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Schwanenschmaus im Porterhouse

Schwanenschmaus im Porterhouse

Titel: Schwanenschmaus im Porterhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zu Abend. Er war wieder er selbst, der Pförtner von Porterhouse, und diese Wiederbelebung seiner Identität brachte auch neue Hartnäckigkeit mit sich. Er hatte Rechte. Sie konnten ihm nicht Haus und Stellung nehmen. Sie würden irgendwie gestoppt werden Während er im Haus herumlief, wurden  sie  zur fixen Idee.  Sie  waren schon immer dagewesen, geschützt durch Achtung und umgeben von einer Aura der Autorität und des Vertrauens, so daß er sich vor  ihnen sicher gefühlt hatte, doch das war nun anders. Die alte Loyalität war dahin, und Skullion verspürte  ihnen  gegenüber keinerlei Verpflichtungen mehr. Wenn er auf all die Jahre nach dem Krieg zurückschaute, fiel ihm auf, daß die Achtung ständig abgenommen hatte. Seitdem hatte es keine echten Gentlemen mehr gegeben, jedenfalls keine, für die er viel übrig gehabt hätte, sondern jedes neue Jahr hatte ihn hinsichtlich der Gegenwart ein wenig mehr ernüchtert, und seine Achtung vor der Vergangenheit ein wenig mehr bestärkt. Es war, als entwickele sich der Krieg zum Dreh- und Angelpunkt seiner Ehrerbietung. Lord Wurford, Dr. Robson, Professor Dunstable und Dr. Montgomery hatten im Gegensatz zu ihren Nachfolgern an Glanz gewonnen. Und Skullion selbst war mit ihnen erhöht worden, weil er sie gekannt und ihnen gedient hatte.
    Um zehn Uhr ging er zu Bett und lag schlaflos im Dunkeln. Um Mitternacht stand er auf, schlurfte mechanisch nach unten und öffnete die Haustür. Es hatte aufgehört zu regnen, und Skullion schloß die Tür wieder, nachdem er die Straße hoch-
    und runtergeschaut hatte. Dann zündete er, von dieser Gedenkminute beruhigt, das Gasfeuer im Wohnzimmer an und machte sich eine Kanne Tee. Wenigstens hatte er noch sein Erbe. Am Morgen würde er zur Bank gehen. Der Bankdirektor empfing Skullion um zehn Uhr früh. »Aktien?« sagte er. »Wir haben eine Anlageabteilung und könnten Sie natürlich beraten.« Er warf einen Blick auf Skullions Sparbuch. »Ja, fünftausend Pfund reichen durchaus, aber halten Sie es nicht für klüger, das Geld in etwas weniger Spekulativem anzulegen?«
    Skullion verschob den auf seinen Knien liegenden Hut und fragte sich, wieso ihm nie jemand zuhörte. »Ich will keine Aktien kaufen. Ich will ein Haus kaufen«, erklärte er. Der Direktor musterte ihn anerkennend. »Eine viel bessere Idee. Gerade in dieser inflationären Zeit das Geld in Immobilien anzulegen. Haben Sie schon ein Haus im Auge?«
    »Es steht an der Rhyder Street«, sagte Skullion. »Rhyder Street?« Der Bankdirektor zog die Augenbrauen hoch und verzog den Mund. »Das ist etwas anderes. Die wird als Ganzes verkauft. In der Rhyder Street können Sie keine einzelnen Häuser kaufen, und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, daß Ihre fünftausend es mit einigen anderen Geboten aufnehmen können.« Er erlaubte sich ein Kichern. »Es ist sogar fraglich, ob Sie mit fünftausend Pfund irgendwas in Cambridge bekommen. Sie müßten schon eine Hypothek aufnehmen, was in Ihrem Alter gar nicht so einfach ist.« Skullion reichte ihm den Umschlag mit seinen Aktien. »Das weiß ich«, sagte er. »Deshalb möchte ich diese Aktien verkaufen. Es sind zehntausend Stück. Sie müßten tausend Pfund wert sein.«
    Der Direktor nahm den Umschlag. »Dann wollen wir mal hoffen, daß sie noch ein wenig mehr wert sind als das«, sagte er.
    »Also ...« Seine herablassend fröhliche Stimme verstummte in einem Gestammel. »Großer Gott!« sagte er und starrte auf das vor ihm liegende Aktienbündel. Skullion rutschte schuldbewußt auf seinem Stuhl hin und her, als übernehme er persönlich die Verantwortung dafür, daß diese Papiere – aus welchem unerfindlichen Gründen auch immer den Direktor derart in Verwirrung stürzten. »Vereinigte Kaufhäuser. Das ist ja ganz unglaublich. Wie viele sagten Sie doch gleich?« Der Bankdirektor war schnatternd aufgesprungen. »Zehntausend«, antwortete Skullion.
    »Zehntausend?« Der Direktor setzte sich. Er nahm den Telefonhörer ab und rief die Investmentabteilung an. »Vereinigte Kaufhäuser. Wie hoch ist der Tageskurs?« Es folgte eine Pause, während der der Direktor Skullion mit neuem ungläubigem Respekt ansah. »Fünfundzwanzigeinhalb?« Er legte den Hörer auf und starrte Skullion an. »Mr. Skullion«, sagte er schließlich, »es kommt vielleicht ein wenig überraschend für Sie. Ich weiß nicht recht, wie ich es am besten sagen soll, aber Sie sind eine Viertel Million Pfund wert.«
    Skullion hörte zwar die Worte,

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