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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nicht. Die Präservative blieben unberührt. Zipser schnappte sich wieder die Bürste und stocherte damit in der Klosettschüssel herum. Schwaden von Desinfektionspulver kitzelten ihn in der Nase. Laut niesend riß er an der Kette. Zum dritten Mal leerte sich der Spülkasten, und während Zipser das ablaufende Wasser beobachtete und die sechs verbliebenen Präservative zählte, die sich von Wasserschwall und Chemie nicht beeindrucken ließen, klopfte es an die Tür. »Was zum Teufel geht hier vor?« fragte eine Stimme. Sie gehörte Foxton, der das angrenzende Zimmer bewohnte. Zipser sah gehetzt zur Tür. »Ich hab’ Durchfall«, sagte er mit dünner Stimme.
    »Mußt du denn dauernd an der beschissenen Kette ziehen?« fragte Foxton. »Macht einen verfluchten Lärm, und ich würde ganz gern schlafen.« Er ging zurück in sein Zimmer, und Zipser wandte sich wieder der Kloschüssel zu, um mit der Bürste nach den sechs Präservativen zu angeln.
    Zwanzig Minuten später suchte er immer noch nach Mitteln und Wegen, das belastende Material loszuwerden. Er hatte sechs Toiletten in benachbarten Aufgängen einen Besuch abgestattet und ließ die Dinger inzwischen verschwinden, indem er sie mit Leitungswasser füllte und die Öffnung verknotete. Diese Methode erwies sich als langsam, beschwerlich und vor allem geräuschvoll, und nachdem er es im Aufgang J mit sechs gleichzeitig versucht hatte, brauchte er eine Weile, um die Rohrverstopfung zu beheben. Anschließend ging er auf sein Zimmer, wo er sich, vor Angst und Kälte zitternd, hinsetzte. Es war ein Uhr nachts, und bis jetzt war er erst achtunddreißig Stück losgeworden. Bei diesem Tempo würde er noch überall auf dem Campus die Klospülungen betätigen, wenn morgens Mrs. Biggs eintraf. Er glotzte den Folienstapel und die Packungen an. Die mußte er auch noch loswerden. Sie hinter die Gasflamme im Kamin legen und verbrennen, dachte er gerade und fuhrwerkte im Kamin herum, um Platz zu schaffen, als ihn das Heulen das Windes im Schornstein auf eine bessere Idee brachte. Er trat ans Fenster und sah in die Nacht hinaus. Draußen im Dunkeln hüpften und wirbelten die Schneeflocken herum, während der Wind gegen die Scheibe peitschte. Zipser öffnete das Fenster und streckte den Kopf hinaus, benetzte dann einen Finger und hielt ihn in den Wind. »Kommt aus Osten«, murmelte er und schloß zufrieden lächelnd das Fenster. Gleich darauf kniete er vor dem Gaskamin, schraubte den Schlauch zur Gasleitung ab, und fünf Minuten später stieß das erste von 250 gasgefüllten Präservativen schwungvoll gegen die verrußten Wände des mittelalterlichen Kamins und verschwand im Nachthimmel. Zipser eilte ans Fenster, um noch einen Blick auf das muntere Ding zu werfen, wie es fortwirbelte und seine Botschaft der Enthaltsamkeit weit hinaus in die Welt trug, doch es war zu dunkel, um irgend etwas zu erkennen. Er ging ins Zimmer zurück, holte eine Taschenlampe und leuchtete in den Schornstein hinauf, der abgesehen von der einen oder anderen verirrten Schneeflocke leer war. Vergnügt begab Zipser sich wieder zur Leitung zurück und füllte fünf weitere Gummis mit Gas. Wieder verlief das Experiment absolut erfolgreich: Sie schwebten den Schornstein hinauf und immer höher. Zipser füllte noch zwanzig und ließ sie ebenso erfolgreich den Schornstein hinaufsteigen. Als er gerade den hundertsten aufblies, ging das Gas zu Ende, und das Gummi erschlaffte mit einem schrecklichen Pfeifen. Zipser kramte in seinen Taschen, bis er schließlich einen Schilling fand. Den steckte er in den Zähler, und schon nahm das Präservativ eine neue, zufriedenstellende Gestalt an. Er knotete es zu und schob es in den Kamin. Je länger es dauerte, desto versierter wurde Zipser. Zur Leitung, Gas auf, Gas zu, Knoten rein und ab damit in den Schornstein. Die Kartons neben ihm auf dem Boden füllten sich mit leeren Folien, und Zipser überlegte gerade, ob es Kinder gab, die gebrauchte Präservativ-Verpackungen sammelten wie andere die Deckel von Milchflaschen, als er merkte, daß im Schornstein irgend etwas schieflief. Das aufgequollene und abgeschnürte Ende des letzten Präservativs schwebte im Kamin. Zipser gab ihm einen aufmunternden Stups, doch das arme Ding blähte sich nur bedrohlich. Zipser zog es raus und starrte in den Kamin. Sehr weit starrte er nicht: Im Schornstein quetschten sich ungeduldige Kondome. Er zog ein zweites, rußbeschmiertes heraus und legte es auf den Boden. Das dritte, das er herauszog,

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