Vergangenheit nach dunklen Punkten suchen, hat der Dekan gesagt.«
    »Punkten? Was für Punkten?«
    »Frauen«, sagte Skullion.
    »Aha«, sagte der Koch. »Frauen mit schlechtem Ruf.«
    »Ganz genau, Koch, nach denen und nach Geld.« Der Koch schob sich seine Mütze auf den Hinterkopf. »Er war nicht gerade das, was man einen reichen Studenten nennen könnte, oder?«
    »Nein«, sagte Skullion, »war er nicht.«
    »Aber jetzt ist er reich.«
    »Angeheiratet«, informierte ihn Skullion. »Die Mitgift, daher hat er es. Lady Marys Geld. So eine Sorte Mann ist dieser Sir Godber.«
    »Klapperdürres Weib. Nicht mein Bier«, sagte der Koch. »Ich persönlich mag lieber eine bißchen mehr Fleisch auf den Knochen. Würde mich nicht wundern, wenn er irgendwo eine Geliebte hätte.«
    Skullion schüttelte skeptisch den Kopf. »Der nicht. Hat nicht genug Mumm.«
    »Dann glauben Sie nicht, daß sie was finden?«
    »Nicht so was. Druck müssen sie ausüben. Das College hat einflußreiche Freunde, sagte der Dekan, von denen werden sie Gebrauch machen.«
    »Von irgendwas sollten sie wirklich Gebrauch machen. Ich bleibe nicht hier, um eine Cafeteria zu führen und Frauen durch meinen Speisesaal laufen zu sehen«, sagte der Koch. Skullion stand auf und zog seinen Mantel an. »Der Dekan wird dafür sorgen«, sagte er und stieg wieder die Treppe hinauf. Auf die Stufen hatte der Wind Schnee geweht, und Skullion schlug seinen Mantelkragen hoch. »Hat kein Recht, alles umzukrempeln«, grummelte er vor sich hin und trat in die Nacht hinaus.
    Auf Schloß Coft saßen der Dekan und Sir Cathcart in der Bibliothek, neben sich eine halbleere Weinbrandkaraffe und die Köpfe voll bitterer Erinnerungen an vergangene Größe. »Englands Ruin, diese verfluchten Sozialisten«, knurrte Sir Cathcart. »Haben das Land in einen Wohltätigkeitsverein verwandelt. Glauben offenbar, man könne eine Nation mit guten Vorsätzen regieren. Verfluchter Quatsch. Disziplin, die braucht das Land. Eine ordentliche Dosis Arbeitslosigkeit, damit die Arbeiterklasse wieder zur Besinnung kommt.«
    »Scheint heutzutage nicht zu funktionieren«, sagte der Dekan und seufzte. »Früher schien eine Flaute noch eine heilsame Wirkung zu haben.«
    »Es liegt am Stempelgeld. Arbeitet er nicht, kann ein Mann mehr verdienen, als wenn er einen Beruf hat. Völlig daneben. Eine richtige kleine Hungersnot würde gleich wieder alles ins rechte Lot bringen.«
    »Das Gegenargument lautet wohl, daß die Frauen und Kinder darunter leiden«, sagte der Dekan.
    »Wüßte nicht, was daran so schlimm sein sollte«, fuhr der General unbeirrt fort. »Gibt nichts Besseres als eine hungrige Frau, um einen Mann auf Trab zu bringen. Erinnert mich an ein Gemälde, das ich mal gesehen habe. Menge Kerls sitzen um einen Tisch und warten aufs Essen. Da kommt die Dame des Hauses rein und hebt den Deckel vom Topf. Drin liegt ein Sporn; klar? Vernünftige Frau. Klasse Gemälde. Noch Weinbrand?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte der Dekan und hielt ihm sein Glas hin.
    »Problem mit diesem Godber Evans ist, daß er aus keiner guten Familie kommt«, fuhr Sir Cathcart fort, nachdem er die Gläser wieder gefüllt hatte. »Versteht die Menschen nicht. Hat keine Generationen aus dem Landadel im Hintergrund. Keine Führungsqualitäten. Muß mit Tieren aufgewachsen sein, um die Menschen zu verstehen, die Arbeiter. Muß sie richtig abrichten.
    Tritt in den Arsch, wenn sie was Falsches machen, und den Kopf tätscheln, wenn sie es begriffen haben. Keinen Zweck, ihnen einen Haufen Flausen in den Kopf zu setzen, mit denen sie nichts anfangen können. Völliger Stuß, die Hälfte dieses Bildungskrams.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte der Dekan. »Den Leuten eine ihrer gesellschaftlichen Stellung nicht gemäße Bildung zukommen zu lassen, war einer der großen Fehler dieses Jahrhunderts. Was dieses Land braucht, ist eine gebildete Elite, also genau das, was es in den letzten dreihundert Jahren gehabt hat.«
    »Drei Mahlzeiten am Tag und ein Dach über dem Kopf, dann hat der Durchschnittsmensch keinen Grund zu meckern. Zähe Burschen. Das gegenwärtige System ist zur Erzeugung von Arbeitsscheuen wie geschaffen. Konsumgesellschaft, und ob. Kann nicht konsumieren, was man nicht produziert. Verdammter Blödsinn.«
    Der Kopf des Dekans wippte auf seiner Brust. Das Kaminfeuer, der Brandy und die auf Schloß Coft allgegenwärtige Zentralheizung forderten im Verein mit der Intensität von Sir Cathcarts

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